12. Finger


Alle schrien durcheinander, und Jogo wirkte stolz auf sich selbst. „Nehmt ihm die Finger weg!", forderten mehr als nur ein Jury-Mitglied.

„Das sind Beweismittel, die können nicht einfach konfisziert werden", erklärte Higuruma, bevor er sich an Jogo wandte. „Jogo-san, gehe ich Recht in der Annahme, dass dies die Finger von-"

„Wen interessiert das?!" Ein Mann mittleren Alters war aufgesprungen und deutete wütend auf Higuruma, „Das sind Sukunas Finger! Das ist doch wohl klar! Sie sollten sich nicht in der Nähe von Sukunas Gefäß befinden! Macht dieser lächerlichen Farce ein Ende und zerstört endlich Sukuna!"

„Kamo-san, nehmen Sie bitte wieder Platz und schweigen Sie, ansonsten muss Ihr Verhalten als Missachtung des Gerichts angesehen werden!", gab Higuruma streng zurück und deutete mit seinem Richterhammer auf den Mann, „Und Missachtung des Gerichts wird streng geahndet!"

Doch der Mann schien von dieser Drohung nicht beeindruckt zu sein. „Von einem dreckigen Sklaven muss ich mir gar nichts sagen lassen!", verkündete er.

„Hey!", mischte sich der Kaiser an dieser Stelle wieder ein. Doch auch das brachte nichts.

„Auch von einem Sklaven des Kaisers nicht", fügte der Mann, Kamo-san, nur kalt hinzu und funkelte Gojo an.

„Es ist nicht klug sich in der Sphäre eines anderen mit dieser Person anzulegen, Kamo-kun", ließ sich Naobito vernehmen, „Setz dich wieder hin und benimm dich. Was mit den Fingern nach dem Prozess geschieht, wird sich zeigen, doch momentan sind sie, wie erwähnt, Beweismittel, und es besteht kein Grund zur Sor… Hey, Moment, haltet ihn auf!"

Einen Augenblick lang schien keiner zu wissen wen er damit meinte, doch Yuuji wurde als einem der ersten klar, was los war, denn Jogo war aus dem Zeugenstand gesprungen und joggte mit dem Werkzeuggürtel unterm Arm auf ihn zu.

Yuuji wollte ausweichen, fliehen oder sonst was tun, doch er konnte sich nicht bewegen. Das Anklagepult hatte seine Beine umschlossen und hinderte ihn so daran abzuhauen. „Ist das euer Ernst?!", beschwerte er sich, als auch noch auf einmal die Decke auf ihn zu fallen schien. Tatsächlich aber hatte sich offenbar nur etwas, das er für die Decke der Gerichtssaal gehalten hatte, von dieser gelöst und schwebte nun mit einem brüllenden „Missachtung des Gerichts!" auf Jogo zu.

Yuuji erkannt an dem flachen schwarzen Wesen drei spitze Enden, an denen jeweils eine Waagschale befestigt zu sein schien, und eine weiße Maske auf dem vierten Ende, die das Gesicht darzustellen schien, und deren Augen zugenäht zu sein schienen. Offenbar handelte es sich bei diesem Wesen um Higurumas Shikigami. Und es schien wütend zu sein.

Jogo hatte den Schrei ebenfalls gehört und blickte zu dem Wesen hoch. Sein eines Auge schien noch größer als sowieso schon zu werden, bevor er zu Yuuji auf das Angeklagten-Pult sprang und versuchte diesem einen von Sukunas Finger in den Mund zu pressen.

„Lass das!". Yuuji schlug nach Jogo und hatte keinerlei Absicht den Finger zu schlucken, danke, aber nein danke. Er wand sich nach links und rechts und wich dann aus, als eine der beiden größeren Waagschalen in den sozusagen Händen des Shikigamis Jogo auf den Kopf traf und vom Pult auf den Boden beförderte. „Strafe für Missachtung des Gerichts: Exekution!", verkündete der Shikigami, der immer noch über Yuuji schwebte, seine ganze Wut aber auf Jogo konzentrierte.

„Ich wusste es ja gleich! Von wegen, ich werde behandelt wie alle anderen!", jammerte Jogo.

