Szene 1: Der Tag der (Nicht)Namenswahl
„Na komm, Five, jetzt bist du an der Reihe." Grace Blick war liebevoll, als sie auf den störrischen Jungen blickte, der sie mit seinen grünen Augen vorwurfsvoll ansah. „Es ist an der Zeit, dass du dir jetzt einen Namen aussuchst. Welcher würde dir denn gefallen?" fragte sie ihn mit sanfter Stimme, bei welcher man in keiner Nuance merkte, dass sie eigentlich mechanisch war - so wie seine ganze Mutter. Die sieben Hargreeves Kinder hatten sich im geräumigen Wohnzimmer des Hargreeves Hauses versammelt und auf den stilvollen Sofas Platz genommen. Ihre Anspannung war fast körperlich greifbar, denn heute war endlich der Tag gekommen, an dem sie ihre Nummer gegen einen selbst ausgesuchten Namen tauschen durften. Das war für alle Haargreeves Kinder ein freudiges Ereignis, außer für einen von ihnen. Five. Er blickte, seit er den Raum betreten hatte, finster in die Runde seiner Geschwister. Nummer 1 bis 4 waren schon durch mit ihrer Namenswahl und alle Augen ruhten jetzt auf ihm, was ihm überhaupt nicht behagte.
Five setzte seinen finstersten und - wie er hoffte - bösesten Gesichtsausdruck auf und beschloss innerlich, erstmal gar nichts zu sagen, vielleicht würde Grace ja Erbarmen mit ihm haben und einfach zum Nächsten übergehen. Aber das passierte natürlich nicht. Wäre ja auch zu schön gewesen. Im Gegenteil, jetzt versuchte sie ihn mit ihrem mütterlich warmherzigen Lächeln zu ermuntern. „Lass uns einfach zusammen einen überlegen, ja?", bot sie an und legte den Zeigefinger ihrer rechten Hand auf ihre Lippen, während sie nachdachte. „Wie wäre es mit Max oder Felix oder...Dorian?. Unterdrücktes Kichern war von der Seite des Sofas zu hören, auf dem seine Geschwister saßen, die bereits einen Namen hatten und jetzt gespannt auf die Namenswahl der anderen warteten.
Five warf ihnen einen bitterbösen Blick zu und ihr Gekicher verstummte augenblicklich.
Es half alles nichts, dachte er, wenn er weiter nur schwieg, würde seine Mutter mit noch mehr komischen Namen um die Ecke kommen, über die sich vor allem Nummer 2, die sich jetzt Diego nannte, lustig machen würde. Und das konnte er auf gar keinen Fall zulassen. Eher würde er seinen oder noch besser Diegos Kopf in die Kloschüssel stecken und ein paar mal kräftig auf die Spülung drücken. Vielleicht wäre dann etwas anderes in Diegos Kopf als das Vakuum, das seinen Kopf scheinbar ausfüllte.
Auf Fives Gesicht stahl sich ein nur schwer zu unterdrückendes diebisches Lächeln bei dem Gedanken, Diegos nutzlosen Schädel mal richtig „durchzuspülen."
Ein Hüsteln riss ihn aus seinen Tagträumen und als er feststellte, dass Grace in immer noch liebe -, aber jetzt auch erwartungsvoll anblickte, wandte er seine Aufmerksamkeit wieder ihr zu, bereit dem Ganzen hier und jetzt ein Ende zu setzen.
Er seufzte laut und theatralisch auf: „aber habe doch bereits einen Namen, Grace, nenn mich einfach weiter Five!"
Um seinen Unmut zu unterstreichen, verschränkte er jetzt die Arme vor seinem mageren Kinderkörper, mehr denn je genervt von dem ganzen, in seinen Augen, äußerst unnötigen Aufwand.
Die letzten Jahre hatte Five doch auch gereicht, warum musste er sich jetzt denn unbedingt einen neuen Namen aussuchen? Das ergab doch alles keinen Sinn, er war schließlich kein verloren gegangenes Haustier, das von seinem nächsten Besitzer einen neuen Namen erhielt. Er war schon immer Nummer Fünf und das würde er auch bleiben! Überhaupt, Zahlen gaben seiner Ansicht nach sowieso viel mehr Sinn. Sie gaben eine Struktur vor, eine Ordnung, ein System, dem man folgen konnte. Namen dagegen waren nur willkürlich aneinandergereihte Buchstaben ohne jede Bedeutung. Warum verstanden das die anderen denn nicht?
