Szene 2: Ein nächtlicher Ausflug zu GRIDDY'S DOUGHNUTS
Eines Nachts wurde Five unsanft davon aus dem Schlaf gerissen, dass jemand auf seinem Bett herumhüpfte und ihn hart an den Schultern rüttelte. „Five, Five! Wach auf! Mach schon! Five gähnte schlaftrunken, gab dabei unwillige Geräusche von sich, und drehte sich zur anderen Seite seines Bettes und zog die Decke bis zu seinen Ohren, die Augen weiterhin fest geschlossen.
Wer da auch immer etwas von ihm wollte, sollte abhauen und ihn gefälligst in Ruhe lassen. „Five! FIVE! Jetzt wach schon endlich auf!", ließ die Stimme nicht locker. Entnervt brummte er in sein Kopfkissen hinein „Was ist denn?" „Doughnuts, Five! Doughnuts! Jede Menge Doughnuts!", raunte die Stimme aufgeregt in sein Ohr und fuhr fort, ihn an der Schulter zu rütteln. „Komm schon, die anderen warten sicher schon auf uns!" Jetzt schlug Five doch seine müden Augen auf, drehte den Kopf in der Richtung der Stimme und erkannte im Zwielicht seines Zimmers, dass es sein Bruder Klaus war, der ihn da vom Schlafen abhielt. „Jetzt mach schon, steh endlich auf und zieh dir was an!", drängte dieser nun und zog Five am Arm. Klaus ließ nicht locker.
Schließlich setzte sich Five in seinem Bett auf, rieb sich die vom Schlaf verklebten und verquollenen Augen und sah richtig Klaus an, wobei er stutzte. Es war zwar dunkel in seinem Zimmer, nur der Mond schien durchs Fenster, aber offenbar hatte Klaus seine Schuluniform über einen lila gestreiften Pyjama angezogen, wohl in aller Eile, wie es aussah, denn an allen Ecken und Enden lugte sein Schlafanzug noch hervor und das Schuljackett, das er darüber trug, war von innen nach außen verdreht, sodass man die Nähte sehen konnte. Seine braunen Haare standen unordentlich nach allen Seiten ab, aber seine Augen leuchteten vor Aufregung und in seinem Gesicht lag ein breites Lächeln.
Fives Blick glitt nach und nach an Klaus seltsamer Erscheinung vorbei, wanderte zu seinem Nachttisch und dem Wecker darauf, welcher in großen roten Ziffern 00:45 Uhr anzeigte. „Klaus es ist mitten in der Nacht!", murrte er ungehalten. „Eben, eben! Genau die richtige Zeit für Doughnuts!" stieß Klaus hervor und wippte vor seinem Bett ungeduldig auf und ab. „Hier, zieh das an und komm, wir treffen uns alle auf dem Dachboden!" sagte er und warf Five nun wahllos Kleidungsstücke zu, die er von dessen Schreibtischstuhl pflückte. „Und sei leise! Pogo und Grace hören uns sonst noch! Und mach ja kein Licht!", wies er seinen Bruder an, bevor er wieder durch dessen Tür verschwand.
Für einen Moment sah Five seinem Bruder verdutzt hinterher, starrte auf die seine Zimmertür, durch welche Klaus vor wenigen Sekunden in Windeseile verschwunden war, dann siegte seine genau traf sich zu nachtschlafender Stunde auf dem Dachboden? Und warum?
Er stand auf, ging leise zu seinem Kleiderschrank (den Kleiderhaufen, den Klaus auf sein Bett geschmissen hatte, ignorierte er) und suchte sich frische Kleidung, die er gegen seinen Pyjama tauschte. Nachdem er sich versichert hatte, dass alle Kleidungsstücke ordentlich an ihrem Platz saßen, öffnete er seine Zimmertür und schlich vorsichtig durch den Flur in Richtung Treppe zum Dachboden.
