Von Rosinen und Kerlen.
Die Nacht war anfangs sehr unruhig für beide. Elsie fand zwar bald nach dem Sex tiefenentspannt in den Schlaf, wälzte sich aber ungewohnt oft hin und her. Charles lag an die Decke starrend da, seine Hände auf der Brust zusammengefaltet. Er hätte gerne gewusst, was Elsie so umtriebig schlafen ließ. Er drehte sich zu ihr, strich ihr sanft über den Kopf und legte ihr liebevoll einen seiner zartesten Küsse auf die Stirn. Bedacht darauf, sie nicht zu wecken, aber dennoch bestimmend genug in seinem Vorhaben, zog er sie an sich heran. Charles wollte seiner Liebsten einen Platz zum Ankuscheln anbieten. Dieser Platz sollte sich unter seinem Arm befinden, neben seiner Brust, ganz dicht bei ihm. Schlaftrunken rutschte Elsie an ihn und kuschelte sich seitlich liegend, so wie er es mochte, ganz dicht an ihn heran. Sie legte einen Arm um ihn herum, ein Bein über sein Bein, ihr Kopf fand an seiner Brust Platz. Elsie atmete mit einem wohlwollenden Summen aus. Charles merkte, wie sich nach wenigen Augenblicken Elsies Muskulatur entspannte. Ihre Gliedmaße lagen nun mit einem angenehmen Gewicht auf seinem Körper. Ein schönes Gefühl, jemanden so spüren zu können. Er war ergriffen, dieser starken, sturen Frau einen Ort schenken zu können, in der sie ihre sanfte Seite zeigen könne, in der sie Geborgenheit finden könne und sich nicht behaupten müsse. Er platzierte seine Hand auf ihrer Hüfte, hielt Elsie gut verwahrt in seiner Umarmung. Ihr Körper fand endlich Ruhe, und Charles in seinen Schlaf.
Als Elsie am nächsten Morgen im Beginn war zu erwachen, lagen sie noch immer eng aneinander zusammen. Die ganze Nacht über wollte Charles seine Elsie nicht aus der Umarmung lassen. Und Elsie mochte sich nicht aus Charles Umarmung lösen, da er es schaffte, dass sie sich leicht, dass sie sich sorglos fühlte. Sie war beschützt. Ein Gefühl, dass sie in dieser Intensität seit ihrer jüngsten Kindheit nicht mehr verspüren mochte, so kostbar, wie alle Wertgegenstände in Downton Abbey zusammen. Und ein Gefühl, von dem sie so lange nicht mehr zu hoffen gewagt hatte, es je wieder zu spüren. Bedingungslose, fürsorgliche Geborgenheit.
Es war nicht so, dass Elsie Sorgen oder Ängste hätte, aber sie hatte als Oberste Hausdame doch recht viel zu bedenken und ständig einen vollen Kopf. So dicht bei Charles, so fest in seinem Arm, merkte sie zum ersten Mal in ihrem Leben, wie leicht man sich fühlen könne. Sie liebte Charles dafür, dass er solch eine magische Wirkung auf sie hatte. Sie war noch nie so schwerelos. Obwohl kaum eine Lücke zwischen den beiden war, suchte Elsie dennoch mehr von Charles' Nähe, und streckte sich an ihm immer höher hinauf, bis sie mit ihrem Kopf an sein Kinn stieß. Dabei bemerkte sie etwas Ungewohntes. Etwas scheuerte an ihrer Stirn. Um sich Vergewisserung zu verschaffen, strich sie langsam ihre Stirn nach links und wieder nach rechts, um sich so an seinem Kinn zu reiben. Nein, es war einfach nicht so geschmeidig wie sonst. Er fühlte sich ungewohnt an, so kratzig. Ungläubig patschte sie ihre Hand auf seine Wangen, bevor sie neugierig ihren Kopf hob und mit ihren verschlafenen Augen an jene Stelle blinzelte, die sie zuvor mit ihren Händen erforscht hatte. Ihre Augen waren noch verschlafen, aber sie konnte deutlich einen grauen Schatten an Wangen und Kinn erkennen. Sie stütze sich an ihrem rechten Ellenbogen ab und zupfte sich eilig das Pflaster von ihrem linken Zeigefinger, ehe sie mit diesem neugierig über die kratzige Haut in Charles Gesicht strich. Es wirkte befremdlich auf Elsie, Charles so zu sehen.
