Lauter verrückte Ideen!
Fran und Maxwell sitzen immer noch gemeinsam auf der Parkbank, küssen sich und halten sich fest in den Armen. Maxwell streicht Fran über das Gesicht.
"Ich bin so froh, dass diese dumme Geschichte nun aus der Welt ist. Ich hoffe nur, dass du dir nicht allzu große Gedanken deswegen gemacht hast."
Fran bemüht sich, ihr breitestes Lächeln aufzusetzen. Sie will Maxwell auf keinen Fall zeigen, wie sehr diese ganze Geschichte sie verunsichert hat. Jetzt im Nachhinein kommt sie sich selbst nämlich ziemlich dämlich vor. Sie hätte einfach nur Maxwell und ihrem Instinkt vertrauen müssen. Sie lacht schrill auf.
"Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass ich mich von so einer eingebildeten Schnepfe einschüchtern lasse. Nicht die Spur, vor allem nicht, wo ich jetzt weiß, wie alles zusammenhängt. Und ich weiß selbst nur allzu gut, wie Mütter sein können, wenn sie der festen Überzeugung sind, zu wissen, was das Beste für einen ist."
Fran gibt sich einen Ruck und offenbart nun ihrerseits Maxwell die Geschichte mit Aaron. Zunächst bleibt Maxwell noch ganz ruhig. Doch seine Miene verfinstert sich eindeutig, als Fran ihm die Vorkommnisse während der Autofahrt schildert. Er ballt seine Faust.
"Ich hoffe, dieser Widerling hat wenigstens verstanden, dass er bei dir keine Chance hat. Er soll es ja nicht wagen, es noch einmal zu versuchen."
Fran grinst spitzbübisch.
"Glaub mir, er hat die Botschaft eindeutig verstanden."
"Und sollte er dennoch nach London kommen, dann wird er mich kennenlernen. Ich lasse mir dich nämlich von niemandem wegnehmen. Er ist doch nicht etwa größer und stärker als ich?"
fragt Maxwell nun doch etwas zögerlich nach. Fran schmunzelt.
"Was soll denn die Frage? Willst du damit sagen, dass du es nicht mit jedem Mann, der mir den Hof macht, aufnehmen würdest? Was wäre denn zum Beispiel, wenn King Kong jetzt käme und mich einfach wegtragen würde? Würdest du das einfach so geschehen lassen?"
Maxwell begreift, dass Fran ihn nur auf den Arm nehmen will und kontert schlagfertig.
"Also in diesem Fall würde ich mir überhaupt keine Sorgen machen. Soviel ich weiß, haben Menschenaffen sehr empfindliche Ohren. Du müsstest nur einmal laut schreien und er bringt dich freiwillig wieder zurück."
Fran stupst ihn beleidigt in die Rippen.
"Du bist so gemein!"
Doch Maxwell wehrt sie nur lachend ab und umarmt sie noch fester. Er gibt ihr einen Kuss, der ihre Knie weich werden lässt.
"Ich liebe dich, auch Francine!"
Dann erhebt er sich und zieht sie mit sich. Ausgelassen und in bester Laune schlendern sie weiter durch den Park. Da Fran beim Frühstück kaum einen Bissen angerührt hat und nun zwischen ihr und Maxwell alles wieder in bester Ordnung ist, macht sich bei ihr eindeutig der Hunger bemerkbar. Schließlich kann sie ihr Magenknurren vor Maxwell nicht mehr länger verbergen. Er bricht erneut in Gelächter aus.
"Das ist meine Francine, so wie ich dich kenne."
Also machen sie beim nächsten Imbissstand Halt und Maxwell kauft Fran alles, was ihr Herz begehrt. Gestärkt setzen sie ihren Spaziergang fort.
Wenig später entdeckt Fran eine Gruppe von Straßenmusikern und läuft begeistert zu ihnen. Eine Weile lauschen Maxwell und Fran Arm und Arm den Musikern zu. Doch schließlich kann Fran nicht mehr länger stillhalten. In bester Stimmung beginnt sie ausgelassen mit Maxwell zu der Musik zu tanzen. Dieser reagiert zunächst etwas zurückhaltend, da ihm die Situation etwas peinlich ist und er bemerkt, dass einige Leute sie irritiert anstarren.
Doch schließlich lässt er sich von Frans guter Laune mitreißen. Und am Ende fangen noch weitere Passanten an, ebenfalls zu tanzen. Die Stimmung wird immer ausgelassener. Als die Musiker schließlich eine Pause einlegen, geht Maxwell noch zu ihnen und gibt ihnen ein opulentes Trinkgeld. Dann nimmt er Fran lachend in den Arm.
