I
"Okay, wo fang ich an."
M:"Guten Morgen Midgar und alle lieben Menschen da draußen. Und vielen Dank, dass ihr heute wieder eingeschaltet habt zu unserer Good Morning Show. Wie immer bin ich auch heute nicht alleine im Studio und habe einen ganz besonderen Gast zu mir eingeladen. Wer letzte Woche gut zugehört hat, kann sicher ahnen, wer es sein könnte. Ich hatte euch doch erzählt, dass ich auf der Suche nach jemandem war, dem wir alle unendlich dankbar sein sollten. Ohne ihn und seine Freunde wären wir alle nicht hier. Leute, ich habe ihn getroffen und ich war super nervös. Sicher hatte ich ihn nicht gerade zur besten Zeit angetroffen, denn er war anfangs an meinem Interesse an Ihm nicht interessiert und war schwer beschäftigt. Doch ich war hartnäckig und blieb dran und konnte ihn letztendlich doch überzeugen, meiner Bitte nachzukommen. Das Treffen ist nun auch gute zwei Wochen her. Aber heute, meine Lieben, hat er Zeit gefunden und ist hier in meinem Studio. Er ist bereit, Frage und Antwort zu stehen. Begrüßt ihn mit mir herzlich willkommen und einen Guten Morgen, Cloud Strife."
C:"Morgen."
M:"Es freut mich unfassbar sehr, dass du den Weg hierher gefunden hast und dir die Zeit nehmen konntest."
C:"Ja, ist nicht immer so einfach, wenn man quer durchs Land gescheucht wird, um Pakete auszuliefern. Bekomme dies schon oft zu Hause zu hören, von wegen, ich bin nie da und so."
M:"Oh okay, dann wirst du also oft vermisst? Ist doch schön geliebt und vermisst zu werden. Oder herrscht bei euch eher ein strengerer Ton? So nach dem Motto 'Ey bist du auch endlich mal wieder zu Hause' oder 'Wow lässt dich mal wieder blicken.'"
C:'lächelt verlegen' "Nein, ganz so hart herrscht der Ton zu Hause nicht. Aber Tifa wünscht sich immer mehr Zeit mit mir und lässt es mich oft auf andere Weise spüren."
M:"Tifa?"
C:"Ja."
M:"Die Tifa?"
C:'lächelt stolz' "Ja, Siebter Himmel."
M:'kratzt sich leicht verlegen am Hinterkopf' "Oh okay, dann entschuldige ich mich an dieser Stelle für meine dämliche Aktion neulich."
C:"Warum was war denn?" 'wirkt auf mal sehr interessiert'
M:"Hatte bei ihr einen Kaffee getrunken und etwas plump angemacht."
C:'Blickt seinen gegenüber scharf an und wirkt etwas angewidert'
M:"War wirklich dumm von mir. Sie war peinlich berührt, aber ist nicht drauf eingegangen. Aber sie ist wirklich eine Wucht." 'schämt sich noch immer für seine Aktion'
C:'der scharfe Blick wurde zu einem Lächeln' "Denn warst du der Volltrottel, von dem sie neulich erzählte. Sie hatte sich wirklich köstlich amüsiert. Im Grunde sollte ich dir für diese Aktion dankbar sein."
M:"Wirklich, hat sie davon erzählt. Und warum solltest du mir dankbar sein?"
C:"Weil du sie zum Lachen gebracht hast. Ich mag es, wenn sie mal einen Moment so unbeschwert ist. Aber mach dir nichts draus. Du bist da nicht der erste Kerl, der es versucht. Ich habe mich mittlerweile damit abgefunden, dass es halt zu ihrem Job gehört, dass sie Komplimente dieser Art hauptsächlich von Männern bekommt. Es war mal anders. Doch ich vertraue ihr und brauche da nicht misstrauisch zu sein. Nur wen ich nicht vertraue, sind die Männer. Aber auch da weiß ich, dass Tifa sich durchaus, wenn es drauf ankommt, wehren kann."
M:"Das ist gut. Eine gesunde Basis für ein Leben miteinander. Naja, weiter geht's. Stell dich doch mal im groben kurz vor. Vielleicht kennen dich einige Zuhörer noch gar nicht. Wer du bist, wie alt du bist, was du so machst oder gemacht hast."
