Ihr Lieben, das Leben ist momentan sehr fordernd. Krankheiten. Scheidungen. Freunde. Handy kaputt. Laptop kaputt. Krankenhaus. Familie. Und irgendwo dazwischen soll sich Zeit für meine Hobbies und mich befinden. Manchmal ist es schwer Zeit zu finden. Ich hoffe, ihr seid noch interessiert an die Geschichte und verzeiht mir mein langes Schweigen.

Ich hoffe, euch geht es allen gut :)


Der Zufall.


Elsie spürte, wie jemand ihre linke Hand anhob, sie einige Male hin und her drehte und sie wieder sanft nieder ließ. Anschließend spürte sie eine Hand auf ihrer Stirn, die einen leichten Druck ausübte. Nun presste etwas kühles, rundes auf ihrer Brust herum.
Sie versuchte ihre Lider zu heben, doch sie schienen zu schwer, sie drehte ihren Kopf nach links und rechts und stöhnte. Elsie versuchte etwas zu sagen, doch aus ihrem Mund formten sich keine Worte, ihre Zunge schien vergessen zu haben, wie man sich bewegt. Außer ungewolltem Lallen kam nichts. Erneut versuchte sie die Augen zu öffnen. Vergebens.

"Da sind Sie ja wieder!", hörte Elsie eine männliche Stimme sagen, sie konnte Erleichterung in ihr erkennen.

Sie kniff ihre Brauen zusammen und versuchte nun ihre Augenlider mitsamt den Augenbrauen anzuheben. Sie hoffte, dass die Brauen die Lider wie einen Fisch an der Angel mithochzogen.
Doch sobald sie die Augen geöffnet hatte, schloss sie sie reflexartig wieder. Zu empfindsam schienen ihre Augen, das Licht war zu hell.
Zaghaft öffnete sie die Lider wieder, um ihre Augen an die Helligkeit zu gewöhnen. Millimeter für Millimeter, um das sich ihr Sichtfeld vergrößerte, versuchte Elsie Orientierung zu finden. Doch es war schwer, denn sie kämpfte mit ihrer Unschärfe.
Nach einigem Zwinkern konnte sie ihr Umfeld erkennen, genauso wie die Person, die über sie gebeugt am Bett stand. Zu ihrer großen Verwunderung war es aber kein dunkelhaariger Mann, der die Statur eines beschützenden Bären hatte. Das Stethoskop hängte er sich mit geübter Bewegung um den Hals, als er sich aufrichtete.

Noch geistig ungeordnet versuchte sich Elsie aufzusetzen, doch ohne Hilfe schien sie nicht hochzukommen. Erst als ihr unter die Arme gegriffen wurde, schaffte sie es, sich hochzudrücken.

"Übereilen Sie nichts. Ihr Kreislauf braucht noch etwas Zeit, um sich wieder zu stabilisieren.", riet ihr der Fachmann.

Elsie lehnte ihren Kopf am Kopfteil des Bettes ab und atmete einige mal schwer ein und aus. Sie fand sich in dem Bett ihres Hotelzimmers wieder.

"Sie. Was ... ? Dann ... habe ich mich ... gestern doch nicht getäuscht. Wieso ... ? Aber ... ? Was tun Sie hier?", wollte Elsie mit krächzender Stimme wissen.

"Vor einigen Tagen fand der diesjährige Ärzte- und Gesundheitskongress in diesem Städtchen statt.", antwortete er ruhig und sichtlich zufrieden, dass seine Patientin munter war, er grinste erfreut durch seinen Schnauzer.

"Vor ... einigen ... Tagen? Charlie hat doch gestern erst in der Zeitung gelesen, dass ... Wo ist er? Charlie? Aber ... was tun Sie ... hier?", fragte Elsie besorgt, da ihr die gesamte Situation seltsam vorkam und Charles nicht hier war, sie war in Sorge, dass ihm etwas zugestoßen sei.

