Frans Missgeschick!
Fran schlängelt sich weiterhin diskret durch die Regale und lässt dabei Eve und ihren ominösen Schwarm keine Sekunde aus den Augen. Aus dem Augenwinkel beobachtet sie, wie diese sich mit einem Verkäufer unterhalten, der ihnen gerade mehrere E-Gitarren präsentiert. Fran runzelt die Stirn. Eves Schwarm war offensichtlich Musiker, spielte sogar womöglich in einer Band.
Sie kann einen leichten Seufzer nicht unterdrücken. Sie hatte nichts gegen Musiker, überhaupt nicht, aber ob sie sich gerade einen anstrebenden Rockstar als Freund für ihre Tochter wünschte? Die brachten meist nur Probleme mit sich. Und Fran kann sich jetzt schon bildlich vorstellen, wie Maxwell erst darauf reagieren würde. Er hätte bestimmt tausend Bedenken vorzubringen. Und damit wäre der nächste Streit im Hause Sheffield praktisch schon vorprogrammiert.
Mit leisem Unbehagen beobachtet Fran die Szenerie weiter. Eins scheint sie jedoch zu beruhigen. Der fremde Junge schien ein wirkliches Interesse an ihrer Tochter zu haben. Er band Eve die ganze Zeit in die Unterhaltung mit ein und fragte sie mehrfach nach ihrer Meinung. Fran begreift, dass er womöglich Eve gebeten hat, ihn zu begleiten und ihm beim Kauf der Gitarre beraterisch zur Seite zu stehen. Dies war eigentlich eine seltsame Idee für ein erstes Date.
Oder war das vielleicht gar nicht das erste Date. Fran beschleicht immer mehr das Gefühl, dass Eve und dieser Junge sich schon länger kennen. Und erneut fühlt sie einen Stich bei dem Gedanken, dass ihre Tochter offensichtlich Geheimnisse vor ihr hat. Sie sieht, wie der Verkäufer jeweils Eve und dem Jungen eine Gitarre überreicht, selbst eine in die Hand nimmt und die beiden dann in einen kleinen Nebenraum führt.
So unauffällig wie möglich schleicht Fran hinterher, doch dann sind die drei schon im Raum verschwunden und die Tür schließt sich hinter ihnen. Zu dumm denkt sich Fran. Sie brennt darauf, zu erfahren, was in diesem Raum vor sich geht. Aber sie hat keine Chance. Die Tür ist fest verschlossen und es gibt auch kein Fenster. Sie drückt sich an der Wand entlang, um wenigstens ein Wort aus dem Raum auf zu schnappen. Dann passiert es. Fran sieht nicht, wo sie hintritt und ehe sie sich versieht, stolpert sie über ein Kabel und kracht mitten hinein in ein Schlagzeug, das in der Ecke stand.
Im Nebenraum schreckt Eve hoch. Der Verkäufer hat Benji und sie in den Raum gebracht, damit sie einige E-Gitarren ausprobieren können. Er war gerade damit beschäftigt, eine anzuschließen, als auf einmal von draußen dieses wahnsinnige Scheppern zu hören war. Der Verkäufer stürmt sofort hinaus, um nachzusehen, was da passiert ist. Eve, die in der Nähe der Tür steht, lugt neugierig hinaus. Offensichtlich war jemand in das riesige Schlagzeug gefallen. Eve grinst und kichert. Wie konnte man sich nur so dämlich anstellen? Und sie lacht über die Szene, die sich vor ihren Augen bietet.
Mehrere Verkäufer sind hektisch damit beschäftigt, die Instrumente wieder einzusammeln und aufzubauen, während zwei andere bemüht sind, einer strampelnden Person wieder auf die Beine zu helfen. Eve regt ihren Hals um einen Blick auf diese tollpatschige Person zu werfen, doch genau in diesem Moment ruft Benji sie zu sich.
Mithilfe der beiden Verkäufer kommt Fran schließlich wieder auf die Beine. Der Boden ist so glatt und rutschig, dass sie beim Versuch aufstehen mehrmals ins Rutschen kommt und jedes Mal droht, erneut hinzufallen. Als sie schließlich wieder auf beiden Beinen steht, ist sie völlig aus der Puste. Eilig bringt sie ihre Haare in Ordnung und rückt schnell das Tuch um ihren Kopf zurecht.
Dann schimpft sie drauf los und meckert wütend rum, wie man die Instrumente nur mitten im Raum aufstellen kann. Das sei ja lebensgefährlich. Die Verkäufer blicken sich alle entgeistert an. Manche zucken verdächtig mit ihren Lippen, doch keiner sagt irgendwas. Schließlich tritt einer in aller höflichster Manier vor sie und entschuldigt sich und hofft sie habe sich nicht verletzt. Fran bemerkt nun, dass einige Leute sowohl im als auch vor dem Geschäft neugierig zu ihr hinstarren und die ganze Zeit kichern und giggeln. Die ganze Sache ist ihr mit einem Mal fürchterlich peinlich und sie betet nur, dass Eve sie nicht bemerkt hat.
Bevor noch ein weiteres Unglück passiert, beschließt Fran, dass es sicher ist, den Laden zu verlassen. So schnell wie möglich trippelt sie hinaus und überlegt, was sie jetzt tun könnte. Zum Glück befindet sich direkt gegenüber von dem Musikgeschäft ein Coffeeshop. Erleichtert geht Fran hinein und bestellt sich zunächst einmal einen riesengroßen Kaffee und einen Schokoladen-Muffin, um ihre Nerven zu beruhigen. Dann setzt sie sich ans Fenster und lässt das andere Geschäft nicht aus den Augen.