C:'räuspert sich' "Okay. Cloud Strife, 23 EX-SOLDAT Rang 1." 'lächelt breiter' "So hätte ich mich früher vorgestellt."
M:'lacht etwas' "Wirklich? Kurz und knapp Punkt?"
C:"Ja, ich bin nicht der große Redner. Ich bemühe mich auch jetzt gerade etwas redseliger zu sein. Aber gut, ich versuche es einfach noch mal.
Ich bin Cloud Strife. 23 Jahre und anscheinend habe ich euch allen eine zweite Chance zum Leben ermöglicht. Klingt irgendwie seltsam, findest du nicht?"
M:"Nein, warum? Ist doch nicht gelogen. Dank dir ist der Meteor damals vor zwei Jahren nicht auf uns gekracht. Soweit ich wieß."
C:"Nein, im Grunde hat der Planet selbst den Meteor aufgehalten. Vielleicht mit der Hilfe einer sehr guten Freundin, die leider nun selber im Lebensstrom des Planeten ist."
M:"Oder dank dir ist das Geostigma vor nun 6 Monaten komplett verschwunden und alle, die daran erkrankt waren, sind komplett geheilt."
C:"Das war ehrlich gesagt auch nicht so ganz mein Werk. Das Geostigma wurde, wie ich sicher vermute, auch durch die Hilfe einer Freundin aus dem Lebensstrom selber geheilt. Ich hatte lediglich nur den Übeltäter gänzlich von uns entfernt."
M:"Sephiroth."
C:"Unter anderem. Aber wir reden nicht über ihn."
M:"Du hast recht. Ach ja, ich habe da ein paar Fragen von meinen Zuhörern zusammengestellt. Wäre es für dich in Ordnung, wenn ich sie dir stelle und du sie mir ehrlich beantworten könntest?"
C:'lächelt verlegen' "Ist das nicht der eigentliche Sinn eines Interviews? Okay, lass mal hören, was die Menschen da draußen von mir wissen möchten. Kann ja nichts Spannendes sein."
M:"Okay, mir ist aufgefallen, dass du gar nicht so unbekannt bist. Besonders bei vielen weiblichen Zuhörern ist dein Name ein Begriff. Lustiger weise nennen viele dich 'Alleskönner'. Was hat es damit auf sich?"
C:'schaut verlegen zur Seite' "Wirklich viele weibliche Zuhörerinnen? Warum das so ist, kann ich mir nicht erklären. Aber ja, mich scheinen viele unter diesen Namen zu kennen. Es gab eine Zeit kurz bevor unser Abenteuer begann, da nahm ich kleine Aufträge von Bürgern an, um so etwas Gill zu verdienen. Es waren meist harmlose Dinge."
M:"Ah verstehe." 'beginnt in seinem Notizblock umher zu blättern' "Aber ich sehe, es sind auch ein paar Fragen von männlichen Zuhörern dabei. Ich fange einfach mal an.
Stella M, 22, fragt: "Hey Cloud, bist du glücklich mit dem, wie das Leben nun verläuft?
Oder gibt es Dinge, die du ändern würdest / möchtest?"
C:"Im Grunde bin ich sehr zufrieden, wie alles läuft. Aber ich fürchte oft diesen Frieden."
M:"Weil?"
C:"Glaub mir, wenn du erlebt hättest, was ich in den letzten Jahren durchlebt habe, glaube mir, wüsstest du, was ich meine. Frieden ist schön, aber hat immer irgendwo einen Beigeschmack."
M:"Ich würde nicht mal gegen eine Ratte gewinnen." 'lacht'
C:'lacht mit'
M:"Ist doch wahr. Naja, weiter im Text. Nächste frage kommt von,
Johnny, 23, schrieb: "Hey Cloud, Bruder, komm mal auf eine Kaffee vorbei. Du fährst
ständig mit deiner Monster Maschine an mir vorbei und grüßt nicht mal."
Klingt , als würdest du diesen Johnny kennen."
C:"Ja, ich denke, ich kenne ihn. Tut mir leid Johnny, ich bin immer schwer beschäftigt. Ich werde aber mal versuchen vorbeizuschauen."
