OMG, habt ihr auch von dem Gerücht von einem dritten Film von Downton Abbey gehört? Ich bin soooooooo glücklich (aber auch verängstigt, da mir der letzte Film nicht so gut gefallen hat). Hoffentlich gibt es wieder tolle Chelsie-Szenen.
Auf und davon.
Bevor Charles sich seiner Livree entledigte, ging er noch einmal hinab in die Küche, um sich seinen Pyjama anzuziehen. Wieder oben angekommen, sah er Elsie bereits im Bett auf der Seite der Balkontür liegen, den Rücken zu ihm gedreht, an die äußerste Kante gedrängt. Sie erinnerte ihn an ein verletztes Tier, dass sich versucht zu verkriechen.
Ihm blieb die rechte Seite des Bettes übrig. Von ihm unbemerkt starrte sie zwar durch die Glasscheiben ins Dunkel der Nacht, hatte ihre anderen Sinne aber geschärft bei ihr (eigentlich mehr bei ihm), hier auf der Matratze. Sie spürte, wie die Matratze einsank, sie roch seinen Geruch, sie hörte sein erschöpftes Ausatmen, als er sich auf die Matratze niederließ. Es dauerte keine zwei Minuten, und Charles war auf dem Rücken eingeschlafen, überaus dankbar über Elsies große Güte. Sie hingegen hatte Probleme in den Schlaf zu finden.
Es war für Elsie eine eigenartige Situation. Sie hatte sich dieses Mal selber überrumpelt, sich den Schlaf selbst genommen. Sie konnte neben Charles nicht einschlafen. Seine Nähe zu ihr, schien sie auszulachen, zu verhöhnen, erneut mit Genuss ihr Herz zu zerfleischen. Sie zeigte ihr auf, dass sie ihn nicht haben konnte, ihn nicht berühren konnte.
Lange träumte Elsie schon davon, dass er neben ihr läge, bereit dazu, sie zu berühren, zu streicheln, zu küssen und zu begehren. Ebenso wie sie ihn seit Jahren berühren, streicheln und küssen wollte. Oft schlief sie mit neugierigen (ehrlicherweise ungezogenen) Gedanken an Charles ein, lange schon, bevor sie verlobt waren. Meistens wurde sie von solchen Gedanken in den Schlaf begleitet, wenn sie untertags mitbekam, wie er seine Unterstellten delegierte und stressige Situationen mit Bravour meisterte. Sie fühlte sich neben ihm wohl, wenn sie merkte, alles Läuft nach seinem Plan, weil er seiner Autorität freien Lauf ließ. Wobei sie es auch durchaus genoss, ihm die Stirn zu bieten, ihn ihre Sichtweise der Dinge zu offenbaren.
Ihr kamen dann nachts beim Einschlafen oft seine Hände in den Sinn, die sie packen und streicheln könnten, die sich selbstbewusst nehmen könnten, was sie wollten. Bei den Gedanken entglitten ihr oft ihre eigenen Hände.
Aber nun bekam sie seine Nähe im Bett auf eine Art und Weise zu spüren, die sie nie für möglich gehalten hätte. Seine Nähe war wie Gift. Sie musste weg. Sie musste aus dem Zimmer. Sie musste weg von ihm.
Elsie merkte, wie ihr Gefühlschaos wieder über ihr hereinzubrechen drohte und ihr die Luft zum Atmen nahm. Dass die Hochzeit nicht stattfand, war für Elsie eine immense Enttäuschung. Von Charles und von der Liebe.
All die Ruhe und den Frieden, den sie in den letzten zwei Tagen hier im Cottage hatte, waren wie nie da gewesen, binnen Minuten. Das Spazierengehen, Backen und Blumenpflücken waren nur Täuschung gewesen, um sich dem Schmerz nicht stellen zu müssen. Um sich einzureden, dass es gar nicht so schlimm gewesen sei, dass alles ganz bald wieder gut sein würde, dass bald alles wieder seinen geplanten Weg gehen würde. Keine einzige Träne rollte ihr in den letzten Tagen das Gesicht hinab. Sie hatte sich unter Kontrolle gehalten, so wie ihre Mädchen auf Downton Abbey, sie hielt alles zusammen, eben auch sich selber. So versuchte sie sich vor dem Schmerz geschützt zu halten.