Charles war schon einige Zeit munter und genoss es mit einem seligen Lächeln im Gesicht, das Erwachen seiner Frau mitzuerleben. Er nahm Notiz davon, als ihr Bewusstsein langsam begann ihre Träume zu verdrängen. Ihr Atem wirkte kontrollierter, ihr Gliedmaße begannen sich zu bewegen: Zaghaft strichen ihre Füße an seinen Unterschenkeln hoch und runter, ihren Bauch drückte sie noch fester an seine Seite, ihren Kopf stupste sie gegen sein Kinn. Und unerwartet landete eine Hand in seinem Gesicht.
Er ließ sie sein Gesicht erforschen. Er war sich dessen bewusst, dass sie noch nie die Möglichkeit hatte, das unaufhaltsame Wachstum der männlichen Bartbehaarung so nah mitzuerleben. Seine letzte Rasur war am Hochzeitsmorgen und so bildete sich bis jetzt ein kleiner Ansatz eines Dreitagebarts.
"Soll ich ihn mir wachsen lassen?", fragte er mit noch geschlossenen Augen und verfolgte aufmerksam Elsies neugierige Berührungen. Er war irgendwie gerührt, sich von Elsie so entdecken zu lassen.
Jedoch zur Gänze unbeeindruckt von seiner Frage, ließ sie weiterhin ihren Finger über Charles Wangen gleiten.
„Ich könnte mir einen Schnurrbart wachsen lassen, oder einen Vollbart, so wie ihn die alten Wikinger trugen. Dann könnte ich mir vor dem Schlafengehen ebenfalls einen Zopf flechten. So wie du.", Charles holte Elsies langen Zopf hervor und strich ihn entlang.
„Das wagst du nicht!", Elsie verfiel in schallendes Gelächter, als sie endlich in Charles Augen blickte.
Charles griff nach Elsies Hand und führte sie zu seinem Mund, um einen Kuss darauf zu legen.
Unerwartet zuckte Elsie mit schmerzverzerrtem Gesicht und einem kleinen Mucks mit ihrer Hand zurück. Charles presste so fest gegen Elsies Schnitt, dass der Schmerz unangenehm in ihrer Muskulatur stach. Sie betrachtete die Wunde schnell und unauffällig und bemerkte dabei, dass die Rötung rundherum zugenommen hatte. Sie wollte keine große Sache daraus machen und beruhigte Charles, als er sie mit gehobenen Augenbrauen verdutzt ansah.
„Es war nur mein Schnitt. Nichts weiter. Du hast etwas fest darauf gedrückt.", erklärte Elsie beschwichtigend und legte sich wieder an Charles an, „Charlie, ich bin noch etwas müde. Das Tanzen war wohl doch zu verausgabend, gestern. Meine Füße schmerzen noch." Dass sie zudem mit einem Schwindelgefühl kämpfte, verriet sie ihm nicht.
Wortlos befreite sich Charles unter Elsies Körper und erhob sich aus dem Bett. Elsie blickte ihn an und wartete darauf, dass er ihr erzählen würde, was er jetzt vorhatte. Sie war überrascht, dass Charles so plötzlich das Bett verließ. Zudem verließ er nicht nur das Bett, sondern auch das Zimmer. Sie wurde immer neugieriger und würde jetzt gerne um die Ecke ins Badezimmer blicken können. Schon wenige Augenblicke später, hörte sie, wie Wasser in die Wanne rauschte.
„Hast du Lust auf ein entspannendes Bad?", Charles schob seinen Kopf fragend aus dem Badezimmer. Elsie betrachtete Charles für einige Sekunden und schluckte schwer, denn als sie ihren Mann so glücklich und unbefangen am Türstock herauslugen sah, war sie durch und durch ergriffen. Elsie schenkte ihm ein Lächeln, schob die Decke beiseite und folgte ihrem Mann ins Badezimmer.