M:"Die nächste Zuhörerin fragt Allgemein nach deinen Lieblings- Farben, -Essen, -Getränk, -Musik, und Fahrzeug. Warum auch immer das Fahrzeug."
C:'nimmt einen kräftigen Schluck von seiner Tasse Kaffee' "Klingt, als würde da jemand einen Steckbrief von mir machen wollen. Fehlt noch Gewicht, Größe, Schuh- und Kleidergröße." 'stellt seine Tasse wieder beiseite'
"Lieblingsfarbe: ich bevorzuge dunkle Farbtöne. Direkt eine Farbe, die ich besonders mag, fällt mir nicht ein. Obwohl ich gerne in die rötlich braunen Augen von Tifa schaue."
M:"Oh, da verliert sich jemand oft darin. Kann man dir nicht verübeln." 'lächelt und erinnert sich an seine dumme Aktion, denn genau das war ihm auch passiert. Er hatte sich in den wunderschönen Augen von Tifa verloren'
C:'lächelt und errötet leicht dabei' "Kann schon sein. Lieblingsessen: Steak. Aber sonst bin ich da auch nicht groß wählerisch. Habe ich noch so aus der Zeit beim Militär übernommen. Wenn du dort wählerisch bist, bist du aufgeschmissen."
M:"Ich glaube du hast eher das Problem zu entscheiden, was dir am besten schmeckt. Weil ich nicht glaube, dass Tifa's Essen nicht schmeckt."
C:"Nein, da hast du recht. Sie kocht fantastisch. Zum Glück aller, tut sie es."
M:"Warum zum Glück?"
C:"Weil ich es nicht kann."
M:"Okay, das war deutlich."
C:"Lieblingsgetränk: Wasser oder mal eine gekühlte Limonade. Morgens darf der Kaffee nicht fehlen. Und den am besten schwarz. Wenn was mit Alkohol gemeint war, am besten gar nichts. Ich halte nichts vom sinnlosen Trinken."
M:"Ehrlich nicht? Auch nicht an Geburtstagen oder so? Ein Bier oder Wein?"
C:'verzieht das Gesicht' "Bier vertrage ich nicht und es schmeckt mir nicht. Wenn dann mal ein Cocktail oder ein Cosmo Canyon. Und Musik höre ich eher weniger. Und welches Fahrzeug ich am meisten bevorzuge, ist mein ganzer Stolz. Sie steht dort draußen." 'deutet nach draußen Richtung Fenster'
M:"Deine Monster Maschine, wie Johnny schon erwähnte."
C:"Genau. Fenrir. Der zweite Schatz neben Tifa, auf die ich sehr stolz bin. Ich hege und pflege sie."
M:"Wen? Tifa oder Fenrir?"
C:'scharfer Blick' "Wenn du schon so fragst, in dem Fall natürlich beide." 'grinst frech'
M:'grinst ebenfalls frech und verstand genau was Cloud meinte' "Gut, ansonsten kommen noch mehr solcher Fragen. Aber der eigentliche Grund, warum du heute hier bei mir bist, ist, dass du uns gerne ein wenig von dir und deinem Leben erzählen möchtest."
C:"Ach, wirklich? Möchte ich das? Ich glaube mir lag da ein gewisser Radio Moderator in den Ohren, bettelte und flehte mich förmlich an, ihm eine spannende Story zu liefern." 'lacht'
M:'lächelt' "Äh ja, ich gebe es zu, ich war wirklich etwas nervig und aufdringlich. Sorry nochmal."
C:"Alles gut, kein Thema. Nun bin ich hier."
M:"Beginn doch einfach mal so zu erzählen, wie deine Kindheit war."
C:"Meine Kindheit?"
M:"Ja, oder wie deine Zeit beim Militär war und wie du zu SOLDAT gekommen bist. Nimm uns einfach mal mit und sag uns, was du so alles erlebt hast. Auch über deine Gefühle, die du hattest, wenn du einen Verlust erlitten hast."
C:"Okay, wo fange ich an. Meine Kindheit war so Lala. Jugend voll Katastrophe. Militär? Das übliche. SOLDAT? Ja, das ist so eine Sache und dann noch die schwierige Sache mit den Gefühlen. Ihr wollt mich wirklich quälen. Vielen Dank fürs Zuhören. Auf Wiedersehen."