„Sie wurden gewarnt, Jogo-san! Alle wurden gewarnt!", rief Higuruma.

Yuuji duckte sich zur Sicherheit (immerhin wusste er ja nicht wie dieser Shikigami plante sein Todesurteil zu vollstrecken), während er Gojo sagen hörte: „Ich finde das mit der Exekution ja auch etwas übertrieben. Immerhin waren wir mit der Befragung des Zeugen noch nicht fertig…"

Yuuji spähte hinter seinem Pult hervor und erblickte den Finger, den Jogo versucht hatte in seinen Mund zu pressen, der einsam und verlassen direkt unter dem Pult und in Yuujis Reichweite lag, da er von Jogo offenbar fallen gelassen worden war, als er vom Pult hinuntergestoßen worden war.

Tu es, nimm den Finger, iss ihn, meldete sich Sukuna nun doch wieder in seinem Kopf zu Wort.

Und warum sollte ich das tun?, gab Yuuji zurück, Damit du stärker wirst und die Kontrolle über meinen Körper übernehmen kannst? Sicher nicht. Er hatte nicht vor es Sukuna so leicht zu machen! Doch noch während er das dachte, spürte er wie er seine Hand nach dem Finger ausstreckte, ihn nahm, und zu seinem Gesicht führte. Was machst du da?! Nein, lass das! Doch der Finger landete in seinem Mund und wurde heruntergeschluckt.

Erschrocken schlug sich Yuuji die Hände vor den Mund. Er spürte das laute Hämmern seines Herzen. Er hatte es nicht gewollt, er hatte sich entschieden es nicht zu tun, und trotzdem…

Reg dich ab, Balg, ich war das, nicht du, teilte ihm Sukuna ruhig mit.

Das war Yuuji durchaus bewusst, und leider war das auch das Problem! Hatte Sukuna die ganze Zeit über Kräfte gesammelt um im richtigen Moment zuzuschlagen? Oder hatte er immer nur so getan als ob er Yuujis Körper nicht beeinfluss konnte?! Yuuji versuchte über das laute Hämmern seines Herzen in sich selbst hineinzuhören. Und wartete ab.

Sukuna startete keine weiteren Versuche ihn zu übernehmen. Yuuji konnte keinen Muskel zucken spüren, empfand kein ungewolltes Ziehen in seinen Beinen, nichts, dass darauf hinwies, dass Sukuna versuchte seinen Körper zu benutzen. Vielleicht könnte er das auch gar nicht, vielleicht war die Nähe zum Finger schuld daran gewesen, vielleicht war es eine einmalige Sache gewesen. Auf jeden Fall startete der Fluch keinen Versuch sich aus dem Angeklagten-Pult zu befreien und die restlichen Finger aus Jogos Händen zu winden und zu verschlingen.

Vielleicht wird niemandem auffallen, dass ein Finger fehlt … Denn wenn es ihnen auffiel, wenn sie dahinter kamen, was Yuuji getan hatte … Nun dann würden sie ihn mit Sicherheit noch mehr umbringen wollen als bisher, weil sie denken würden, dass Sukuna ihn jederzeit kontrollieren konnte, oder gar dass Yuuji freiwillig mit ihm zusammenarbeitete. Warum hast du das getan, du hast ihnen einen Grund mehr geliefert uns umzubringen!, warf er Sukuna vor.

Wenn du mich die Sache einfach für uns lösen lassen würdest, dann müsstest du dir darüber gar keine Sorgen machen, lautete die lakonische Antwort.

Yuuji schüttelte nur wütend den Kopf.

Und zuckte dann zusammen, als er einen markerschütternden Schrei hörte. Vorsichtig kam er wieder hoch und versuchte zu sehen was sich vor seinem Pult abspielte.

Offenbar war Jogos Exekution durch den unheimlichen Gerichts-Shikigami erfolgt, denn der Vulkankopf brach in sich zusammen und ein Teil von ihm schien nach links und ein anderer nach rechts hinüber zu brechen, bevor er endgültig auseinander fiel. Und das nur für Missachtung des Gerichts? Was macht der mit einem, wenn man schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt wird?! Yuuji hatte wirklich keine Lust das herauszufinden!