Nun war es Elsie, die sich mit ihrer rechten Hand am Türstock abstütze. Sie machte kurz Halt, denn ihr Kreislauf empfand wohl, dass sie zu hastig aus dem Bett gestiegen sei, sie benötigte daher kurz eine Pause, um die ganzen Sterne vor ihren Augen wieder verschwinden zu lassen. Als sich ihr Sichtfeld wieder klärte, fand sie Charles bereits am Wannenrand sitzend. Sie musste schmunzeln, als sie ihn nur in seiner Pyjamahose sah, ihr kam wieder in den Kopf, wie es zu diesem Umstand kam.
Er betrachtete sie gleichfalls, und war überrascht, welche starke Wirkung es auf ihn hatte, Elsie in seinem Pyjamaoberteil zu sehen. Es war ihr viel zu groß, es reichte ihr gerade mal bis zur Hälfte ihrer Oberschenkel, es wirkte an ihr wie ein kurzes Nachthemd. Der Halsausschnitt hing schräg über eine Schulter und entblößte ihr Schlüsselbein, worauf sich zarte Sommersprossen befanden. Die Ärmel waren so lang, dass ihre herabhängende linke Hand darin zur Gänze verschwand. Ihr geflochtener Zopf hing ihr über die Schulter.
„Ich liebe dich, Charlie.", schenkte sie ihrem Mann mit erröteten Wangen, als sie sich vom Türrahmen abstieß und weiter auf ihn zuging.
Sobald Elsie nah genug bei ihm war, und er sie ergreifen konnte, zog er sie zu sich. Langsam begann Charles sein Hemd an ihr aufzuknöpfen. Er spürte, wie Lust in seinen Lenden aufkam. Für jeden geöffneten Knopf belohnte er sich mit einem Kuss auf Elsies soeben frei gewordener Haut. Knopf für Knopf entblößte er mehr von ihrem Oberkörper. Kuss für Kuss wanderte er immer tiefer. Elsie nahm das kratzende Kitzeln seiner Küsse mit steigender Lust auf. Als er an ihrem Bauchnabel ankam, öffnete er den Stoff vorhanggleich nach links und rechts. Er war fasziniert davon, welch wunderhübsches Bild Elsies natürlich entspannt hängende Brüste darboten. Er liebte sie außerhalb des steifen Korsetts, das ihm deren Wärme, deren Weichheit und deren Bewegungen verwehrte.
„Es war noch nie so schön, meinen Pyjama auszuziehen.", hauchte er ihren Brüsten entgegen, die sich direkt auf seiner Augenhöhe befanden. Ohne lange zu zögern, nahm er einen Nippel in den Mund, was Elsie ein entspanntes Ausatmen entweichen ließ, seine Hände griffen nach ihrer Hüfte. Neckisch umrundete er den Nippel einige male mit seiner Zunge, sog genüsslich daran und tat dies mit der anderen Brust ebenfalls, nachdem er schmatzend von ihr abließ. Nachdem er beide Brüste liebkost hatte, blickte er hinauf zu Elsie. Er konnte anhand ihrer geschlossenen Augen und den zufrieden gehobenen Mundwinkeln erkennen, dass sie seine Berührungen genoss.
Diese Entspannung wich geschwind aus ihrem Gesicht. Vor Schreck öffnete Elsie ihre Augen als Charles sachte aber bestimmend an ihrem Zopf zog. Er wollte sie für einen Kuss zu sich herabziehen. Alsbald der Schreck nachließ, war Elsie überrascht über das aufkeimende erregende Gefühl, körperlich so geführt zu werden, sie stieg in den Kuss mit ein. Er behielt den Zopf unter permanentem Zug. Erst als er den Kuss beendete, ließ er auch das Haar wieder los. Elsie richtete sich auf und bemerkte, dass Charles Finger das Öffnen des Oberteils wieder aufnahmen, es waren nur noch wenige Knöpfe verschlossen. In Elsie stiegen Neugier und Aufregung. Charles mit seinem Gesicht so nah an ihrer intimsten Stelle zu wissen, war ganz und gar ungewohnt.