M:'fällt die Kinnlade runter' "Ähm, dein Ernst jetzt?"
C:'lacht und hält sich dabei den Bauch' "Du solltest grad dein Gesicht sehen. Also eins muss ich dir sagen, ich habe selten so gelacht." 'beruhigt sich langsam wieder' "Also das heißt schon was bei mir. Bist mir auf alle Fälle sympathisch."
M:'lächelt mit' "Gut, ich dachte schon, du willst wirklich schon wieder gehen."
C:"Ist es nicht so? Ich habe doch alles gesagt, was du wissen wolltest." 'setzt wieder eine ernste und finstere Miene auf'
M:"Ähm, in Kurzform vielleicht. Ich denke, die Zuhörer möchten gerne mehr hören. Ich möchte auf jeden Fall gerne mehr hören."
C:"Gut, ich habe verstanden. Habt ihr einen Dummapfel für mich?"
M:"Dummapfel? Äh, was meinst du damit? Ich glaube, Weiß Banora haben wir in unserem Pausenraum. Ey bringt Cloud bitte mal einen!"
Ein anderer Mitarbeiter betritt kurz darauf die Kabine des Studios und reichte Cloud den lilafarbenen Apfel mit weißem Fruchtfleisch. Cloud bedankte sich freundlich bei dem Mitarbeiter und setzte sich wieder auf seine Position.
C:'hält das Obst präsentiert in der Hand und deutet mit dem Blick darauf' "Danke, sag ich doch Dummapfel. Scheint ein Insider zu sein, sorry." 'beißt genüsslich in das Obst hinein und lässt es sich schmecken' "Gut, wo fang ich nur an." 'reibt sich die Schläfe und sucht den richtigen Punkt um zu beginnen'
"Ich lebte mit meiner Mutter allein in Nibelheim. An meinen Vater erinnere ich mich nicht. Meine Mutter hatte nur mal erwähnt, dass er ein Abenteurer war."
M:"Egal, wenn es dich beruhigt, ich kenne meinen alten Herren auch nicht."
C:'schaut kurz hoch und gräbt weiter in seinen Erinnerungen und beginnt dann zu erzählen'
"Cloud? Cloud mein Liebling wo bist du?", halte die zarte Stimme meiner Mutter durch die Tür nach draußen, bevor sie dann selber im Rahmen stand und den Platz draußen mit ihren Augen nach mir absuchte. Ich versteckte mich gerne vor ihr, denn ich liebte diese kleinen Spielereien mit ihr. Aber ich war nie weit von ihr entfernt. Ein kichern konnte ich mir nicht verkneifen, als ich sie beobachten konnte. Ich war mir so sicher, sie würde mich nicht sehen. Doch mein Kichern hat mich immer verraten. Ich konnte genau sehen, wie sie ihre Hände an ihrer Schürze ab wischte und sie anschließend in ihre Hüften stemmte. Sie blickte kurz nach links und erspähte mich zwischen den Wasserfässern, die auf unserer Veranda standen. Ich erschrak und zuckte zusammen und versteckte mich noch tiefer dazwischen und kicherte noch mehr. Das Kribbeln und Kitzeln im Bauch, was ich verspürte, weil ich mich darauf freute, sie zu erschrecken, fühlte sich toll an. Ich mochte dieses Gefühl.
"Anscheinend bleibt der Eintopf heute für mich allein. Schade, dabei ist er mir heute besonders gut gelungen."
Einen Moment wartete ich noch ab, um dann hinter den Fässern hervor zu springen.
"Buhh!", schrie ich und rannte lachend auf sie zu.
"Ah Hilfe, ein kleines Kitzelmonster hat mich erwischt.", tat sie so, als ob ich sie wirklich zu Tode erschreckt hätte und hielt ihre Arme mir entgegen.