Die Holzstufen knarzten unter seinen Füßen, als er die Treppe Richtung Dachboden hinaufstieg. Jedes Knarzen und Knirschen unter seinen Füßen kam ihm in der nächtlichen Stille geradezu verboten laut vor, doch das war nichts gegen das aufgeregte Stimmengewirr, das er bereits von der anderen Seite der Dachbodentür vernehmen konnte." … sollten das nicht tun. Dad würde das nie erlauben! Morgen früh haben wir wieder Training und wenn wir da unausgeschlafen sind.." „Ach sei nicht so ein Schisser, Luther, keiner wird was merken, weder Mom noch Dad. Auch Pogo nicht, wir müssen uns einfach leise und unauffällig.." „Ich bin hier die Nummer 1, Diego, Dad hat mir die Aufgabe es Anführers nicht umsonst gegeben!" „Anführer, pah, dass ich nicht lache, du könntest nicht mal eine Horde Hamster anführen, ich sollte..".
Five stieß die Tür auf und augenblicklich verstummte das erhitzte Gespräch und alle Köpfe wandten sich zu ihm. „Was ist hier eigentlich los, warum treffen wir uns mitten in der Nacht am Dachboden?", fragte Five und blickte von einem Gesicht zum nächsten. „Hat Klaus dir nichts erzählt?", fragte Allison, die trotz der späten Stunde hübsch zurecht gemacht war. „Er hat nur irgendwas von Doughnuts gefaselt und sprang dabei auf mir rum wie auf einem Trampolin", antwortete Five leicht genervt. „Dann weißt du doch, was los ist", mischte sich Diego ungeduldig ins Gespräch ein, „wir schleichen raus und besorgen uns Doughnuts in GIDDY'S DOUGHNUT SHOP, der ist gleich um die Ecke, der Laden hat rund um die Uhr geöffnet, das habe ich bereits auskundschaften können. Raus schleichen, Doughnuts reinziehen, wieder rein schleichen,wird ein Kinderspiel. Was ist? Biste dabei oder machst du dir vor Angst in die Hosen wie Daddys Liebling hier? Dabei warf einen Seitenblick auf Luther, der nur stumm die Fäuste ballte, dass seine Muskeln an beiden Armen hervortraten.
Five straffte seine Brust. „Natürlich bin ich dabei, einer muss doch dafür sorgen, dass ihr Idioten in einem Stück zurückkommt!", sagte er mit einem Lächeln in seiner Stimme und schaute in die Runde. „Ich halte das immer noch für keine gute Idee", wand Luther zögerlich ein, wurde aber von Klaus aufgeheiztem „Doughnuts, Doughnuts, Doughnuts!" übertönt. „Pssst, Klaus, halt den Mund! Du verrätst uns noch alle", mahnte Diego und schob das Fenster auf. „Wir gehen über die Feuerleiter nach unten, schön einer nach dem anderen, ja?" Er schwang seine Beine geschickt über das Fenstersims und ließ sich nach draußen gleiten. Als nächsten kletterten Klaus, Allison und Ben aus dem Fenster und stiegen in vorsichtigen Schritten die Feuerleiter hinab, darauf bedacht nur ja keinen Lärm zu verursachen. Hinter ihnen machte sich Five gerade dazu bereit, aus dem Fenster steigen, als ihm ein Gedanke durch den Kopf schoss. Er hielt in seiner Bewegung inne und sah zu Luther, der immer noch unschlüssig mitten im Zimmer stand. „Warte mal, Luther, wenn ich richtig zähle, sind wir nur zu sechst. Wo ist Vanya?" „Vanya...ähm..ja..", stotterte Luther sichtlich peinlich berührt, „ich schätze..., die hat keiner gefragt." Fives Miene verdunkelte sich. „Wieso nicht?" verlangte Five zu wissen. „Nunja, ähhm, das weiß ich auch nicht so recht, ich..." „Kommt ihr zwei Hohlköpfe jetzt, oder was?!" zischte Diegos Stimme von unterhalb der Feuerleiter.