„Charles, nicht.", doch Charles wollte nicht gestoppt werden, er wollte noch weiter an ihr herunter wandern, er dachte sich schon, dass er ihrerseits irgendwann auf Widerstand stoßen würde. „Charles.", Elsie versuchte sich aus seinen Liebkosungen zu befreien, was sich aber nicht als einfach herausstellte, da sie sich gar nicht von ihm lösen wollte.
„Charles … das Wasser!", bei den Worten ließ er widerwillig von ihrer warmen Haut ab und drehte sich um. Das Wasser stand in der Tat schon hoch. Er schraubte den Wasserhahn zu und erhob sich vom Badewannenrand. Er drehte Elsie um, sie stand nun mit dem Rücken zu ihm. Er küsste ihr Genick, strich das Pyjamaoberteil von ihren Schultern. Da ihr das Oberteil dermaßen zu groß war, spielte es keine Rolle, dass die letzten wenigen Knöpfe noch nicht geöffnet wurden. Der Stoff glitt an ihr ohne Hindernisse hinab. Sie trat aus dem entstandenen Stoffkreis am Boden und stieg in die Badewanne, ihren Zopf ließ sie heraus hängen um ihn vor dem Wasser trocken zu halten. Sie genoss die Wärme, die sie nun umschloss. Charles nahm sich den kleinen Holzschemel unter dem Waschbecken hervor und platzierte ihn an das Fußende der Badewanne. Er setzte sich und griff nach einem Fuß von Elsie. Er zog ihn aus dem Wasser und stütze in am Wannenrand ab. Charles begann Elsies Fuß zu massieren. Elsie war überrascht, welch außergewöhnliche Entspannung sich in ihr ausbreitete. Wärme, Dunst und die drückenden Hände ihres Mannes erlaubten ihr es nicht auch nur einen Gedanken zu fassen, Schwindel machte sich wieder in ihr bemerkbar. Ab und an entfleuchte ihr ein Stöhnen, wenn Charles genau an der richtigen Stelle drückte. Sie war sich dessen nicht bewusst gewesen, wie entspannend so eine Fußmassage sein konnte, noch nie kam sie auch nur annähernd der Möglichkeit nahe, eine zu erhalten.
„Wir brauchen deine Füße heute noch.", sprach er angenehm monoton, um Elsie nicht aus ihrer Entspannung zu holen, „Morgen ist bereits unsere Abreise, und ich …"
„Nein, nicht! Sprich diese Worte noch nicht aus. Ich möchte nicht an die Abreise denken müssen, Charlie. Lass uns noch hier bleiben. Nur du und ich."
Er verstand Elsies Begehren nur zu gut und fing seinen Satz neu an: „Heute würde ich gerne mit dir durch die kleine Stadt bummeln. Es gibt hier ein paar Läden, durch die wir spazieren könnten. Hättest du Lust dazu?"
Elsie gefiel der Gedanke, mit ihrem Mann durch die Straßen zu flanieren und nickte ihm mit freudestrahlenden Augen zu, ehe sie sie schloss und den Augenblick genoss. Und auch Charles genoss den Moment, in dem er seiner Frau beim Entspannen zu sehen konnte, während ihre Brüste reizend an der Oberfläche schwammen.
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Tiefenentspannt und zufrieden, schloss Elsie die Zimmertür hinter ihnen. Sie machten sich auf den Weg zur Treppe, als sich Elsie bei Charles entschuldigte und noch einmal ins Zimmer zurückeilte. Charles machte sich derweilen allein in die Lobby auf, um dort auf sie zu warten.
Als Charles wenige Stufen hinab gegangen war, sah er ihn bereits. Charles rümpfte missbilligend seine Nase. Dieser Kerl stand vor einem der Bücherregale gegenüber der Rezeption, sein Wesen vertieft in eines der Bücher, das er in seinen langgliedrigen Fingern hielt. Er nahm keine Notiz von Charles.