Fröhlich und ohne eine Spur von Kummer warf ich mich in ihre Arme und schmiegte mein Gesicht ganz fest an ihre Schulter. Auch sie wirkte in diesen Momenten glücklich und ohne Kummer. Sie nahm mich und drückte mich ganz fest an sich. Wir beide genossen diese Momente sehr. Mit mir auf dem Arm ging sie rein und setzte mich an meinen Platz. Sie deckte den Tisch und stellte den Topf auf den Tisch. Der Geruch ihres Eintopfs liegt mir noch immer tief in der Nase. Ich stellte mich auf meinen Stuhl und hielt meine Nase weit zum Topf hin und atmete den Geruch tief ein. Meinen Löffel hielt ich auch schon immer griffbereit. Ich konnte mich immer schlecht zügeln.
"Cloud, warte doch. Sei nicht so ungeduldig und setz dich bitte hin. Nicht , dass du wieder vom Stuhl fällst.", rügte sie mich und begann, mir meine Portion aufzufüllen. Ich liebte ihren Eintopf einfach so sehr, dass ich mich wirklich nicht gedulden konnte.
C:"Zu diesem Zeitpunkt war ich 4 Jahre. Und ich denke auch glücklich."
M:"Ach wie süß, Sorgen los und glücklich. In dem Alter glaube ich, war das jeder."
C:"Ja, leider blieb das nicht so. Ich sag ja, Frieden kann auch täuschen."
M:"Okay, erklär mir genau, was du meinst."
C:"Kinder können grausam sein." 'beißt ein weiteres Stück vom Apfel ab'
M:"Kinder?"
C:"Ich mag Kinder, das steht außer frage. Sie bereichern das Leben wirklich. Wir, Tifa und ich, leben ja selbst mit zwei zusammen. Beide im Alter von 6 und 7."
M:"Oh, wirklich? Das wusste ich gar nicht. Warte , ihr seid…"
C:"Marlene und Denzel sind Waisenkinder, die Tifa und ich aufgenommen haben." 'lächelt freundlich'
M:"Ah okay, das erklärt dann doch einiges. Kam gerade nicht ganz mit."
C:"Dennoch können Kinder grausam sein."
M:"Gut, dann lass hören, was dir widerfahren ist."
C:'räuspert sich, legt den Stängel des Apfels auf den Tisch und beginnt zu erzählen.'
Es muss im Oktober gewesen sein, da im Dorf ein Fest gefeiert wurde. Zum Ehren der fruchtbaren Ernte. Ich glaube, viele nennen es Erntedankfest. Die anderen Kinder aus dem Dorf spielten miteinander. Einige Mädchen zeigten sich vergnügt ihre tollen Kleider, während die anderen Jungen mit ihren gefundenen Schätzen prahlten. Angeblich hatte einer der Jungen sogar ein Monster am Nibelberg selbst erlegt und eine Trophäe erhalten. Hatte mich oft gefragt, was sie davon haben, wenn sie so damit angaben. Ich fand es immer total übertrieben und fühlte mich deshalb nie zugehörig. An diesem einen Tag saß ich vor unserer Tür auf unserer Veranda und beobachtete das einfache Treiben der Leute. Auch meine Mutter hatte einen Stand aufgebaut und verkaufte ein paar ihrer selbstgemachten Leckereien. Zumindest versuchte sie ihr Bestes. Denn auch ihr waren die anderen Bewohner des Dorfes nicht immer wohl gesonnen. Warum es so war, habe ich nie verstanden. Sie war immer nett und freundlich zu allem. Hatte immer ihre Hilfe angeboten. Und ich habe nie verstanden, warum sie trotz dessen sich immer wieder die Mühe machte, obwohl sie nie die Anerkennung bekam, die sie verdient hätte.
"Kommt, bitte probiert meinen hausgemachten Apfelwein. Besonders lieblich und leicht bekömmlich. Oder vielleicht einen Bonbon aus Honig und Kamille? Die sind besonders wohltuend bei Hals und Magenschmerzen.", bemühte sie sich immer wieder, Interessenten an ihren Stand zu locken.