Sie merkte nun aber am eigenen Leib, dass sie sich betrogen hatte. Elsie hatte Angst vor den Gefühlen, die über ihr hereinzubrechen drohten, sie spürte eine Lawine anrollen. Sie begann zu zittern. Die Matratze schien ihre Brust wie ein Magnet hinunterzuziehen, das Atmen fiel ihr immer schwerer. Es war so drückend.
Charles schlief tief und fest, er bekam von Elsies aufkeimendem Zusammenbruch nichts mit.
Sie war noch nicht bereit dazu, Charles so nahe zu sein, sie brauchte Abstand. Und das schnell. Sehr schnell. Sie warf die Decke zur Seite und floh regelrecht aus dem Zimmer, nachdem sie sich ihr Gewand und ihre Schlüssel aus dem Badezimmer holte.
Kaum hatte sie sich im Wohnzimmer umgezogen, eilte sie auf wackeligen Beinen aus dem Cottage und machte sich mitten in der Nacht auf zu Mrs. Patmore nach Downton Abbey.
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"Was soll das heißen, nur Brot und Käse?", wollte Mrs. Patmore quietschend wissen.
"Schhhh, schhhht, nicht so laut!" Mrs. Hughes wiederholte kopfschüttelnd: "Ich habe mir immer eine Kleinigkeit von den Dingen geholt, die Sie in den Korb gepackt haben.", ihre Augen drehten sich dabei nach oben, als sie sich erklärte.
"Das war doch aber nur für den ersten Morgen gedacht!", echauffierte sich die Köchin, "Und nicht um sich gleich mehrere Tage davon zu ernähren. Sie brauchen eine warme Mahlzeit im Magen, Mädchen, zumindest einmal am Tag. Das war doch alles viel zu wenig. Kein Wunder, dass es Ihnen noch nicht besser geht."
Elsie verdrehte erneut die Augen. "Mrs. Patmore, ich hatte einfach keine Lust zu kochen.", dass sie einen Kuchen backte, behielt sie für sich.
"Also, wären Sie so nett und würden mit Ihrer Ladyschaft über mein Anliegen sprechen?", drängte Mrs. Hughes, "Ich möchte so zeitig wie möglich zum Bahnhof kommen, und noch schläft das ganze Haus."
"Ja, ja, schon gut. Ich werde mit Ihrer Ladyschaft reden. Aber ... wollen Sie wirklich das Risiko eingehen, und Ihre Stelle verlieren? Was ist, wenn man Ihnen kündigt? Und ...", nach einer kurzen Pause sprach Mrs. Patmore sorgvoll weiter: "Sie wollen Mr. Carson wirklich nicht doch über Ihre Pläne informieren?".
"Ich kann nicht, Mrs. Patmore. Ich muss weg. Ich habe es versucht. In dem Cottage komme ich nicht zur Ruhe, auch wenn vollkommene Stille in ihm herrscht. Dass Mr. Carson dort ist, erschwert es zusätzlich für mich. Untertags denke ich daran, wie er abends schwer müde von der Arbeit ins Cottage kommt, um für mich da zu sein, ich denke an ihn, wie müde er sein muss, ich denke an ihn, wie sehr er sich über Blumen und Kuchen freuen würde."
Mrs. Patmore fiel ihr stutzig ins Wort: "Kuchen?", doch Mrs. Hughes sprach, ohne das gehört haben zu wollen weiter: "Ich denke, wie traurig er nicht darüber sein müsse, dass er nicht geheiratet hat. Ich denke nur an ihn ... wie schwer seine Last und sein Leiden doch nicht ist.
Schaffe ich es, nicht an ihn zu denken, dann schleichen sich Tagträume in meine Gedanken ... Was nicht alles schön sein könnte. Wie schön es nicht sein könnte, mit Charles in so einem Cottage zu leben, verheiratet, unter sich, zu zweit. Albernheiten kommen mir in den Sinn (Kuchen backen zum Beispiel). Ich schaffe es nicht, unter diesen Bedingungen das alles zu verarbeiten."
"Und Sie denken, es ist eine gute Idee, wenn Sie allein verreisen?", wollte Mrs. Patmore ungläubig wissen. "Soll ich Mr. Carson etwas ausrichten?"
"Ich habe ihm momentan nichts zu sagen.", gestand sich Mrs. Hughes schmerzhaft ein.
Die müde Köchin nickte, war aber besorgt darüber, wie Mr. Carson dies aufnehmen würde, wenn Elsie einfach spur- und kommentarlos verschwand.