Frustriert setzte er jetzt seine düsterste Miene auf und presste seinen angespannten Körper in das samtene Wohnzimmersofa, als ob er in diesem verschwinden könnte.
Seine Geduld war jetzt endgültig an ihrem Ende angelangt und er musste sich sehr beherrschen, nicht einfach aus dem Wohnzimmer den Flur hinunter zu stürmen und seine Zimmertür so richtig laut hinter sich zu zuknallen. Five atmete schwer, seine Brust hob und senkte sich, seine Lippen fest zusammengepresst, er brauchte alle Willenskraft, um das hier durchzustehen. Plötzlich schallte eine Jungsstimme von dem Sofa gegenüber: „Unser kleiner Fivey ist doch zu hohl in der Birne, um sich auch nur einen einzigen Namen auszudenken!"
Ruckartig riss Five seinen Kopf herum, um zu sehen, wer es da wagte, sich vor allen über ihn lustig zu machen. Sein Blick blieb an Nummer 2 – nein, Diego korrigierte sich Five selbst - hängen, der sich vom gegenüberliegenden Sofa erhoben hatte und ihn mit einem feixenden Gesichtsausdruck frech angrinste. Gerade setzte dieser dazu an, Five auch noch spielerisch die Zunge raus zu strecken, da hatte sich Five schon zu ihm hinüber teleportiert und ihm die Beine unterm Körper weggezogen. Mit einem lauten Rums und einem überraschten „uahh!" segelte Diego unsanft zu Boden. Während seine Geschwister das, was sich zwischen Diego und Five abspielte, geschockt mit ihren Augen verfolgten, verschwendete Five keine Sekunde, sondern beugte sich über Diego und drohte: „Sag das noch einmal und ich zeige dir, wie hohl sich dein Schädel anhört, wenn er gegen die Wand schlägt".
Warnend stellte er seinen Fuß auf Diegos Brust, um ihn am Boden festzunageln und seine Überlegenheit zu demonstrieren. Diego rang keuchend nach Luft, sein Gesicht gleichzeitig verärgert und verblüfft über Fives unerwartete Attacke. Der jedoch hatte ein amüsiertes Lächeln aufgesetzt und verstärkte mit seinem Fuß den Druck auf Diegos Brust noch, was diesen nur noch lauter aufstöhnen ließ.
„Five, bitte, er hat es jetzt verstanden!" flehte Allison, die frühere Nummer 3, und legte Five in einer beruhigenden Geste die Hand auf die Schulter. Ärgerlich versuchte Five ihre Hand von seiner Schulter abzuschütteln, wandte dabei seinen Blick jedoch keine Sekunde von seinem am Boden liegenden Bruder ab.
„Allison, misch dich nicht ein, das ist eine Sache zwischen mir und Nummer 2!", herrschte er sie an.
„Jungs, ihr hört jetzt sofort damit auf!" erboste sich nun Grace und setzte eine strenge Miene auf. „Er hat doch damit angefangen!" schrien sowohl Diego als auch Five unisono, wobei Diego eher krächzte, da sein Brustkorb noch immer von Fives Fuß und dem darauf lastenden Gewicht eingedrückt wurde. „Letzte Warnung, Jungs!", schnitt Graces Stimme, nun scharf wie ein Messer durch Fives schweres Atmen und Diegos ersticktes Röcheln durch den Raum.
Ein paar Sekunden lang passierte gar nichts, doch schließlich gab Five mit einem lauten und entnervten Grollen Diegos Brust frei und wandte sich zum Gehen bevor er sich nochmals umdrehte und alle im Raum versammelten mit entschlossener Miene ansah: „Five, mein Name ist Five. Merkt euch das!" Dann war er durch die Tür entschwunden.