Die einzigen, die sich an ihren Leckereien bedienten, waren die Kinder. Ohne ihr etwas angemessenes da zu lassen, nahmen sie sich einfach was. Nicht mal darum war meine Mutter ihnen nicht böse. Sie war in gewisser Weise froh, dass ihre Leckereien auf diese Weise nicht verderben oder im Müll landen. Mag ja sein, dass sie in der Hinsicht recht hatte. Aber dennoch hätte man ihr für die Arbeit und dem Aufwand wenigstens etwas zurückgeben können. Bei allen anderen konnten sie es doch auch. Ich fühlte mich jedes Mal schlecht zu sehen, wie sehr sich meine Mutter bemühte, also erbarmte ich mich, um ihr eine Freude zu machen und wühlte in meiner Hosentasche. Es befanden sich ein grüner Knopf, eine hellblaue Perle und eine goldgelbe Chocobo Feder darin. Der grüne Knopf war wohl noch ein Andenken an meiner damals lieblings Cargohose mit vielen Taschen. Die Perle wusste ich schon gar nicht mehr, wo ich sie gefunden hatte. Und die Feder musste ich wohl in einem der Ställe der Ranch am Rande des Dorfes gefunden haben. Ich betrachtete meine Ausbeute und überlegte, was ich tauschen könnte, worüber Mama sich auch freuen würde. Doch ich hatte schnell entschieden, nahm es fest in die Hand und stellte mich an den Stand meiner Mutter. Sie bemerkte mich und lächelte freundlich. In diesem Moment behandelte sie mich wie einen würdigen Kunden. Ich mochte es, wenn sie mir auch so Aufmerksamkeit schenkte. Sie meinte immer, es ist auch wichtig zu wissen, wie man ein vernünftiges Geschäftsgespräch führt.
"Guten Tag junger Mann, was kann ich dir Gutes tun?", sprach sie mich lächelnd an und schaute über ihren Stand.
"Guten Tag, ich hätte gerne etwas, was ich hierfür bekomme.", sagte ich und hielt ihr meine Hand mit dem Knopf und der Perle darin hin. Sie schmunzelte und überlegte kurz.
"Für die wunderschöne Perle gebe ich dir ein Küchlein mit den süßen Apfelstückchen.", sagte sie und bat ihn mir an. Ich nickte und lächelte ihr zu. Neben ihrem Eintopf liebte ich ihren süßen und saftigen Apfelkuchen. Sie nahm eine Serviette und legte ein Stück hinein und deutete mir mit einer leichten Kopfbewegung an, dass ich um den Stand zu ihr kommen sollte.
"Den Knopf, nehme ich auch gerne an mich, wenn es dir nichts ausmacht, mein Schatz. Der fehlt an deiner Hose. Ich werde ihn später annähen.", flüsterte sie mir zu, gab mir einen sanften und liebevollen Kuss, als sie mich in ihren Armen zog. Ich kicherte, denn es kitzelte jedesmal, wenn sie das tat. Langsam ließ sie mich wieder los und drückte mir das Stück Kuchen in die.
"Lass ihn dir schmecken, mein kleiner Sonnenschein."
Ich war wirklich glücklich in solchen Momenten und grinste über beide Ohren. Doch wie immer waren solche Momente nicht von langer Dauer. Man hatte uns beobachtet und gönnte uns das Glück nicht.
"Ach wie süß, da grinst er Mamilein an wie ein Vollidiot."
"Volltrottel."
Einige der Jungs machten sich darüber lustig.
"Dabei schmeckt der Kuchen nicht mal halb so gut wie der meiner Mutter. Schokoladenkuchen. Den kannst du dir eh nicht leisten. Da wird mit Gil bezahlt und nicht mit Knöpfen oder Perlen."
Ich spüre noch heute, wie die Wut in solchen Momenten in mir aufkam. Noch immer höre ich das Knacken meiner Knöchel, als ich meine Hände zu Fäusten balte. Mich konnten sie ruhig nennen, wie sie wollen, aber meine Mutter zu beleidigen, ihr Kuchen schmeckt nicht, war einfach zu viel. Dabei aßen sie gut davon.
"Komm gehen wir, hier stinkt's."
"Ja, kann ich noch ein Stück Kuchen deiner Mutter haben?"
"Ja doch, ich besorg dir noch welchen. Du vielfraß. Es muss nur für Tifa noch ein Stück über bleiben."