Charles hingegen ging auf einen der Ohrensessel zu und musterte diesen Kerl ganz genau, aber so unauffällig wie möglich. Er war groß. Aber nicht so groß wie Charles, er reichte ihm ungefähr bis zur Nasenwurzel. Und er war dünn. Er schien auch um einige Jahre jünger zu sein als Charles. Unter seiner Nase hatte er einen dieser modernen Schnauzer. Charles sog schneidend Luft ein. Vor seinem geistigen Auge sah er Elsie, wie sie voller Neugier an diesem Bart mit ihren Zeigefinger entlang fuhr.
Charles gestand ihm einen guten Kleidungsstil zu, seine dunklen Haare waren ordentlich gekämmt. Wo blieb Elsie nur?! Es kam ihm so vor, als würde er schon eine Ewigkeit auf seine Frau warten, dabei nahm er gerade erst Platz. Es kribbelte die Ungeduld in Charles. Lange könne er nicht mehr tatenlos dasitzen. Er mochte endlich wissen, woher er seine Frau kannte. Endlich hörte er jemanden die Treppen hinab kommen. Es war Elsie.
Der Fremde nahm seinen Blick aus dem Buch und richtete ihn zu den Stiegen. Charles konnte in seinem Gesicht genau erkennen, wie gebannt der Kerl von seiner Elsie zu sein schien. In dem Lächeln, das nun seine Lippen umspielte, sah er ein Angebot von Freundschaft, von Neugier, von Interesse. Das war etwas, das Charles überhaupt nicht gefiel. Unkontrolliert stand Charles wie vom Blitz getroffen auf. In seiner rechten Hand machte sich alles dazu bereit, um zuzuschlagen. Mitten in sein anmaßend grinsendes Gesicht. Er spürte, wie seine Fingernägel in seine Handfläche stachen, da er seine Faust so fest ballte. Einer seiner Knöchelchen knackte dabei. Doch bevor er zuschlug, sah er erneut zu Elsie, da er auch ihre Reaktion auf diesen Mann sehen wollte.
Er sah Elsie, wie sie auf ihn zuging. Ihr Anblick war umwerfend. Charles schluckte schwer und ging wie ferngesteuert wenige Schritte auf seine Frau zu. Dieser Moment schien ewig anzuhalten, es wirkte so, als würde sie sich in Zeitlupe bewegen. Stufe für Stufe schien sie herabzuschweben. Dabei vielen ihm ihre Brüste auf, wie sie bei jedem Schritt auf und ab wogen. Oder nach links und nach rechts wippten. Er wusste es nicht so genau, es war schwer aus den verkrampften Augenwinkeln zu beurteilen. Er erinnerte sich daran, wie sie eben im Wasser entspannt schwammen. Charles verkniff es sich so gut es ging, hinzusehen, er war ja nicht allein hier in der Lobby. Verdammt war das schwer! Bei jedem ihrer Abwärtsschritte nahm er die üppigen Bewegungen wahr. Er musste kurz mit seinem Zeigefinger seinen Kragen lockern. Charles zwang sich in ihren hübschen, blauen Augen zu bleiben. Aber die Brüste wippten schon sehr frech … und anreizend. Oben bleiben, Charles … einfach in den Augen bleiben! Sie bewegten sich so schön geschmeidig, bei jedem ihrer Schritte. Rauf. Runter. Und rauf. Und runter. Starr und verkrampft blickte er in Elsies Augen. Und ist das etwa ein Nippel, der sich durch die Bluse abzeichnet? Nein, das kann nicht sein, sie trägt ja ihr Korsett. Aber wäre es nicht schön, wenn es so wäre? Oh verdammter Gott, war es schwer nicht hinzusehen! Bleib bei den blauen Augen.
"Wieso blickst du mich so finster an?", flüsterte Elsie verunsichert, als sie bei ihrem Mann angekommen war. Charles wirkte etwas nervös. Er räusperte sich.
„Ich hab bloß nachgedacht.", presste er unüberlegt hervor. Er war erstaunt, dass Elsie plötzlich so dich vor ihm stand.
„Ah. Und worüber hast du nachgedacht?", war Elsie interessiert.
