Danke, dass ich von euch wieder so tolle Reviews lesen durfte. Es freut mich so sehr, wenn es euch gefällt!


Zweisamkeit.


Charles betrachtete seine Frau. Stumm klopfte er sachte auf den freien Platz neben sich. Elsie verstand, bewegte sich aber nicht. Das letzte Mal, als sie Charles auf diesem Sofa sitzen sah, schlich sie unbemerkt zu ihm heran. Nun schien es so, als hätte er auf sie gewartet, das gefiel Elsie weitaus mehr und ließ die Erinnerung vergangener Tage weiter ziehen. Warmherzig betrachtete sie den sitzenden Charles in seiner grauen Strickweste und dem wirren Haar. Elsie bemerkte den zunehmend fragenden Blick in seinem Gesicht. Gedankenverloren schüttelte sie kurz ihren eigenen Kopf. Sie grinste ihm zufrieden zu und nahm neben ihrem Mann Platz, das Spiel schob sie auf das Tischchen vor ihnen.

"Wenn ich ehrlich bin, Elsie, bin ich schon ziemlich müde. Du hast einen alten Mann geheiratet.", scherzte er und holte Elsie näher zu sich heran.

Mit den Worten brachte er Elsie zum Kichern. So wie ein alter Mann hatte er sich vorhin gar nicht verhalten und bewegt! Sie schmiegte sich an ihn und genoss das sanfte auf und ab seiner Atmung. Es dauerte nicht lange, und auch Elsie merkte, wie müde sie eigentlich doch auch war. Liebevoll platzierte sie eine Hand auf Charles Bauch und blickte ins Feuer. Am Kaminsims entdeckte sie die eingerahmte Zeichnung von ihrer Schwester Becky. Daneben lag das Buch von Charles Read. Charles musste die zwei Gegenstände dort hingestellt haben. Es freute Elsie, dass Charles jetzt doch nicht nur mehr den Text des Buches erkannte. Sondern das Wertvolle sah, das es in sich verwahrte. Sie freute sich schon, wenn sie es ihm schenken konnte.
Geborgenheit und die wohlige Wärme, die vom Kamin ausstrahlte, brachte in Elsie eine Entspannung hervor, die sie so zuvor noch nie zu fühlen vermochte.

"Es beruhigt dich vielleicht zu hören, mein alter Mann: Es scheint so, als wäre deine Frau auch schon alt.", wisperte Elsie zufrieden.

Charles genoss das Gefühl seiner Elsie an sich und schenkte ihr ein zufriedenes Brummen. Es war ein wertvolles Gefühl für ihn. Sex zu haben war das eine, aber so aneinander zu sitzen war noch viel wertvoller für ihn. Er wünschte, er könnte sich nie zur Gänze daran gewöhnen, die Frau, neben der er so viele Jahre lebte, ihr mit höchstem Respekt entgegentrat, so auf sich zu spüren. Er würde gerne den Zauber dieser Zweisamkeit auch in einigen Jahren noch auf diese Art spüren können. Wenn möglich, für immer.
Elsies Finger begannen ein wenig auf Charles Bauch auf und ab zu gleiten, sie wirkten fast so, als würden sie tanzen. Er konnte Elsies Gesichtsausdruck nicht sehen, aber für ihn wirkte sie verträumt und entspannt.
Charles legte seinen Arm um sie und begann ihr übers noch feuchte Haar zu streichen. Wenige Augenblicke später löste er sämtliche Haarnadeln, die er finden konnte. Als Elsies Haare befreit waren, strich Charles seinen Längen entlang. Dies hatte zur Folge, dass Elsies Finger mit dem Bauchtanz aufhörten und den Stoff seiner Weste umklammerten, fast so, als wolle sie sich noch näher an ihn drücken.

Bumm.
Und noch ein Bumm.

Elsie hat sich aus ihren Schuhen befreit und zog ihre Füße zu sich auf die Couch. Charles Hand wanderte sogleich zu Elsies Hüfte und ruhte nun dort. Einzig und allein der Daumen strich auf und ab. Keiner der beiden konnte mehr sagen, ob sie schliefen oder wachten.

Nun begann er, der neue Alltag. Aber daran verschwendeten die beiden keinen Gedanken. Sie waren zu glücklich, um den Moment auch nur gedanklich verlassen zu wollen. Dies war auch der Grund, warum keiner vorschlug, nach oben ins Bett zu gehen. Aber dennoch ... Ein überraschend lautes Knacken aus dem Kamin ließ Elsie aus ihrem Schlummer entfliehen. Charles merkte, wie sie vor Schreck leicht zusammenzuckte.

"Du mein alter Mann. Wie hast du dir vorgestellt, dass wir morgen aus dem Bett kommen, wenn du mich derart ans Sofa bindest?"