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„Na komm, Five, jetzt bist du an der Reihe." Grace Blick war liebevoll, als sie auf den störrischen Jungen blickte, der sie mit seinen grünen Augen vorwurfsvoll ansah. „Es ist an der Zeit, dass du dir jetzt einen Namen aussuchst. Welcher würde dir denn gefallen?" fragte sie ihn mit sanfter Stimme, bei welcher man in keiner Nuance merkte, dass sie eigentlich mechanisch war - so wie seine ganzeMutter.
Die sieben Hargreeves Kinder hatten sich im geräumigen Wohnzimmer des Hauses versammelt und auf den stilvollen Sofas Platz genommen, bereit sich ihrer Aufgabe zu stellen. Ihre Anspannung war fast körperlich greifbar, denn heute war endlich der Tag gekommen, an dem sie ihre Nummer gegen einen selbst ausgesuchten Namen tauschen durften. Das war für alle Hargreeves Kinder ein freudiges Ereignis, außer für einen von ihnen. Five. Er blickte, seit er den Raum betreten hatte, finster in die Runde seiner Geschwister. Nummer 1 bis 4 hatten es bereits geschafft, waren durch mit ihrer Namenswahl und alle Augen ruhten jetzt auf ihm, was Five überhaupt nicht behagte.
Er setzte also seinen finstersten und - wie er hoffte - bösesten Gesichtsausdruck auf und beschloss innerlich, erstmal gar nichts zu sagen, vielleicht würde Grace ja Erbarmen mit ihm haben und einfach zum Nächsten übergehen. Aber das passierte natürlich nicht. Wäre ja auch zu schön gewesen. Im Gegenteil, jetzt versuchte sie ihn mit ihrem mütterlich warmherzigen Lächeln zu ermuntern. „Lass uns einfach zusammen einen überlegen, ja?", bot sie an und legte den Zeigefinger der rechten Hand auf ihre Lippen, während sie nachdachte. „Wie wäre es mit Max oder Felix oder...Dorian?" Unterdrücktes Kichern war von der Seite des Sofas zu hören, auf dem seine Geschwister saßen, die bereits einen Namen hatten und jetzt gespannt auf die Namenswahl der anderen warteten. Five warf ihnen einen bitterbösen Blick zu und ihr Gekicher verstummte augenblicklich.
Es half alles nichts, dachte er, wenn er weiter nur schwieg, würde seine Mutter wahrscheinlich mit noch mehr komischen Namen um die Ecke kommen, über die sich vor allem Nummer 2, die sich jetzt Diego nannte, lustig machen würde. Und das konnte er aufgar keinen Fallzulassen. Eher würde er seinen oder noch besser Diegos Kopf in die Kloschüssel stecken und ein paar malkräftig auf die Spülung drücken. Vielleicht wäre dann etwas anderes darin als das Vakuum, das seinen Kopf scheinbar ausfüllte. Auf Fives Gesicht stahl sich ein nur schwer zu unterdrückendes diebisches Lächeln bei dem Gedanken, Diegos nutzlosen Schädel mal richtig „durchzuspülen."
Ein Hüsteln riss ihn aus seinen Tagträumen und als er feststellte, dass Graces Augen immer noch auf ihm ruhten und ihn jetzt erwartungsvoll anblickten, wandte er seine Aufmerksamkeit wieder ihr zu, bereit dem Ganzen hier und jetzt ein Ende zu setzen. Er seufzte laut und theatralisch auf: „aber habe doch bereits einen Namen, Grace, nenn mich einfach weiter Five!" Um seinen Unmut zu unterstreichen, verschränkte er jetzt auch noch die Arme vor seinem mageren Kinderkörper, mehr denn je genervt von dem ganzen, in seinen Augen, äußerst unnötigen Aufwand.