Five sah hinunter zu Diegos Gestalt, die wild gestikulierend mit den Armen fuchtelte, um ihnen deutlich zu machen, dass sie sich jetzt endlich beeilen sollten. Five verdrehte die Augen und blickte dann zurück zu Luther „Über Vanya reden später wir noch, Luther" , herrschte er ihn an und schwang sich nun ebenfalls aus dem Fenster, dicht gefolgt von seinem Bruder. „Es war nicht meine Idee, sie schlafen zu lassen!", rechtfertigte dieser sich während er und Five die Feuertreppe hinunter hasteten. „Spielt keine Rolle, Luther, du willst der Anführer sein? Dann verhalte dich wie einer", sagte er in entschiedenem Ton und sprang die letzten Stufen der Metalltreppe hinunter.
Es war eine angenehm warme Nacht. Der Herbst hatte noch nicht Einzug gehalten, in allen Geschäften, an denen sie vorbeiliefen, sah man noch die Sommerdekoration, auch die Tische und Stühle der Bars und Restaurants waren noch auf den Gehwegen aufgebaut. Vereinzelt saßen Gäste an ihnen und unterhielten sich angeregt, niemand achtete auf die johlende und lachende Kinderschar, die jetzt freudig auf GIDDY'S DOUGHNUTS zusteuerte.
Five genoss die Freiheit der Nacht und die Unbeschwertheit seiner Geschwister, während er, die Hände tief in seinen Hosentaschen vergraben, hinter ihnen hertrottete. Ihr Lachen und Kreischen drang an seine Ohren, als seine Geschwister die Tür zum Laden aufzogen und versuchten sich alle gleichzeitig durch eben diese zu drängen.
„Hey! Die Tür hat einen begrenzten Umfang und dehnt sich nicht wie das Raum-Zeit Kontinuum aus. Immer einer nach dem anderen!," rief er ihnen amüsiert von hinten zu. Nach einigem Geschiebe und Gedränge und empörten „Schubs mich nicht!" Ausrufen waren schließlich alle durch die Tür und standen dicht gedrängt im Eingang des Doughnutshops.
Im Laden roch es einfach himmlisch. Der Duft von geschmolzenem Zucker, Schokolade und Fritierfett lag in der Luft und kitzelte in ihren Nasen. Direkt vor ihnen stand eine überdimensionierte Glastheke, zu der sie sich nun gegenseitig vorschoben. In ordentlichen Reihen waren dort all die Leckereien aufgetürmt, die sie vergeblich in den Schränken der Küche daheim suchten, denn Sir Reginald Hargreeves bestand auf eine ausgesprochen gesunde Ernährung. „Der Mensch ist, was er isst!", pflegte er stets den Philosophen Ludwig Feuerbach zu zitieren, wenn ein Hargreeveskind es wagte, in seinem Abendessen herumzustochern.
„Was darf es sein?", fragte sie die gelangweilte Bedienung an der Theke mit schleppender Stimme. „Ich will einen mit Marmelade", „Ich einen mit Schokolade, nein zwei..." , „Ich mag den blauen da!" „und ich will den mit Apfel und Streuseln", riefen sogleich alle durcheinander. Five musste angesichts des chaotischen Auflaufs, den seine Geschwister vor der Theke veranstalteten, lachen. „Moment, Moment!", versuchte er ihr aufgeregtes Geplapper zu unterbrechen, „lasst uns das geordnet angehen!" Nachdem er die Wünsche seiner Geschwister für die Bedienung so zusammengefasst hatte, dass diese sie auch verstehen konnte, setzten sie sich mit ihren Schachteln voll köstlich duftender klebriger Ringe an einen der runden Tischen. Mit Heißhunger machten sie sich über das Zuckergebäck her und für eine Weile war nur genüssliches Kauen und Schmatzen zu hören. Five, der sich für einen mit Kaffeecreme gefüllten Doughnut entschieden hatte, biss genießerisch Stück für Stück ab und ließ sich behaglich in die roten Lederpolster der Sitzbank zurückfallen. Warum konnte es nicht immer so sein? Seine Geschwister fröhlich, die Stimmung ausgelassen und heiter. Er sah Klaus zu, wie er gerade den Versuch unternahm, Schokolade aufs Ben Backe zu schmieren, während Ben verzweifelt versuchte, Klaus Schokoladen Attacken auszuweichen. Five kicherte in sich hinein. Sein Blick wanderte weiter zu Diego, der ein triumphales Lächeln aufgesetzt hatte und ihm zunickte, ganz so, als wollte er sagen: „Siehst du, das war meine tolle Idee." In Fives Mundwinkeln stahl sich ein verschmitztes Lächeln, auch wenn ihm der Gedanke, dass sie ihre Schwester Vanya daheim Schlafen gelassen hatten, einen Stich in der Brust versetzte. Er musste unbedingt mit Luther und den anderen darüber sprechen. Das war Vanya gegenüber einfach nicht fair. Sie stand doch ohnehin schon immer nur am Rand herum und traute sich kaum, etwas laut zu sagen. Mussten sie sie da noch extra ausschließen?