"Du bist wirklich ein verrücktes Huhn. So was könnte ich mit keinem anderen Mädchen erleben. Am liebsten wäre ich den ganzen Tag mit dir zusammen."
Fran lacht ihn an, doch dann überkommt sie ein seltsames Gefühl. Sie schaut auf ihre Armbanduhr. Als sie sieht, wie spät es ist, bricht sie in Panik aus.
"Oh mein Gott, ich habe überhaupt nicht bemerkt, wie die Zeit vergangen ist."
Mit weit aufgerissenen Augen starrt sie Maxwell entsetzt an. Er fragt sie irritiert, was los ist.
"Ich habe Susan hoch und heilig versprochen, sie pünktlich aus dem Kindergarten abzuholen. Wie soll ich das jetzt noch schaffen?"
Maxwell nimmt sie besänftigend in den Arm.
"Das ist doch kein Problem, Francine. Ich fahre dich natürlich."
"Aber um zu deinem Auto zu kommen, müssten wir den ganzen Park zurück laufen. Das schaffen wir niemals rechtzeitig."
Maxwell sieht ein, dass Fran in diesem Punkt recht hat.
"Na dann komm.." Er zieht sie mit sich. "...Dann müssen wir wohl versuchen, ein Taxi zu finden."
Die beiden verlassen die Grünanlage und rennen zur Straße hin. Sie eilen zum nächsten Taxistand, doch als sie diesen schließlich erreichen, fährt das einzige Taxi, das dort stand, gerade weg. Fran ruft und winkt ihm noch hinterher, aber es zwecklos. Fran ist nun wirklich der Verzweiflung nah und kann ihre Tränen kaum noch zurückhalten.
"Und was machen wir jetzt? Die einzige Möglichkeit ist, dass ich den Bus nehme. Und dann werde ich niemals im Leben pünktlich sein."
Hektisch sieht sie sich um, in der vagen Hoffnung doch noch auf eine rettende Möglichkeit zu stoßen, wie sie doch noch pünktlich zum Kindergarten kommen könnte. Und schließlich hat sie eine Idee. Ohne Vorwarnung rennt sie plötzlich los und eilt über die Straße. Maxwell stolpert ihr hinterher und fragt sich, was Fran jetzt nun schon wieder ausbrütet. Auf der anderen Straßenseite steht eine der üblichen Touristen-Kutschen. Der Kutscher steht neben seinem Pferd und macht offensichtlich gerade Pause.
Fran eilt auf ihn zu und wendet all ihren Charme ein, um ihn dazu bewegen, sie mit der Kutsche zum Kindergarten zu fahren. Der Fahrer glaubt zunächst, sie mache einen Scherz und tippt sich an die Stirn. Doch so leicht gibt Fran sich nicht geschlagen. Sie redet weiter auf den Kutscher ein und meint, es könnte doch wohl kaum in seinem Sinne sein, dass das Herz eines kleinen Mädchens zerbricht. Der Kutscher willigt schließlich ein, nachdem Maxwell einige Scheine rausholt und ihm einen großzügige Aufwandsentschädigung überreicht.
So kommt es, dass kurze Zeit später Fran und Maxwell gemeinsam in der Kutsche sitzen und mit dieser in Richtung Kindergarten eilen. Fran hat den Fahrer eindringlich gebeten, so schnell zu fahren, wie es ihm nur möglich ist. Der Kutscher sitzt auf seinem Bock und gleitet sein Pferd durch den Verkehr. Er fragt sich immer noch, wie er da hineingeraten ist. Die gleiche Frage scheint sich auch Maxwell zu stellen. Er nimmt Fran in den Arm.
"Du bist wirklich das unmöglichste Wesen, das ich kenne. Ich wette, es gibt kein anderes Au-pair-Mädchen auf der ganzen weiten Welt, das praktisch eine Kutsche entführt, nur um ihren Schützling pünktlich vom Kindergarten abzuholen."
Fran hingegen beginnt mit jedem Meter, den sie sich dem Kindergarten nähern, zu entspannen. Schließlich realisiert sie, dass sie es gerade noch so schaffen können, wenn jetzt nicht alle Götter gegen sie sind. Und tatsächlich erreichen sie gerade noch rechtzeitig ihr Ziel.
Erleichtert springt Fran aus der Kutsche und Maxwell ihr hinterher. Der Fahrer winkt ihnen noch einmal kopfschüttelnd nach und macht dann kehrt. Fran verabschiedet sich noch mit einem innigen Kuss von Maxwell. Die beiden verabreden sich noch für den Abend, wie gewohnt, auf der Veranda der Kent Villa. Dann eilt Fran in das Gebäude und gerade als sie im Flur steht, gehen schon überall die Türen auf und bald springt ihr eine freudige Susan fröhlich in die Arme.