Der Mann machte einen fließenden Schritt zur Seite und deutete mit seiner Hand zu der Ecke, in der sich der runde Tisch befand. Dort saß Charles auf einem der Sessel, die Hände hatte er verschränkt auf seinem Schoß, den Kopf stützte er am Kinn auf seiner Brust ab. Er schien zu schlafen.

"Er ist Ihnen Tags wie Nachts nicht von der Seite gewichen. Außer die wenigen male, die er von Mrs. Dewshine zum Hinunterkommen regelrecht gezwungen wurde."

Als sie Charles sah, beruhigte sie sich wieder. Jetzt erst kam ihr in den Sinn, dass sie selber der Grund sein könne, warum der Doktor hier wäre. Sie blickte an sich herab und bemerkte ihre dick eingebundene Hand und einige Einstichstellen an ihrer Ellenbeuge. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken, ihr schmerzte der Kopf. Auf der Suche nach Flüssigkeit blickte sie auf das Nachttischchen und fand ein Glas Wasser darauf. Sie griff danach und brachte es mit zittriger Hand zu ihrem Mund. Der Arzt stützte sie in ihrem Vorhaben am Unterarm.

Als sie die Flüssigkeit in ihrem Mund hatte, musste sie vor Schreck husten und verschluckte sich dabei. Dr. Clarkson nahm ihr helfend das Glas ab und stelle es wieder zurück.

„Oh meine Güte! Was ist das?", fragte Elsie verwundert.

Doch da Charles wie von einer Tarantel gestochen vom Ohrensessel aufsprang, ging ihre Frage unter. Mit wenigen Schritten erreichte er das Fußende des Bettes, worauf er sich mit seinen Händen abstützte. Ballast schien von seinen Schultern zu fallen als er Elsie aufrecht sitzen sah.

"Elsie, du bist munter! Welch ein Glück!"

"Dann werde ich einmal nach unserem anderen Parienten sehen.", meinte Dr. Clarkson amüsiert zu Charles, der bei den Worten des Arztes peinlich berührt das Gesicht verkniff und unbeholfen brummte. "Ich werde Lord und Lady Grantham über Mrs. Carsons Zustand informieren. Am Abend werde ich noch einmal vorbeisehen. Bis dahin bleiben Sie bitte im Bett und versuchen Sie eine Kleinigkeit zu Essen und zu Trinken. Vorallem Flüssigkeit ist wichtig!", mit diesen Worten verabschiedete sich der Doktor zufrieden nickend von den Carsons und klopfte Charles im Vorbeigehen auf die Schulter.

Was ist passiert? Wie viele Tage sind vergangen? Ich bin verwirrt.", begann Elsie Charles zu löchern, als die Tür ins Schloss fiel und ihnen Zweisamkeit versicherte.

Charles setzte sich auf die freie (seine) Seite des Bettes und zog seine Frau an sich heran. Geschützt in seinem Arm und gestützt an seiner Schulter merkte Elsie, wie anstrengend für sie das Sitzen eben war.

Dein Schnitt am Finger hat sich entzündet. Wie du sicher bemerkt hattest. Du hattest eine beginnende Sepsis." All das Unverständnis, das Charles die erste Zeit gegen Elsies Sturheit hegte, wich aus ihm sobald er bemerkte, dass Dr. Clarkson mit der Behandlung an seine Grenzen zu stoßen schien. Und so war augenblicklich auch keine Zeit für vorwurfsvolle Anmerkungen. Es zählte nur, dass Elsie wieder bei Bewusstsein war und am Weg der Besserung.

Elsie wusste nicht, was sie sagen sollte. In ihr kam ein Gefühl von Schuld auf.

Vier Tage lang warst du nicht ansprechbar.", fuhr Charles fort. „Vier Tage lang hattest du Fieberschübe, die durch Schüttelfrost abgelöst wurden. Zudem breiteten sich die Bakterien zusehends immer mehr aus. Die Rötung hat schon deinen Oberarm erreicht." Sachte strich Charles über Elsies verbundenen Arm.