Die letzten Jahre hatte Five doch auch gereicht, warum musste er sich jetzt denn unbedingt einen neuen Namen aussuchen? Das ergab doch alles keinen Sinn, er war schließlich kein verloren gegangenes Haustier, das von seinem nächsten Besitzer einen neuen Namen erhielt. Er war schon immer Nummer Fünf und das würde er auch bleiben! Überhaupt, Zahlen ergaben seiner Ansicht nach sowieso viel mehr Sinn. Sie gaben eine Struktur vor, eine Ordnung, ein System, dem man folgen konnte. Namen dagegen waren nur willkürlich aneinandergereihte Buchstaben ohne jede Bedeutung. Warum verstanden das die anderen denn nicht? Frustriert setzte er jetzt seine düsterste Miene auf und presste seinen angespannten Körper in das samtene Wohnzimmersofa, als ob er in diesem verschwinden könnte. Seine Geduld war jetzt endgültig an ihrem Ende angelangt und er musste sich sehr beherrschen, nicht einfach aus dem Wohnzimmer den Flur hinunter zustürmen und seine Zimmertür so richtig laut hinter sich zuzuknallen. Five atmete schwer, seine Brust hob und senkte sich, seine Lippen waren fest zusammengepresst, er brauchte all seine Willenskraft, um das hier durchzustehen.
Plötzlich schallte eine Jungsstimme von dem Sofa gegenüber: „Unser kleiner Fivey ist doch zu hohl in der Birne, um sich auch nur einen einzigen Namen auszudenken!" Ruckartig riss Five seinen Kopf herum, um zu sehen, wer es da wagte, sich vor allen anderen über ihn lustig zu machen. Sein Blick blieb an Nummer 2 – nein, Diego korrigierte sich Five selbst - hängen, der sich vom gegenüberliegenden Sofa erhoben hatte und ihn mit einem feixenden Gesichtsausdruck frech angrinste. Gerade setzte dieser dazu an, ihm auch noch spielerisch die Zunge raus zu strecken, da hatte sich Five schon zu ihm hinüber teleportiert und ihm die Beine unterm Körper weggerissen. Mit einem lauten Rums und einem überraschten „uahh!"segelte Diego unsanft zu Boden. Während seine Geschwister halb erschrocken, halb belustigt das, was sich gerade zwischen Diego und Five abspielte, mit ihren Augen verfolgten, verschwendete Five keine Sekunde, sondern beugte sich über den am Boden liegenden Diego und drohte: „Sag das nocheinmalund ich zeige dir, wie hohl sich dein Schädel anhört, wenn er gegen die Wand schlägt". Warnend stellte er seinen Fuß auf Diegos Brust, um ihn am Boden festzunageln und ihm seine Überlegenheit zu demonstrieren. Diego rang keuchend nach Luft, sein Gesicht gleichzeitig verärgert und verblüfft über Fives unerwartete Attacke. Der jedoch hatte ein amüsiertes Lächeln aufgesetzt und verstärkte mit seinem Fuß den Druck auf Diegos Brust, was diesen vor Schmerz nur noch lauter aufstöhnen ließ.
„Five, bitte, er hat es jetzt verstanden!" flehte Allison, die frühere Nummer 3, und legte Five in einer , wie sie glaubte, beruhigenden Geste die Hand auf die Schulter. Ärgerlich versuchte Five ihre Hand von seiner Schulter abzuschütteln, wandte dabei seinen Blick jedoch keine Sekunde von seinem am festgenagelten Boden Bruder ab. „Allison, misch dich nicht ein, das ist eine Sache zwischen mir und Nummer 2!",herrschte er sie an.
„Jungs, ihr hört jetztsofortdamit auf!" erboste sich nun Grace und setzte eine strenge Miene auf. „Er hat doch damit angefangen!" schrien sowohl Diego als auch Five unisono, wobei Diego eher krächzte, da sein Brustkorb noch immer von Fives Fuß und dem darauf lastenden Gewicht eingedrückt wurde. „Letzte Warnung, Jungs!", schnitt Graces Stimme, nun scharf wie ein Messer durch Fives schweres Atmen und Diegos ersticktes Röcheln, durch den Raum. Ein paar Sekunden lang passierte gar nichts, doch schließlich gab Five mit einem lauten und entnervten Grollen Diegos Brust frei und wandte sich zum Gehen bevor er sich nochmals umdrehte und alle im Raum versammelten mit entschlossener Miene ansah: „Five, mein Name istFive. Merkt euch das!" Dann war er durch die Tür entschwunden.