Und noch dazu war der Vulkankopf eigentlich der Zeuge gewesen, der für ihn hätte sprechen sollen! Und nun wirkte er wahrhaft nicht mehr so als ob er noch sprechen können würde!

„Wenn ihr nicht wollt, dass es euch ebenso ergeht, nehmt Platz und zeugt diesem Gericht die Achtung, die es verdient!", verkündete Higuruma an die Jury gewandt.

Kamo-san wirkte so als würde er einen Moment lang überlegen, ob er wieder verkünden sollte, dass er sich von einem Sklaven nichts sagen ließ, aber er nahm schließlich doch wieder Platz. Genau wie alle anderen. Yuuji setzte sich ebenfalls wieder hin.

„Ich nehme das hier besser an mich", meinte Gojo und hob den Werkzeuggürtel mit den restlichen Fingern darin vom Boden auf. Er musterte den Inhalt einen Moment lang, runzelte dann die Stirn, warf einen kurzen Blick zu Yuuji hinüber, sagte aber nichts. Offenbar war ihm aufgefallen, dass ein Finger fehlte.

Higuruma trat gegen Jogos Überreste. „Der Zeuge ist nicht mehr in der Lage weitere Fragen zu beantworten", stellte er fest. Dann blickte er zum Kaiser hinüber. „Wollt Ihr nun in den Zeugenstand treten, Gojo-sama?", fragte er dann.

„Ich?!" Gojo wirkte für einen Moment erschrocken. Dann schien er sich zu fangen und zuckte mit den Schultern. „Soll mir recht sein", meinte er, „Ich habe im Moment nichts Besseres zu tun."

Ich hoffe er fragt ihn nicht nach den Fingern, denn dann muss er die Wahrheit sagen, aber wenn er nicht danach gefragt wird, könnten wir mit dem gegessenen Finger davon kommen…. Yuuji wusste nicht ob er sich mit diesem Gedanken beruhigen wollte, oder ob ihn das alles nicht noch mehr beunruhigte.

Gojo hatte im Zeugenstand Platz genommen und die Finger vor sich aufgelegt. Er schien vollkommen ruhig zu sein.

„Wie seid Ihr auf Jogo den Fluch getroffen, Gojo-sama?", wollte Higuruma wissen.

„Wie Jogo schon erwähnt hat, hatte ich gerade seinen Freund den Fluch Mahito getötet. Ich sage getötet, nicht exorziert, weil dieser Fluch sehr menschlich ausgesehen hat, menschlich genug um vom armen Yohsino Junpei für einen Menschen gehalten zu werden", erklärte Gojo, „Aber er war auch sehr gefährlich. Ich musste ihn aufhalten. Als ich damit fertig war, wurde mir klar, dass unser Kampf beobachtet worden war. Von Jogo. Ich wollte mehr über die Pläne dieser offenbar verbündeten Flüche der Sonderstufe wissen, deswegen habe ich versucht Jogo einzufangen anstatt ihn ebenfalls zu vernichten. Was dein Shikigami dann für uns erledigt hat." Er zuckte die Schultern, als wollte er „Pech gehabt" damit ausdrücken ohne zu viel Trauer darüber zu empfinden.

„Und wusstet Ihr, dass Jogo der Fluch Sukunas Finger bei sich hat, als Ihr ihn hergebracht habt?", wollte Higuruma wissen.

Gojo warf ihm einen genervten Blick zu. „Natürlich nicht. Ich würde nie das Risiko eingehen Sukuna zu ermöglichen sein Gefäß zu übernehmen, und zu viele Finger auf einmal zu konsumieren könnte dazu führen", erklärte er, „Deswegen hatte Jogo die Finger ja überhaupt erst bei sich. Nein, ich wollte ihn als Zeugen hierher bringen, damit er uns Mahitos Pläne enthüllt. Aber offenbar hätte ich ihn filzen sollen. Um ehrlich zu sein bin ich bekleidete Flüche nicht gewöhnt, das hat mich nachlässig werden lassen. Es tut mir sehr leid." Er deutete eine kleine Verbeugung an.