Er suchte Luthers Blick und merkte erstaunt, dass dieser mit weit aufgerissenen Augen die Eingangstür anstarrte, während Erdbeermarmelade von seinem Doughnut auf seine Hand runtertropfte. Five drehte seinen Kopf in Richtung Tür und ihm wurde augenblicklich klar, warum Luther so erschrocken aussah. In der Tür stand ein Affe. Nicht irgendein Affe, nein es war Pogo, der der seine felligen Hände in die Hüften gestemmt hatte und die Kinder mit halb vorwurfsvoller, halb belustigter Miene ansah. Ihr nächtlicher Ausflug war also aufgeflogen. Five konnte gerade noch „so eine verdammte Scheiße!" hervorbringen, dann war ihr Abenteuer endgültig vorbei.
WATTPAD VERSION
Eines Nachts wurde Five unsanft davon aus dem Schlaf gerissen, dass jemand auf seinem Bett herumhüpfte und ihn hart an der Schulter rüttelte. „Five, Five! Wach auf! Mach schon!" Five gähnte schlaftrunken, gab dabei unwillige Geräusche von sich, drehte sich zur anderen Seite seines Bettes und zog sich die Bettdecke bis zu seinen Ohren, die Augen weiterhin fest da auch immer etwas von ihm wollte, sollte abhauen und ihn gefälligst in Ruhe lassen. „Five! FIVE! Jetzt wach schonendlichauf!", ließ die Stimme nicht locker. Entnervt brummte er in sein Kopfkissen hinein:„Was ist denn?" „Doughnuts, Five! Doughnuts! Jede Menge Doughnuts!", raunte die Stimme aufgeregt in sein Ohr und fuhr fort, ihn an der Schulter zu rütteln. „Komm schon, die anderen warten sicher schon auf uns!" Jetzt schlug Five doch seine müden Augen auf, drehte den Kopf in der Richtung der Stimme und erkannte im Zwielicht seines Zimmers, dass es sein Bruder Klaus war, der ihn da vom Schlafen abhielt. „Jetzt mach schon, steh endlich auf und zieh dir was an!", drängte dieser nun und zog Five nun ungeduldig am Arm.
Schließlich setzte sich Five in seinem Bett auf (das allerdings tat er nur widerwillig), rieb sich die vom Schlaf verklebten und verquollenen Augen und sah Klaus richtig an, wobei er stutzte. Es war zwar dunkel in seinem Zimmer, nur der Mond schien durchs Fenster, aber offenbar hatte Klaus seine Schuluniform über seinen lila gestreiften Pyjama angezogen, wohl in aller Eile, wie es aussah, denn an allen Ecken und Enden lugte sein Schlafanzug noch hervor und das Schuljackett, das er darüber trug, war von innen nach außen verdreht, sodass man die Nähte sehen konnte. Seine braunen Haare standen unordentlich nach allen Seiten ab, aber seine Augen leuchteten vor Aufregung und in seinem Gesicht lag ein breites Lächeln.