"Haben Sie vielen Dank für Ihre Unterstützung. Sie sind mir in all den Jahren eine wichtige Freundin geworden, Mrs. Patmore."
Mrs. Patmore bat nun Mrs. Hughes in der Küche zu warten, damit sie sich umziehen könnte. Sie würden das Gespräch in die Küche hinunter verlegen, um keine der anderen Bediensteten zu wecken.
Der frühestmögliche Zug würde erst in einigen Stunden abfahren und für so lange Zeit, würde Mrs. Patmore Mrs. Hughes nicht am verlassenen Bahnhof sitzen lassen. Daher beschlossen die beiden, es sich bei mehreren Tassen Tee und Keksen in der Küche gemütlicher zu machen.
Gegen vier Uhr morgens richtete Beryl ein üppiges Sandwich für die Reisende und wickelte es in Butterbrotpapier ein, dazu reichte sie eine Flasche Apfelsaft. Bei einer Stunde Fußmarsch, sollte Elsie dann um fünf Uhr morgens am Bahnhof sein, und um halb sechs ging der erste Zug.
Elsie bedankte sich dafür, dass Beryl für sie die Nacht zum Tage werden ließ. Ihr war bewusst, dass ihr der Schlaf für den heutigen Tag fehlen würde (oh arme Daisy). Dankend umarmte Elsie Beryl und verließ Downton Abbey in der Dunkelheit des jungen Morgens.
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"MR. CARSON? MR. CARSON!", Samuel klopfte erneut gegen die Haustür. "Mr. Carson, Sind sie da?", Samuel pumperte mit der Faust gegen die Haustür.
Charles erwachte endlich von dem Lärm. Er war zunächst orientierungslos und brauchte einen Augenblick, um sich daran zu erinnern, wo er war. Gepumper.
Sein Blick wanderte über die ausgekühlte Fläche neben ihm - sie war leer. Gepumper. Hastig setzte er sich auf, und machte sich auf zur Haustür. Gepumper.
Samuel presste seine Nase auf ein kleines Fenster neben der Eingangstüre, er erhoffte endlich, irgendeine Bewegung dahinter bemerken zu können.
Endlich ging ein Licht an, Samuel stoppte gegen die Tür zu klopfen und wartete ungeduldig, bis sie geöffnet wurde.
"Guten Morgen, Mr. Carson! Ich dachte schon, Sie seien gar nicht hier.", sprach der Bursche erleichtert.
"Warum sollte ich nicht hier sein?", fragte Mr. Carson mit einer hochgezogenen Braue, "Und warum klopfst du so dermaßen wild?", fragte er harsch.
"Nun ... ich klopfe schon seit gut 15 Minuten gegen Fenster und Tür. Niemand hat mir geöffnet, Mr. Carson. Aber ich habe weiter geklopft, da meine Anweisung ja war, dass ich Sie wecken solle. Ich war zugegebenermaßen schon ganz nervös, Mr. Carson, weil ich einfach nicht wusste, wie ich meinen Auftrag - Sie zu wecken - erfüllen sollte, wenn Sie gar nicht hier sind. Daher dürfte ich etwas zu energisch geklopft haben. Bitte verzeihen Sie."
Charles bedankte sich gedankenverloren bei dem Burschen und schloss betröppelt die Tür. Er wurde nun ebenfalls nervös. Wenn Samuel seit einer Viertelstunde in diesem Ausmaß gegen die Tür klopfte und schrie, dann bedeutete dies, dass Elsie dies entweder ignorierte oder sie den Lärm überhaupt nicht gehört hatte. - Was wiederum bedeutete, dass sie gar nicht hier im Cottage war.
Er ging aufgebracht Zimmer für Zimmer ab und fand nirgends Elsie oder eine Nachricht von ihr.
Das einzige, das er von Elsie finden konnte, war ihr Nachthemd, das sich wie ein Gespenst auf dem kleinen Sofa ausruhte.