Erzähl ihr bloß nicht die Wahrheit. Erzähl ihr, du hast über Downton Abbey nachgedacht. – Ob alles seinen gewohnten Gang ginge. Oder erzähle ihr, dass du dich schon auf heute Abend freust. Erzähl ihr aber nicht die Wahrheit. Erzähl ihr keinen Falls, dass du wie ein pubertierender Jüngling ihre Brüste beobachtet hast, ja gar fast schon studiert hast. Erzähl ihr, dass du an euer gemeinsames Cottage gedacht hast, an die Heimreise, an diesen seltsamen Mann da drüben, an das nächste Weihnachtsfest, oder an das Buch auf dem Tisch in ihrem Zimmer, aber bloß nicht die Wahrheit.
„Rosinen."
Bravo, Charles.
„Verzeihung, Charlie, ich habe nicht so ganz verstanden.", gestand Elsie kopfschüttelnd, „Hast du Rosinen gesagt?"
Charles räusperte sich. „Ja … gewiss. Rosinen. An die dachte ich gerade."
„Eh … Rosinen … ?", verdutzt blinzelte Elsie in Charles Gesicht, „Ich dachte, da gibt es nichts zu überlegen. Entweder man mag sie, oder man mag sie nicht. Das ist eine ziemlich eindeutige Sache bei Rosinen. Sie machen es einen Gott hab Dank sehr leicht, diese ekeligen Dinger!", Elsie rollte mit ihren Augen, „Keiner sinniert darüber nach. Ich dachte, du magst sie nicht. Zumindest ging ich davon aus, denn jedes Mal, wenn Mrs. Patmore einen Apfelstrudel bäckt, bleiben bei dir die Rosinen am Teller."
„Nicht allen Rosinen bin ich abgeneigt. Manche habe ich ganz gerne in meinem Mund."
„Wie meinst du das?"
Doch anstatt zu antworten, sah er Elsie nur spitzbübisch an. Er hoffte, das war Antwort genug.
„Der Mann da drüben. Wer ist das?", wechselte Charles prompt das Thema, seine Stimme klang ungewohnt rau. Er bemerkte, dass sich sein Körper wieder anspannte.
„Wen meinst du?", fragend blickte sich Elsie um.
„Na diesen Kerl da drüben. Bei dem Bücherregal.", Charles nickte mit dem Kopf in Richtung des Mannes.
Elsie musste kurz überlegen, wen Charles meinen könnte. Aber als sie in Charles verfinsterte Augen blickte, wurde ihr bewusst, wen er meinen würde.
„Hier steht niemand, Charlie. Solltest du den Mann vom gestrigen Frühstück meinen, dann habe ich dir gestern schon alles dazu gesagt. Ich kenne ihn nicht!", angekratzt ließ Elsie Charles stehen und machte sich auf in den Speisesaal, um zu frühstücken.
Charles drehte sich zum Bücherregal um, der Mann war verschwunden. Mit einem Hopser hastete er Elsie nach.
„Gut, dann mag er gegangen sein. Aber wir haben noch immer nicht über DEINEN Bekannten geredet. Wer ist das?", sprach er mit guter Miene zum Bösen Spiel. Er mochte nur ungern Blicke auf sich ziehen und war bemüht um einen freundlichen Ausdruck in seinem Gesicht.
„Nenne ihn nicht so. Er ist nicht MEIN Bekannter. Ich kenne den Mann doch gar nicht.", verteidigte sich Elsie zischend, ebenfalls um Diskretion bemüht.
„Aber er kennt dich. Oder kannst du das bestreiten?! Es fällt mir schwer zu glauben, dass du ihn nicht kennst."
Elsie war verstimmt über Charles Misstrauen und blickte sich im Speisesaal um. Niemand war hier. Das wunderte sie aber auch nicht, da sie sich heute mit dem Herunterkommen sehr viel Zeit gelassen hatten, es war schon bald zehn Uhr. Verärgert ging Charles auf das Buffet zu und blickte im Vorbeigehen auf den Tisch des Fremden. Kein verdammtes Namenskärtchen am Tisch.