Fives Blick glitt nach und nach an Klaus seltsamer Erscheinung vorbei, wanderte zu seinem Nachttisch und dem Wecker darauf, welcher in großen roten Ziffern 00:45 Uhr anzeigte. „Klaus es ist mitten in der Nacht!", murrte er ungehalten. „Eben, eben! Genau die richtige Zeit für Doughnuts!" stieß Klaus mit sich überschlagender Stimme hervor und wippte dabei vor seinem Bett ungeduldig auf und ab. „Hier, zieh das an und komm, wirtreffen uns alle auf dem Dachboden!" sagte er und warf Five nun wahllos Kleidungsstücke zu, die er von dessen Schreibtischstuhl pflückte. „Und sei leise! Pogo und Grace hören uns sonst noch! Und mach ja kein Licht!", wies er seinen Bruder an, bevor er wieder durch dessen Tür verschwand.Für einen Moment sah Five seinem Bruder verdutzt hinterher, starrte auf seine offen stehende Zimmertür, durch welche Klaus vor wenigen Sekunden in Windeseile verschwunden war, dann gewann seine Neugier die Oberhand. Wer genau traf sich zu nachtschlafender Stunde auf dem Dachboden? Und warum?
Erstand auf, ging leise zu seinem Kleiderschrank (den Kleiderhaufen, den Klaus auf sein Bett geschmissen hatte, ignorierte er) und suchte sich frische Kleidung, die er gegen seinen Pyjama tauschte. Nachdem er sich versichert hatte, dass alle Kleidungsstücke ordentlich an ihrem Platz saßen, öffnete er seine Zimmertür und schlich vorsichtig durch den verwaisten Flur in Richtung Treppe zum Dachboden.
Die Holzstufen knarzten unter seinen Füßen, als er die Treppe zum Dachboden hinaufstieg. Jedes Quietschen und Knirschen unter seinen Füßen kam ihm in der nächtlichen Stille geradezu verboten laut vor, doch das war nichts gegen das aufgeregte Stimmengewirr, das er bereits von der anderen Seite der Dachbodentür vernehmen konnte." ... sollten das nicht tun. Dad würde das nie erlauben! Morgen früh haben wir wieder Training und wenn wir da unausgeschlafen sind..." „Ach sei nicht so ein Schisser, Luther, keiner wird was merken, weder Mom noch Dad. Auch Pogo nicht, wir müssen uns einfach leise und unauffällig.." „Ich bin hier die Nummer 1, Diego, Dad hatmirdie Aufgabe des Anführers nicht umsonst gegeben!" „ Pfff, Anführer, dass ich nicht lache, du könntest nicht mal eine Horde Hamster anführen, wenn es drauf ankäme, ich sollte..".
Five stieß die Tür auf und augenblicklich verstummte das erhitzte Gespräch und alle Köpfe wandten sich zu ihm. „Was ist hier eigentlich los, warum treffen wir uns mitten in der Nacht am Dachboden?", fragte Five und blickte von einem Gesicht zum nächsten. „Hat Klaus dir nichts erzählt?", fragte Allison, die trotz der späten Stunde wie immer hübsch zurecht gemacht war. „Er hat nur irgendwas von Doughnuts gefaselt und sprang dabei auf mir rum wie auf einem Trampolin", antwortete Five leicht genervt. „Dann weißt du doch, was los ist", mischte sich Diego ungeduldig in ihr Gespräch ein, „wir schleichen raus und besorgen uns Doughnuts in GIDDY'SDOUGHNUT SHOP, der ist gleich um die Ecke, der Laden hat rund um die Uhr geöffnet, das habe ich bereits auskundschaften können. Rausschleichen, Doughnuts reinziehen, wieder rein schleichen, ein Kinderspiel. Was ist? Biste dabei oder machste dir vor Angst in die Hosen wie Daddys Liebling hier? Dabei warf einen Seitenblick auf Luther, der nur stumm die Fäuste ballte, sodass seine Muskeln an beiden Armen hervortraten.