„Das Gericht akzeptiert Eure Entschuldigung, Gojo-sama", meinte Higuruma großzügig. Yuuji war sich nicht so sicher, ob er die Entschuldigung ebenfalls akzeptierte. Zuerst war Gojo hergegangen und hatte Mahito getötet, der der wichtigere Zeuge gewesen wäre, dann hatte er zugelassen, dass eine Menge Finger von Sukuna in ihre Nähe gebracht wurden, und dann auch noch nicht verhindert, dass Jogo hingerichtet wurde. Yuuji war sich nicht sicher, ob er in Wahrheit nach all dem nicht schlechter dran war als vor Gojos Einmischung.

„Hat dieser andere Fluch, Mahito, den Mord an Yoshino-san zugegeben, bevor Ihr ihn vernichtet habt?", wollte Higuruma gerade von Gojo wissen.

„Nein, das hat er nicht", erklärte Gojo sichtlich unglücklich, „Aber erst durch die Beschreibung von Junpei konnten wir ihn finden. Er konnte sich wie gesagt als Mensch ausgeben und lebte unerkannt. Und das trotz furchterregender Experimente, die er mit menschlichen Opfern durchgeführt hat. Mahito konnte durch Berührung menschliche Gestalten verändern. Er konnte Menschen zu andersartigen Lebewesen transmutieren - eine Tat, die seine Opfer immer über kurz oder lang umbrachte. Und er konnte Menschen auch nur teilweise körperlich verändern. Geto Suguru, der mich auf der Jagd nach Mahito unterstützt hat, hat einen Arm auf diese Weise eingebüßt und befindet sich gerade in magisch-medizinischer Behandlung. Mahito hätte Junpeis Mutter leicht töten können, ohne Spuren zu hinterlassen; alles was er hätte tun müssen war sie einmal kurz zu berühren und so ihr Herz zum Stillstand bringen."

Geto wurde verletzt? Weil er mir helfen wollte?, Yuuji musste diese ganzen neuen Informationen erst einmal verdauen. Es schien immer wahrscheinlicher, dass tatsächlich Mahito Junpeis Mutter getötet hatte. Dass die Jujujisten aber trotzdem Yuuji tot sehen wollte, war dadurch nur um so ärgerlicher. Besonders weil es keinerlei Beweis für Yuujis Unschuld gab, die man einwandfrei vorlegen konnte. Kein Geständnis, keinen wahren Täter, nicht einmal mehr dessen Komplizen...

„Man hat Fluchmagie, aber keinen Hinweis auf äußere Verletzungen bei der Toten gefunden, das ist wahr. Und einen Finger", sagte Higuruma, „Einen von Sukunas Fingern, den der König der Flüche sicherlich zurück haben wollen würde…"

„Und wie Jogo vor seinem tragischen Ableben bewiesen hat, befanden sich eine größere Anzahl von Sukunas Fingern im Besitz von Mahito und Jogo, sie konnten den Finger also leicht am Tatort platzieren", erklärte Gojo.

„Oder ihn Yoshino-san durch die Freundschaft mit Junpei unterschieben um so zu garantieren, dass Sukuna versuchen würde ihn sich zurückzuholen", bot Higuruma an.

„Nun … ja, das ist natürlich auch möglich", gab der Kaiser zögerlich zu, „Aber ich bin nicht der Ansicht, dass es logisch wäre sich bei dem Mord erwischen zu lassen ohne den besagten Finger zu verspeisen. Ich meine, er wurde konfisziert oder? Warum hätte ihn Sukuna, wenn er der Täter wäre, nicht essen sollen, wenn er genug Zeit hatte den Menschen, der ihn in seinen Besitz hat, umzubringen?" Gojo warf einen Blick in Yuujis Richtung und schien zu zögern. Offenbar rang er mit sich, ob er von dem Finger-wird-doch-gegessen-Zwischenfall von vorhin erzählen sollte. Tu es nicht, das würde alles nur noch schlimmer machen, versuchte Yuuji dem Kaiser telepathisch mitzuteilen, obwohl er natürlich wusste, dass es so was wie Telepathie nicht einmal im der Jujustu-Gesellschaft gab. Dabei wäre alles so viel leichter, wenn es so wäre. Dann würden wir uns diese ganze Verhandlung ersparen, weil alle einfach in meinen Gedanken lesen könnten, dass ich unschuldig bin….