Elsie nahm an ihrem Tisch platz und beobachtete ihren Mann. Mrs. Dewshine betrat nur wenige Sekunden nach ihnen das Zimmer, sie erkundigte sich bei Elsie, ob es wieder Tee mit Milch sein dürfe und ob noch ausreichend am Buffet zu finden sei. Elsie bedankte sich höflich, und nickte bestätigend. Als Mrs. Dewshine sie verließ, wanderten ihre Augen wieder zu Charles. Ihr kam es so vor, als lud er sich heute aus Trotz Unmengen an ungesundem Essen auf seinen Teller: Speck, Eier, Würstchen, Käse, Toast.
„Wo ist dein Gemüse?", fragte Elsie beabsichtigt provokativ, sie mied es zu Charles zu blicken, als sie ihre Stoffserviette vom Tisch nahm.
„Dein schlanker Beau hat mir nichts über gelassen!", antwortete Charles schnippisch.
„Das hast du jetzt nicht gesagt! Treib es nicht zu weit, Charles! Ich sage dir jetzt zum letzten…", Elsies hielt abrupt inne, als sie Mrs. Dewshine hinter ihrem Rücken auftauchen sah. Die Pensionsbesitzerin platzierte den gewünschten Tee auf dem Tisch ab und verließ den Raum wieder.
Elsie holte tief Luft und sprach, dieses mal um mehr Ruhe bedacht: „Charlie, ich kenne ihn nicht, glaube mir doch. Ich liebe nur dich. Dich alleine.", Elsie legte ihre Hand auf die von Charles und suchte nun Augenkontakt mit ihm.
Als er mit finsterem Blick in Elsies ehrliche, blauen Augen sah, wurde ihm bewusst, wie absurd seine Gedanken waren.
"Möchtest du etwas Speck haben?", reumütig bot er ihr etwas von seinem Teller an.
"Nein, danke, iss du nur. Aber ich werde uns allerdings noch ein bisschen leichtere Kost dazu holen.", sprach Elsie liebevoll und erhob sich vom Tisch.
Zurück kam sie mit einer Schale voll Haferbrei, den sie mit einem Klecks Honig verfeinert hatte, und einer kleinen Rebe voller blauer Trauben. Vor der Obstschale hielt sie inne und sinnierte etwas über die Auswahl. Sie machte einen großen Bogen um die Äpfel. Ihr wäre nicht wohl dabei, würde sie nach einem greifen. Vorallem, da sich Charles nun endlich wieder beruhigt zu haben schien, und sie befürchtete, ein Apfel könnte die Geschehnisse von gestern wieder aufrühren. So griff sie stattdessen zu Weintrauben, die sie in der Mitte ihres Tisches platzierte.
Charles beobachtete Elsie dabei, wie sie mit dem Löffel in ihrem Porridge herumstocherte, und in ihm rührte, aber ihn einfach nicht zu ihrem Mund führte.
„Warum isst du nicht?", fragt Charles bedacht.
„Oh. Ich weiß auch nicht, ich habe keinen großen Hunger.", matt lächelte sie ihm zu.
„Wenn ich dich gekränkt habe, tut es mir leid. Ich möchte dir keine Untreue unterstellen."
Elsie zuckte mit den Schultern und versuchte ihm ein fröhlicheres Lächeln zu schenken. Die Eifersüchtelei ihres Mannes schaffte es zwar, sie in Rage zu bringen, aber nicht sie in Lethargie zu versetzen. Den kleinen Tobsuchtsanfällen von Charles war die Schottin allemal gewachsen. Elsie wusste selbst nicht so recht, was ihre Stimmung trübte.
„Möchtest du dich hinlegen?", fragte Charles besorgt, als Elsie ihm von ihrem Gemütszustand berichtete.
Elsie verneinte, sie würde es sich nicht verzeihen können, würde sie die kostbare Zeit ihrer Flitterwochen damit verbringen, sich ins Bett zu legen. Sie begann nun zu essen, mehr als ein paar Bissen schaffte sie aber nicht.
„Ist alles zu ihrer Zufriedenheit?", erkundigte sich Mrs. Dewshine, als sie bei den Carsons am Tisch erschien. Charles bedankte sich für die Nachfrage, und versicherte, dass es ihnen an nichts fehle.