Five straffte seine Brust. „Natürlich bin ich dabei, einer muss doch dafür sorgen, dass ihr Idioten in einem Stück zurückkommt!", sagte er mit einem Lächeln in seiner Stimme und schaute in die Runde. „Ich halte das immer noch für keine gute Idee", wand Luther zögerlich ein, wurde aber von Klaus aufgeheiztem „Doughnuts, Doughnuts, Doughnuts!" Rufen übertönt. „Pssst, Klaus, halt den Mund! Du verrätst uns noch alle", mahnte Diego und schob das Fenster auf. „Wir gehen über die Feuerleiter nach unten, schön einer nachdem anderen, ja?" Er schwang seine Beine geschickt über das Fenstersims und ließ sich nach draußen gleiten. Als nächsten kletterten Klaus, Allison und Ben aus dem Fenster und stiegen in vorsichtigen Schritten die Feuerleiter hinab, darauf bedacht, nur ja keinen allzu großen Lärm zu verursachen.
Hinter ihnen machte sich Five gerade dazu bereit, aus dem Fenster steigen, als ihm ein Gedanke durch den Kopf schoss. Er hielt in seiner Bewegung inne und sah zu Luther, der immer noch unschlüssig mitten im Zimmer stand. „Warte mal, Luther, wenn ich richtig zähle, sind wir nur zu sechst. Wo ist Vanya?"„Vanya...ähm..ja..", stotterte Luther sichtlich peinlich berührt, „ich schätze..., die hat keiner gefragt." Fives Miene verdunkelte sich. „Wieso nicht?" verlangte Five zu wissen.„Nunja, ähhm, das weiß ich auch nicht so recht, ich..." „Kommt ihr zwei Hohlköpfe jetzt, oder was?!" zischte Diegos Stimme von unterhalb der sah hinunter zu Diegos Gestalt, die wild gestikulierend mit den Armen fuchtelte, um ihnen deutlich zu machen, dass sie sich jetzt endlich beeilen sollten. Five verdrehte die Augen und blickte dann zurück zu Luther. „Über Vanya reden später wir noch, Luther" , zischte er verärgert und schwang sich nun ebenfalls aus dem Fenster, dicht gefolgt von seinem Bruder. „Es war nicht meine Idee, sie schlafen zu lassen!", rechtfertigte dieser sich, während er und Five die Feuertreppe hinunter hasteten. „Spielt keine Rolle, Luther, du willst der Anführer sein? Dann verhalte dich wie einer", sagte Five in entschiedenem Ton und sprang die letzten Stufen der Metalltreppe hinab.
Es war eine angenehm warme Nacht. Der Herbst hatte noch nicht Einzug gehalten, in allen Geschäften, an denen sie vorbeiliefen, sah man noch die Sommerdekoration in den Schaufenstern, auch die Tische und Stühle der Bars und Restaurants waren noch auf den Gehwegen aufgebaut. Vereinzelt saßen Gäste an ihnen und unterhielten sich angeregt, niemand achtete auf die johlende und lachende Kinderschar, die jetzt freudig auf GIDDY'SDOUGHNUTS genoss die Freiheit der Nacht und die Unbeschwertheit seiner Geschwister, während er, die Hände tief in seinen Hosentaschen vergraben, hinter ihnen hertrottete. Ihr Lachen und Kreischen erfüllte seine Ohren, als seine Geschwister die Tür zum Laden aufzogen und versuchten sich alle gleichzeitig durch eben diese zu drängen.„Hey! Die Tür hat einen begrenzten Umfang und dehnt sich nicht wie das Raum-Zeit Kontinuum aus. Immer einer nach dem anderen!," rief er ihnen amüsiert von hinten zu. Nach einigem Geschiebe und Gedränge und empörten „Schubs mich nicht!" Ausrufen waren schließlich alle durch die Tür und standen dicht gedrängt im Eingang des Doughnutshops.