Charles wusste, was sie damit andeuten wollte. Aber anstatt zu antworten, hob er ihren Oberkörper leicht an und gab ihr zu verstehen, sich aufzurichten. Noch ehe Elsie zur Gänze saß, zog Charles sie auf seinen Schoß.
Er sah sie an, strich ihr durchs lange Haar, das er hinter ihrem Rücken hervor holte und bedeckte damit ihre Brust.
Kein Gold, kein Silber, keine Edelsteine und auch keine wertvollen Gemälde oder dergleichen hätte eine faszinierendere Wirkung auf ihn haben können, als seine Elsie, die bei flackerndem Feuerschein einfach nur mit geöffneten Haaren auf seinem Schoß saß und ihn mit leicht geöffneten Lippen erwartungsvoll ansah. Ihre Haut leuchtete goldig-rot vom Feuer.
Es schmerzte ihn fast, als er ihren Kopf zu sich drückte und somit diese Ansicht beendete. Aber er musste ihre Lippen einfach kosten, sie waren so einladend. Er gab ihr einen langen, liebevollen, achtsamen Kuss, der nicht zu Sex führen sollte. Er sollte ihr zeigen, wie innig er sie liebte und schätzte.
Elsie platzierte ihre Hände auf Charles Schultern und fühlte sich das erste mal im Leben von Grund auf losgelöst von Druck. Es gab nur Charles, seine Wärme, seinen Halt, und das Knacken des Feuers.

Charles lockerte den Griff an Elsies Hinterkopf und beendete den Kuss. Elsie blickte Charles tief in die Augen, ihre rechte Hand liebkoste seine Wange. Er bemerkte, dass sie etwas sagen wollte und ließ ihr Zeit.

"Ich ... .", setzte Elsie flüsternd an, "Ich ... ... ich ... ."

Charles küsste sie erneut.

"Und ich liebe dich, Elsie."

Charles Feingefühl erleichterte sie.

Er half Elsie kurzerhand hoch und erhob sich anschließend selber von der Couch. Er bog knackend sein Kreuz durch, nahm Elsie bei der Hand und ging mit ihr die Treppen hoch.

"Ab nun wird uns nicht mehr das Küchenmädchen wecken. Wir werden von Billy geweckt. Eine halbe Stunde früher als bisher. Wir haben ja noch den Weg zur Abbey hin und zu spät dürfen wir zu unserem Dienstbeginn nicht kommen. Wenn wir jedoch nicht mit den Bediensteten frühstücken wollen, dann können wir auch zuhause frühstücken und etwas später losgehen. Was meinst du?"

Der abrupte Themenwechsel überrumpelte Elsie. Sie runzelte die Stirn.

"Ich denke, wir werden sehen, wie wir das in Zukunft handhaben wollen, Charlie.", gab sie als ehrliche Antwort.

"Morgen erwartet uns Mrs. Patmore jedenfalls zum Frühstück in Downton Abbey. Uns morgen zu wecken, wird eine kleine Herausforderung für Billy. Er kommt schon in 3 Stunden."

Elsie ging durch den Kopf, dass nicht nur Billy morgen eine Herausforderung zu meistern hätte. Mr. Carson war jetzt bei vollem Betrieb von Downton Abbey sehr lange nicht da - genauso wie Mrs. Hughes, die sonst in seiner Abwesenheit alles auf Vordermann hielt. Elsie wusste, dass wenn die Katze aus dem Haus ist, die Mäuse auf dem Tisch tanzen. Nur, war sich dessen Charles auch bewusst? Elsie hatte Zweifel daran und kniff unbemerkt von ihm ihre Lippen bei dem Gedanken zusammen und runzelte erneut ihre Stirn, drückte aber seine Hand als Bestätigung seiner Worte.

Sie waren im Schlafzimmer angekommen. Charles öffnete seine Weste und ging zum Bett, wo sein Pyjama auf ihn wartete. Anders als in den Flitterwochen beabsichtigte er nun das Tragen von Stoff in der Nacht. Heute Nacht jedenfalls. Das Gemäuer war einfach noch zu kalt.
Elsie holte ebenfalls ihr Nachthemd und begab sich damit ins Badezimmer.

Im Spiegel sah sie zwar zwei sehr müde, aber auch zwei sehr glückliche Augen. Ihr Haar band sie zu einem dicken geflochtenen Zopf und fand dabei noch eine Haarnadel, die Charles vorhin übersehen hatte.

Die Badezimmertür ging auf und Charles trat ein. Elsie putzte sich bereits die Zähne und ging einen Schritt zur Seite, um Charles Platz am Waschbecken zu geben. Er bemerkte, dass Elsie fror. Ihre Haut am Hals zeigte es eindeutig.

Für drei Minuten gab es nur Schrubben zu hören, das des Öfteren von Gekicher unterbrochenwurde.
Nachdem Charles Mund von Zahnpasta befreit war, griff er nach dem Handtuch und trocknete sich das Gesicht. Er schenkte Elsie einen Kuss auf die Stirn und verließ das Badezimmer wieder. Elsie cremte sich noch Hände und Ellenbogen ein und verließ anschließend ebenfalls das Badezimmer.

Im Bett wartete Charles bereits auf Elsie. Er versuchte in der kurzen Wartezeit das Bett für Elsie so gut es ging aufzuwärmen. Als sie das Schlafzimmer betrat, hob Charles einladend die Decke. Elsie ließ Charles nicht lange warten und eilte zu ihm. Sie schmiegte sich sofort an ihren Mann und genoss seine schützende Umarmung, bis sie einschlief.