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Als Elsie den Gruppenraum betrat wurde sie von 10 Augenpaaren erwartungsvoll angestarrt. Die Luft war zum Zerreißen, niemand rührte sich, einzig und allein ein rollender Würfel, der noch seine letzten Purzelbäume an der Tischoberfläche schlug, war zu hören. Sie ließ ihren Blick schweifen, auf der Suche nach einem vertrauten Gesicht. Als sie das ersehnt freundliche, herzliche, warme, ehrliche Lächeln traf, wegen dem sie hier war, hielt sie inne und bemerkte, wie Ballast regelrecht von ihren Schultern absprang und sich ihr Körper entspannte. Sobald sie in ihre kindlich glänzenden Augen blicken konnte, wusste sie, sie war endlich bei jemanden, bei dem sie sie selbst sein konnte, und fing - unbeabsichtigt aber erleichtert - an zu weinen. Sie hatte keine Chance ihre Tränen zurückzuhalten und versuchte durch eine Hand vor dem Mund ein aufkommendes Schluchzen zu unterdrücken, mit der anderen Hand stützte sie sich am Türrahmen ab. Sie fühlte sich endlich bei jemandem angekommen, der stark genug wäre, um sie auffangen zu können.
Becky ließ den Buntstift auf ihre Blumenzeichnung nieder, als sie die kullernden Tränen der Besucherin bemerkte. Sie erhob sich und ging verwundert auf sie zu, beobachtet von sieben Patienten und zwei Aufsehern. "Warum weinst du?", wollte Elsies Schwester wissen, und legte ihren Kopf seitlich in den Nacken.
Elsie begann vor Freude zu lachen, weinte aber weiter, sie war zu überwältigt, um Worte aussprechen zu können und fiel ihrer kleinen Schwester um den Hals. Becky erwiderte zunächst zaghaft, aber dann beherzt, die Umarmung und tätschelte ihrer Schwester beruhigend den Rücken.
"Na na. Ist ja schon gut!", geduldig wippte Becky hin und her und wiegte Elsie damit etwas mit. Elsies Tränen flossen ungebremst über Beckys Schulter. Es fühlte sich unbeschreiblich gut an.
Elsie brauchte einige Minuten in dieser Umarmung, bevor sie sich lösen konnte. Zu kostbar war der Augenblick. All die Trauer, all das Durcheinander, das durch Charles Geschreie ausgelöst wurde, all die Erniedrigung, die sie verspürte, schienen sich in Beckys Armen in Luft aufzulösen. Elsie merkte erst jetzt, wie sehr ihre Taubheit in den letzten Tagen sie niederdrückte.
Nach vielen Minuten zückte sie ein Stofftaschentuch aus ihrer Manteltasche und wischte Beckys nassgewordenen Hals mit der Fürsorge einer Mutter trocken, bevor sie sich selber abtupfte (und schnäuzte) und das Tuch wieder in ihrer Tasche verschwinden ließ. Tief sahen sich beide in die Augen, die ältere grinste die jüngere Schwester an, während sie ihr Gesicht in beide Hände nahm.
"Ich habe dir etwas mitgebracht.", Elsie ließ von Becky ab und zog aus ihrer Handtasche eine kleine Holzschachtel. Becky ging einen kleinen Schritt zurück und hüpfte ein wenig vor Vorfreude und klatschte in die Hände. "Was ist es? Was ist es?", wollte sie ungeduldig wissen.
Sie hielt ihr die hübsch verzierte Holzschachtel entgegen. Becky öffnete diese und war überwältigt von deren Inhalt, ihre Augen weiteten sich. "Du hast mir einen Regenbogen geschenkt.", flüsterte Becky ehrfurchtsvoll mit geweiteten Augen. Diese Freude mitzuerleben, rührte Elsie sehr, sie war so ehrlich und unverlogen. Reine, aufrichtige Freude über eine Nichtigkeit.
Becky machte stolz auf ihren Fersen kehrt, ließ Elsie stehen und ging in einer Art Gallopplauf mit der Holzschachtel zu ihrem Sitzplatz, wo ihre Zeichnung auf sie wartete. Ihre Sitznachbarin wollte ebenfalls in die Schachtel sehen, was Becky nicht zu gefallen schien, da sie die Schachtel missmutig auf die andere Tischseite schob, und die Frau zornig ansah. Becky war kurz danach so vertieft in ihre Zeichnung, dass sie vor Anstrengung ihre Zunge aus dem Mund gesteckt hatte. Elsie beobachtete das kindliche Verhalten und setzte sich auf einen der freien Sitzplätze Becky gegenüber. Elsie genoss das Gefühl, das Becky in ihr verbreitete und blieb für einige Zeit einfach nur sitzen und sah ihrer kleinen Schwester beim Malen zu. Becky war eine ungeheure seelische Stütze für Elsie.