Im Laden roch es einfach himmlisch. Der Duft von geschmolzenem Zucker, Schokolade und Fritierfett lag in der Luft und kitzelte in ihren Nasen. Direkt vor ihnen befand sich eine überdimensionierte Glastheke , zu der sie sich nun gegenseitig vorschoben. In ordentlichen Reihen warendort all die Leckereien aufgetürmt, die sie vergeblich in den Schränken ihrer Küche daheim suchten, denn Sir Reginald Hargreeves bestand auf eine ausgesprochen gesunde Ernährung. „Der Mensch ist, was er isst!", pflegte er stets den Philosophen Ludwig Feuerbach zu zitieren, wenn auch nur ein Hargreeveskind es wagte, lustlos in seinem Abendessen herumzustochern.
„Was darf es sein?", fragte sie die gelangweilte Bedienung an der Theke mit schleppender Stimme. „Ich will einen mit Marmelade", „Ich einen mit Schokolade, nein lieber zwei..." , „Ich mag den blauen da!" „und ich will den mit Apfel und Streuseln", riefen sogleich alle durcheinander. Five musste angesichts des chaotischen Auflaufs, den seine Geschwister vor der Theke veranstalteten, lachen. „Moment, Moment!", versuchte er ihr aufgeregtes Geplapper zu unterbrechen, „lasst uns das geordnet angehen!" Nachdem er die Wünsche seiner Geschwister für die Bedienung so zusammengefasst hatte, dass diese ihre Bestellung auch verstehen konnte, setzten sie sich mit ihren Schachteln voll köstlich duftender, klebriger Ringe an einen der runden Tische. Mit Heißhunger machten sie sich über das Zuckergebäck her und für eine Weile war nur genüssliches Kauen und Schmatzen zu hören.
Five, der sich für einen mit Kaffeecreme gefüllten Doughnut entschieden hatte, biss genießerisch Stück für Stück ab und ließ sich behaglich in die roten Lederpolster der Sitzbank zurückfallen. Warum konnte es nicht immer so sein? Seine Geschwister fröhlich, die Stimmung ausgelassen und heiter. Er sah Klaus zu, wie er gerade den Versuch unternahm, Schokolade aufs Ben Backe zu schmieren, während Ben verzweifelt versuchte, Klaus Schokoladen Attacken auszuweichen. Five kicherte in sich hinein. Sein Blick wanderte weiter zu Diego, der ein triumphales Lächeln aufgesetzt hatte und ihm zunickte, ganz so, als wollte er sagen: „Siehst du, das hier war meine tolle Idee." In Fives Mundwinkel stahl sich ein verschmitztes Lächeln, auch wenn ihm der Gedanke, dass sie ihre Schwester Vanya daheim schlafen gelassen hatten, einen Stich in der Brust versetzte. Er musste unbedingt mit Luther und den anderen darüber sprechen. Das war Vanya gegenüber einfach nicht fair. Sie stand doch ohnehin schon immer nur am Rand herum und traute sich kaum, etwas laut zu sagen. Mussten sie da ihre Schwester absichtlich noch mehr ausschließen?
Er suchte Luthers Blick und merkte erstaunt, dass dieser mit weit aufgerissenen Augen die Eingangstür anstarrte, während Erdbeermarmelade von seinem Doughnut auf seine Hand runtertropfte. Five drehte den Kopf in Richtung Tür und ihm wurde augenblicklich klar, warum Luther so erschrocken aussah. In der Tür stand ein Affe. Nicht irgendein Affe, nein, es war Pogo, der der seine felligen Hände in die Hüften gestemmt hatte und die Kinder mit halb vorwurfsvoller, halb belustigter Miene ansah. Ihr nächtlicher Ausflug war aufgeflogen. Five konnte gerade noch „so eine verdammte Scheiße!" hervorbringen, dann war ihr aufregendes Abenteuer endgültig vorbei.