Als ob sie meine Wut spürten, kehrten sie um und ließen mich so weit es ging in Ruhe. Ich war schon immer lieber ein Einzelgänger und fühlte mich im Alleingang wohler als in einer Gruppe gleichaltriger. Dies schien bei den anderen oft ein Dorn im Auge gewesen zu sein. So nahm ich den Kuchen meiner Mutter und ging zum Zentrum des Dorfes. Ein großer Wassertank, der alle Bewohner mit Wasser versorgte, ragte in der Mitte des Marktplatzes. Auf diesem saß ich oft und dachte über viele Dinge des Lebens nach.
"Hey, sitzt du schon wieder da oben?", rief mir eine Stimme der Mädchen hoch. Ich verzog keine Miene und würdigte der Stimme nur einen kurzen Blick.
"Cloud, komm runter und verbring Zeit mit uns.", rief eine weitere Stimme zu mir und versuchte mich runter zu locken. Vergebens. Auch mit den Mädchen wollte ich nichts zu tun haben. Auch sie waren falsch und verlogen. Ich bekam mit, wie sie unten weiter diskutierten. Sie fragten sich, was ich dort oben immer tat. Neugierig waren sie schon, aber trauten sich nicht hoch, denn es war uns eigentlich verboten, dort hinauf zu gehen. Ein weiterer Grund, weshalb man mich nicht mochte und mehr verstieß. Ich war der totale Außenseiter.
"Wenn Tifa ihn fragen würde, ob er runterkommt, würde er nicht zögern. Wie alle Jungs hier, springen sie, wenn Tifa was will.", fing eine der Mädchen dort unten zu lästern.
"Ja, du hast recht, die anderen Jungs. Aber Cloud ist anders.", widersprach ein anderes der Mädchen. Sie sprachen ungehindert über mich. Wieder schaute ich kurz hinunter, um zu sehen, welches Mädchen gerade sprach.
"Wie meinst du, Cloud ist anders? Ich finde, manches Mal ist er richtig unheimlich."
"Ja und gerade das finde ich so interessant an ihm.", fiel eines der Mädchen ins Schwärmen. Ich war überrascht, dies zu hören und schaute doch noch mal neugierig hinunter. Im nächsten Moment zogen die anderen über die schwärmende her, sie sei doch völlig verrückt und sollte sich diesen Gedanken doch lieber ausschlagen.
"Emilio ist viel cooler. Nur leider hat der nur Augen für Tifa. So wie alle anderen. An Tifa kommen wir nie ran.", zog eine über Tifa her. Sie klang sehr beleidigend und eifersüchtig. Arme Tifa. Nun wurde ihr Rücken aufgerissen. Überall waren nur falsche verlogene Leute. Vorne rum sind sie alle nett zu dir und hinten rum wirst du böse niedergestochen.
Plötzlich zuckten die Mädchen zusammen und ihre Gespräche verstummten.
"Was denn, so wie alle anderen?", erklang fragend die Stimme von Tifa. Ich horchte nun aufmerksam auf und schaute hinunter. Nun war sie selbst dort unten mit anwesend. Doch die Mädchen konnten ihr nicht so wirklich auf die Frage antworten und wimmelten sie ab. Tifa wirkte traurig, etwas enttäuscht und schaute zu Boden. Sie spürte, dass die anderen ihr nicht wirklich die Wahrheit sagten und ließen sie daraufhin zurück. Tifa setzte sich auf eine der Stufen des Wasserturms und schaute nach oben.
"Warum sind sie so?", fragte sie in den Himmel und seufzte schwer. Ich konnte es nicht lassen und antwortete ihr einfach.
"Weil sie doof sind."
Sie erschrak etwas, als sie meine Stimme hörte, aber sie lächelte mir daraufhin freundlich zu.
"Lass dich nicht erwischen, dass du dort oben bist, Cloud."
Nun stand ich genau über sie und schaute sie an. Ich deutete ihr mit einem Blick, ob sie mich runter lässt. Sie verstand und trat beiseite. Ich ließ mich geschickt vom Geländer runtergleiten und ließ Tifa wortlos zurück.
"Danke fürs Gespräch. Gute Nacht!", rief sie mir hinterher.
Ich hob nur meine Hand und winkte ihr zum Abschied zu, während sie mir schmollende Blicke zuwarf.