„Dann stört es Sie nicht, wenn ich mit dem Abräumen des Buffets beginne?", wollte sich Mrs. Dewshine vergewissern.
„Nur zu, Mrs. Dewshine.", bestätigte Elsie Charles Worte höflich. „Es tut uns leid, dass wir heute so lange auf uns warten ließen. Wir hoffen, nicht allzu viel Chaos in Ihren Tagesablauf gebracht zu haben."
„Oh nein, Mrs. Carson, keine Sorge. Ich habe die Zeit gut nutzen können, um die Betten der jungen Familie aufzufrischen. Hätten Sie gerne die heutige Ausgabe der Tageszeitung, Mr. Carson?"
Dankend nahm Charles das Angebot an.
Nach einem kurzen Zögern, fügte Mrs. Dewshine noch hinzu: „Gestatten Sie mir die Frage, Mrs. Carson: Fühlen Sie sich wohl? Sie wirken blass."
„Haben Sie vielen Dank, es geht mir gut.", versicherte Elsie der fürsorglichen Dame und sah ihr beim Verlassen des Zimmers zu.
Charles betrachtete Elsie. Jetzt, da Mrs. Dewshine es erwähnte, wirkte Elsie in der Tat blass.
Es vergingen kaum fünf Minuten, da kam die Pensionsbesitzerin bereits zurück, in der einen Hand ein leeres Tablett und in der anderen Hand die Zeitung für Charles. Sie reichte sie ihm, als sie am Weg zum Buffet war, um es abzuräumen.
Während Charles die Zeitung las, genoss Elsie erneut die schöne Aussicht, die ihr die großen Glasflächen auch heute ermöglichten. Wieder wurde sie von herzerwärmenden Kindheitserinnerungen beschenkt, als sie in den blühenden Garten blickte, still nippte sie ab und zu an ihrem Tee.
„Morgen findet ein Kongress hier statt.", berichtete Charles verstimmt hinter der Zeitung hervor, „Es wird berichtet, dass es dieser Tage daher im Ortszentrum ziemlich voll werden könne."
Elsie fragte nicht genauer nach, sie musste schmunzeln, als sie die Empörung in Charles Worten vernahm. Für sie stellte es kein Problem dar, dass das Städtchen in Aufruhr war. Ganz im Gegensatz zu ihrem Mann, der es bevorzugte, dass alles seinen geregelten und gewohnten Gang nähme, auch wenn er diesen gar nicht kannte.
„So viele Menschen, an denen ich mit meinen Mann voller Stolz vorbei ziehen kann, während er mich in seinen Arm eingehakt durch die Straßen führt. Welch liebliche Vorstellung.", träumte Elsie vor sich hin, in der Hoffnung, Charles Unmut mit ihren Worten schmälern zu können.
Er löste seinen Blick von der Zeitung und landete direkt in Elsies Augen. Sie wiederum blickte ihm direkt ins Herz, wie wunderschön sie doch war. Sie zauberte ihm ein Grinsen ins Gesicht.
„Wollen wir aufbrechen, Elsie?", fragte Charles.
Elsie nickte beschwingt, woraufhin sich Charles erhob und ihr beim Aufstehen behilflich war, indem er ihren Sessel zurück schob. Gleich danach nahm er ihre rechte Hand und schenkte ihr einen Kuss auf den Handrücken, ehe er sie in seinem Ellenbogen platzierte.
Bevor sie die Pension verließen, gingen sich noch einmal in ihr Zimmer und machten sich für das Ausgehen bereit. Durch das späte Frühstück beschlossen beide, das Mittagessen ausfallen zu lassen und baten daher heute auch um keine Sandwiches bei Mrs. Dewshine.
Tut mir leid, für das lange Warten. Manchmal geht das Leben drunter und drüber.
Bitte habt vielen Dank für eure Reviews. Mögen sie noch so kurz sein, bringt ihr mir damit unmenge viel Freude. Und wenn ich, so wie jetzt, an meiner Fanfic große Zweifel habe, dann motivieren mich eure Worte sehr. Ganz alleine trage ich also nicht die Schuld an dieser Story. Danke an euch :-* :-*
Bis bald ihr Lieben!