Als es auf Mittag zu ging und Becky mit den anderen Patientinnen in den Speisesaal gebracht wurde, ging Elsie aus dem Sanatorium, um sich ebenfalls eine Mahlzeit zu besorgen. So spazierte sie in Lytham St Annes herum, auf der Suche nach einem Pub. Die Besitzerin der kleinen Pension, in der Elsie übernachtete, gab ihr einige Tipps. Nach nur kurzer Suchzeit fand sie das beschriebene Lokal und trat ein.
Nach kurzer Wartezeit brachte ihr eine freundliche Dame ihr bestelltes Essen. Elsie war überrascht über die riesige Menge auf ihrem Teller und war sich gewiss, dass sie ihn nicht zur Gänze leeren könne. Von sich aber selbst beeindruckt, saß sie dann doch vor einem leergegessenen Teller. Seit Tagen war es die erste Mahlzeit, auf die sie so richtig Appetit hatte. Beckys Gesellschaft, ließ auch ihren Magen wieder entspannen.
Da das Sanatorium erst wieder ab halb drei Uhr Besucher erlaubte, vertrieb sich Elsie die Zeit bis dahin mit einem ausgiebigen Spaziergang. Lytham St. Anne war eine gemütlich wirkende Ortschaft: Passanten grüßten einander freundlich, die Straßenbeete waren gepflegt und die Versorgung durch Geschäfte war gut aufgestellt.
Sie schlenderte entspannt durch die fremde Gegend und betrat den ein oder anderen Laden. Vor den Schaufenstern eines Süßigkeitenladens blieb sie besonders lange stehen. Verträumt dachte sie dabei an Becky und deren Freude, könnte sie die Unmengen an farbenfrohen Süßigkeiten nur sehen.
Am Nachmittag machte sich Elsie wieder auf zu ihrer Schwester. Das Wetter war schön und den Patientinnen war es erlaubt, sich im Garten aufzuhalten. Es war ein parkänlicher Garten mit imposanten Bäumen und hübsch angelegten Rabatten.
Elsie spazierte mit Becky eine Runde am Kiesweg um einen Springbrunnen herum. Beide genossen die Aufmerksamkeit der jeweils anderen. Becky, weil sie eine der Patientinnen war, die am wenigsten Besuch von allen bekam und Elsie, weil sie froh über das Gefühl von familiärer Zusammengehörigkeit war.
Elsie ging mit Becky auf eine Holzbank zu. Sie setzten sich nebeneinander und beobachteten eine entfernte Gruppe von Patienten, die Fußball spielten. Becky war ganz fasziniert von dem Gegröhle, dass ab und zu von den Männern herüberkam, sobald ein Tor geschossen wurde.
"Sieh mal, Becky, was ich uns mitgebracht habe.", flüsterte Elsie ihr gespielt heimlich ins Ohr, "Hättest du vielleicht Lust auf ein kleines Stück?", Elsie ließ ihre Schwester in ihre Handtasche lugen. Sobald Becky die Schokolade erkannte, begann sie freudig zu strahlen und zappelte ein wenig mit ihren Füßen. Elsie bewunderte erneut diese reine, unbekümmerte Freude, es ließ ihr erneut das Herz um einige Steine leichter werden.
"Nimm sie heraus, Becky.", Elsie mochte, dass Becky die Schokolade halten und teilen durfte, sie sollte das Gefühl haben, als wäre es ihre. Zaghaft griff Becky in die Tasche und holte die Leckerei heraus und betrachtete sie auf ihrem Schoß liegend. Sie hob die eingepackte Schokolade zu ihrer Nase und roch genüsslich daran.
"Darf ich ein Stück haben?", fragte Elsie.
Becky schenkte ihrer Schwester ein stolzes Lächeln und öffnete die Verpackung, brach ein Stück ab und gab es ihr. Anschließend brach sie eines für sich ab, roch noch einmal daran und steckte es sich in den Mund. Elsie beobachtete sie dabei, mit wie viel Genuss sie das Stückchen in ihrem Mund schmelzen ließ. Anschließend ließ sie auch ihr Stück Schokolade in den Mund wandern.
Einige Zeit verweilten sie noch so auf der Bank, und aßen die ganze Schokolade zusammen, ehe Becky zu frieren begann und sie sich in den Gemeinschaftsraum auf machten. Dort plauderte Elsie viel von Downton Abbey und der Familie Grantham. Becky war ganz fasziniert von Lord und Lady und deren pompösen Tagesablauf.