Elsie war sprachlos. „Es tut mir leid, Charlie."

Ich bin erleichtert, mit dir reden zu können, nicht verärgert. Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Dr. Clarkson war über deinen Zustand zunehmend beunruhigt, als er nach zwei Tagen trotz Infusionen nicht besser wurde. Er war kurz davor dich ins Krankenhaus einzuliefern.", erklärte er weiter und fügte nach einer Pause hinzu: „Was sich mit der Infrastruktur hier aber als nicht so einfach herausgestellt hat."

Und neben all den Sorgen, musstest du auch noch die ganze Zeit hier sitzen. Ich habe unsere Flitterwochen ruiniert.", Elsies Schuldgefühl wuchs, als sie daran dachte, wie es ihr ergangen wäre, würde sie Charles in so einem Zustand sehen. Sie wusste noch zu gut, wie zerrissen sie sich fühlte, als Charles seinen Herzanfall hatte und der Hilflosigkeit ausgesetzt war. Und das waren aber nur Stunden, da Dr. Clarksons Behandlung gleich anschlug.

Er wollte Elsies Gewissen nicht erschweren und verriet ihr nichts von seinen strapazierten Nerven durch die letzten Tage und meinte nur: „Mrs. Dewshine hat dafür gesorgt, dass ich ab und an aus diesem Sessel hier gekommen bin." Charles schloss seine Augen als er einen entspannten, tiefen Atemzug machte und das Gefühl des beruhigenden Sauerstoffes genoss, der seine Lungen weitete. Endlich war die Enge um seine Brust verschwunden. „Manchmal hat mich ihre laute, distanzlose Art sogar an unsere liebenswerte Mrs. Patmore erinnert."
Charles begann gedankenverloren Elsies Kopf zu streicheln und sprach mit erheitertem Ton weiter: „Du wirst dir nicht vorstellen können, was ich in den letzten Tagen alles gemacht habe, meine geliebte Elsie."

Verrätst du es mir?", fragte Elsie erschöpft als sie etwas an Charles hinabrutschte und sich in eine angenehmere Position brachte. Ihren Kopf legte sie an seiner Brust ab. Sie merkte, wie ihre Kräfte wieder zu schwinden schienen. Er bemerkte Elsies Änderung der Position und hoffte, dass sie wirklich nur müde sei und nicht wieder in eine Bewusstlosigkeit glitt. Charles schloss seine Augen und atmete erneut tief durch, als er einige Augenblicke der letzten Tage vor seinem geistigen Auge Revue passieren ließ. Von seinen Taten selbst überrascht, begann er leicht in sich hinein zu lachen. Er war sich noch nicht sicher, ob er seiner Frau alles erzählen konnte.

Ich kann mir nur zu gut vorstellen, dass du mir nicht alles glauben wirst. Manches scheint mir selbst nicht wahr gewesen zu sein, wenn ich jetzt daran denke."

Ach so? Welch wilde Abenteuer hast du erlebt?", fragte Elsie neugierig.

Charles drückte Elsie an sich heran, als er die Frage seiner Frau hörte. Er liebte ihre Art.

Er war unendlich dankbar, ihr Gewicht endlich wieder an seinem Körper spüren zu können. Und so begann er zu erzählen.


Das Kapitel ist jetzt etwas kürzer und verrät uns noch immer nichts über den Fremden. Aber seid mal ehrlich, wer hätte Dr. Clarkson hier zunächst vermutet und nicht den Fremden ;-)

Es war für mich nicht möglich, dieses Kapitel zum nächsten Kapitel dazu zu schreiben, daher musste ich es trennen. - Es hat für mich einfach nicht gepasst. Das nächste Kapitel ist jedoch schon so gut wie fertig und auch länger und sollte endlich etwas zum Fremden erzählen.

Über nette Worte von überall der Welt würde ich mich freuen.
Passt gut auf euch auf, auch wenn das Leben umherwirbelt :) :) :)
Bis bald!