_C&E_

Die Nacht war äußerst kurz. Billy schaffte es nach energischem Gepumper an die Haustüre, die Carsons zu wecken.

"Guten Morgen, Charlie."

"Guten Morgen, Elsie."

Charles sprang aus dem Bett und eilte die Stiegen hinab. Er bedankte sich bei Billy und torkelte schlaftrunken wieder hinauf. Elsie hatte sich in der Zwischenzeit aufgesetzt. Sie streckte sich gerade, als Charles wieder ins Zimmer kam.

"Wie hast du geschlafen, meine Liebe?", fragte er, als er sich wieder zu ihr ins Bett legte, „Ich habe sehr gut geschlafen. Gleichwohl ich noch länger hätte schlafen können.", gestand Charles und grinste zu ihr hinüber.

"Oh ja! Na, das glaube ich dir nur allzu gerne!" kommentierte Elsie, ohne Charles dabei anzusehen.

Er sah sie skeptisch an und beobachtete sie dabei, wie sie die Decke zur Seite schlug und aus dem Bett stieg. Hörte er da einen vorwurfsvollen Unterton durch?

"Wie meinst du das?", fragte Charles unschuldig und hastete ebenfalls von der Matratze hoch. Er kratzte sich am verwuschelten Hinterkopf und wartete auf eine Antwort, doch Elsie gab ihm keine.

"Wir sollten uns jetzt fertig machen. Ich brauche unbedingt einen warmen Tee im Bauch.", sprach sie und eilte ins Badezimmer. Hinter sich schloss sie die Tür.

Charles nickte und schlenderte müde zum Kleiderschrank. Er grübelte noch immer darüber nach, ob Elsie verstimmt war oder nicht. Der Tonfall vom letzten Satz hörte sich wieder normal an. Er war noch nicht ganz munter. Oder vielleicht war es auch ein Teil eines Traumes gewesen. Jedenfalls blieb ein seltsames Gefühl in ihm zurück.

An der verschlossenen Tür lehnte sich Elsie zurück und atmete tief aus. Ihre Nase richtete sie in die Höhe und betrachtete nachdenklich die Decke. Sie gab sich nach wenigen Atemzügen einen Ruck und löste sich aus der Position, um zum Waschbecken zu gelangen, wo sie sich sogleich die Haare zu bürsten begann.

Übermüdet sah sie aus, das blieb gleich zu gestern Nacht. Nun schienen ihre Augen jedoch keine glücklichen Gedanken zu tragen. Anders als gestern, wirkten sie etwas leerer.
Elsie schnellte aus ihren Gedanken hoch als Charles durch die Tür kam.

"Du hast ja noch gar nicht deine Haare gemacht."

Er drückte ihr, gleich wie gestern, einen Kuss auf die Stirn. Gleich und dennoch anders. Elsie schenkte ihm ein Lächeln. Es kam aber nicht aus ihr heraus, sie musste die Mundwinkel zwingen sich zu heben.

Charles griff nach der Zahnbürste, Elsie tat es ihm gleich. Wieder putzten sie Seite an Seite ihre Zähne. Wieder war es anders zu gestern.

"Wir sollten uns absprechen, wie wir zukünftig unsere Morgen beginnen. Ich werde mich jetzt ankleiden und dann mein Haar richten. Derweilen kannst du das Bad nutzen und dein Haar machen und dich rasieren. Vielleicht können wir uns eine Frisierkommode ins Schlafzimmer stellen, dann gibt es zukünftig keine Engpässe mehr im Bad.", schlug Elsie vor.

Charles schien mit dem Vorschlag einverstanden und nickte. Elsie streichelte ihm über den Rücken und verließ das Zimmer.

Nach einer Weile, jedoch in Zeit, standen sie fein hergerichtet im Vorzimmer, bereit um ihr Cottage zu verlassen.
Charles öffnete die Tür, ließ Elsie hindurch gehen und genoss den intensiven Duft, den Elsie vorhin frisch aufgetragen hatte, und folgte ihr. Er verschloss die Tür und verstaute den Schlüssel in seiner Innentasche seines Anzuges. Vergewissernd, ihn gut aufgehoben zu wissen, klopfte er sich von außen gegen die Innentasche. Ja! Da war er! Gut verstaut an seinem Herzen! Stolz grinste er zu Elsie. Elsie grinste zurück.

Liebevoll bot er seiner Frau seinen Arm zum Einhaken an. Elsie ging einen Schritt auf Charles zu und griff nach seinem Arm. So machten sie sich auf zu ihrem ersten Arbeitstag als verheiratetes Ehepaar.


Ohje, da scheint sich bei den Carsons schon wieder etwas zusammenzubrauen.

Ich bin mir nicht mehr sicher, ich muss in meiner eigenen Fanfiction recherchieren ... Hat Elsie zu Charles schon "Ich liebe dich." gesagt?
Weiß das jemand von euch vielleicht? Da werde ich wohl nachlesen müssen.

Passt gut auf euch auf! :-)

Bis bald!