Von jetzt auf gleich merkte Elsie aber, dass Becky müde wurde, daraus resultierte, dass sie lieber wieder für sich sein wollte. Becky ging zu einem Regal und öffnete die Schublade, auf der ihr Name in großen Buchstaben geschrieben stand. Zurück kam sie mit einem Stapel Papier und der Holzschachtel mit den Buntstiften, die sie am Vormittag von Elsie geschenkt bekam. Vertieft begann Becky zu malen, Elsie beobachtete sie dabei.
Gegen fünf Uhr deutete einer der Pfleger Elsie, dass die Besuchszeit für heute gleich beendet wäre.
Elsie verlor einen schweren Seufzer und begann mit der zeichnenden Becky zu reden.
"Ich muss mich für längere Zeit wieder verabschieden, meine liebe Becky. Ich werde dir aber wieder schreiben.", Elsie wusste, dass Becky weder lesen noch schreiben konnte, und sie daher nie von Becky einen Brief bekommen würde. Aber ab und an bekam sie einen kleinen Bericht von ihren Pflegern darüber, wie es ihr ging.
Becky ließ nicht von ihrer Zeichnung ab, beachtete ihre Schwester nicht. Elsie versuchte erneut sich von Becky zu verabschieden, bekam aber wieder keine Reaktion von Becky geschenkt, woraufhin sich Elsie erhob und Becky zum Abschied die Schulter streichelte.
"Ich habe dich lieb, Becky. Versprich mir, dass du gut auf dich aufpasst."
Kurz bevor Elsie die Tür erreichte, wurde sie von Becky eingeholt, und hielt sie an ihrer Hand zurück.
"Auf Wiedersehen!", sagte Becky und überreichte Elsie die Zeichnung, an der sie gerade noch gearbeitet hatte.
"Das habe ich für dich gemacht!", Elsie nahm das Papier und betrachtete die Zeichnung. Auf ihr zu sehen, waren eine dunkel gekleidete Dame samt Hut und Handtasche, und eine Dame in weißer Sanatoriumskleidung, die glücklich eine Schokolade auf ihrem Schoß liegen hatte.
Unheimlich gerührt, und mit größtem Dank und noch viel größerer Liebe drückte Elsie ihre Schwester noch einmal an sich und küsste ihre Wange. Elsie verließ den Aufenthaltsraum.
Als die Besucherin gegangen war, drehte sich eine der Patientinnen zu Becky um.
"Wer war das?", wollte eine Frau wissen.
"Ich weiß es nicht.", antwortete Becky ehrlich mit einem Schulterzucken und widmete sich wieder ihren schönen Buntstiften.
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Am Weg zur Pension musste Elsie unentwegt daran denken, wie ähnlich Becky ihrer Mutter sah. Sie dachte nicht, dass sie jemals wieder in die Augen ihrer Mutter blicken würde. Der Besuch war eine gute Entscheidung gewesen. Becky hat es geschafft, Elsie wieder in ihrem Kern zu stärken. Sie wusste, dass sie nicht alleine war. Elsie war endlich wieder Elsie. Ob mit oder ohne Heirat. Ob mit oder ohne Charles. Sie war bereit für die Zukunft.
Bevor sie schlafen ging, wollte sie sich jedoch noch bei Mrs. Patmore melden, um herauszufinden, was die Granthams dazu sagten, dass sie sich einfach weggestohlen hatte und deren Zuvorkommen, einige Tage auf dem Cottage zu verbringen, so schamlos missbraucht hatte.
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Die Vermittlungszentrale meldete sich, und Elsie gab bekannt, dass sie gerne nach Downton Abbey verbunden werden wolle.
Nach kurzer Zeit vibrierte eine tiefe Stimme in Elsies Ohr: "Downton Abbey - Carson, der Butler hier."
Ich weiß, das sage ich schon seit Kapiteln ... aber jetzt dauert es wirklich nicht mehr lange, bis Charles und Elsie wieder miteinander harmonieren ;-) Ich wollte Elsie unbedingt einen Moment mit ihrer Schwester ermöglichen. Ich denke, das sie sie sehr lieben muss und in so einem verlorenen Zustand sehr vermisst hätte.
Wer ein paar nette Worte für meine Geschichte erübrigen kann, zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. Danke. Momentan bin ich nämlich etwas mutlos und denke mir, dass ich nicht das Zeug zum Schreiben habe, es gibt soooo viele tolle Chelsie Stories, ich liebe sie alle! Ich zweifle immer so stark an mir selber :-/
Bis ganz bald. Chelsie on!