„Ich denke eben, dass sich Sukuna keine Chance entgehen lassen würde seine Finger wieder mit sich zu vereinen um so stärker zu werden. Das wäre ihm wichtiger als einen dahergelaufenen nicht-magischen Menschen umzubringen", schloss Gojo, der zum Glück eben doch Yuujis Meinung, was das Finger-Wissen anging, zu teilen schien.

Higuruma nickte. „Ich denke, ich habe keine weiteren Fragen an den Zeugen", meinte er.

Und das war schlecht, denn das bedeutete, dass es keine besseren Argumente für Yuujis Unschuld gab. Nach Jogos Tod und Gojos Aussage hatten sie nichts mehr zu bieten.

Der Kaiser verließ den Zeugenstand, ließ die Finger aber am Pult ausgelegt liegend zurück.

Yuuji musterte die Geschworenen und stellte fest, dass keiner von denen freundlicher wirkte als zu Beginn der Verhandlung. Sie standen nicht mehr auf und schrien herum (offenbar hatte Jogos Ende sie doch beeindruckt), aber das war auch schon der einzige Fortschritt. Sie schienen immer noch vorhaben Yuuji zu verurteilen.

„Das Gericht ruft nun Fushiguro Megumi in den Zeugenstand um sich ein Bild vom Charakter des Angeklagten und seinem Gehorsam gegenüber seinem Besitzer machen zu können", verkündete Higuruma dann.

Hatte er aufgegeben und versuchte nun nur noch Fushiguro zu retten? Oder war das ein letzter verzweifelter Versuch erneut zu beweisen, dass Yuuji niemals einfach so eine Unschuldige umbringen würde?

Yuuji wusste es nicht. Er wusste aber, dass die Verhandlung sich ihrem Ende zuneigte, wenn Fushiguro bereits in diese miteinbezogen werden würde.

Zumindest sehe ich ihn noch mal wieder, bevor … Er schüttelte über seinen eigenen Gedankengang erschrocken den Kopf. Und wäre es überhaupt gut Fushiguro noch einmal wiederzusehen, wenn es ihm bestimmt war zu sterben? Wäre es nicht besser, wenn Fushiguro nicht zusehen müsste wie Yuuji zum Tode verurteilt wurde? Immerhin hatte er seine Eltern auf diese Weise verloren, und …

… Jetzt fiel ihm wieder ein, dass nicht nur sein eigenes Leben auf dem Spiel stand. Fushiguros ebenfalls. Wenn Yuuji schuldig gesprochen werden würde, dann würde sein Besitzer zur Verantwortung gezogen werden, und das bedeutete…

Nun, vielleicht werde ich schuldig gesprochen, kriege aber nicht die Todesstrafe? Vielleicht, wenn allen klar ist, dass ich mich nicht mit Sukuna verschworen habe und niemanden absichtlich umgebracht habe, vielleicht kriege ich dann nur eine Gefängnisstrafe oder so was, und dann kommt Fushiguro davon …

Doch ihm war selbst klar wie unwahrscheinlich das war. Bisher hatte er Hoffnung gehabt, doch jetzt…

Er beobachtete wie Fushiguro im Gerichtssaal erschien, ihm einen kurzen Blick zuwarf, und dann den Zeugenstand betrat. Er wirkte ruhig, aber Yuuji machte nicht den Fehler sich davon täuschen zu lassen, Fushiguro war eindeutig von noch mehr Finsternis als üblich umgeben. Und er wirkte so vollkommen fehl am Platz dort im Zeugenstand.

Fushiguro, es tut mir leid. Ich wollte nicht, dass es soweit kommt, ich wollte nie, dass du noch mehr Schwierigkeiten meinetwegen bekommst… Das einzige Versprechen, dass er Fushiguro jemals gegeben hatte, dieser nicht wirklich ernst gemeinte Versuch witzig zu sein von damals, und wo waren sie jetzt gelandet?

Wenn du ihn retten willst, Balg, dann lass zu, dass ich uns alle drei rette, flüsterte Sukuna in seinem Kopf, Sieh ihn dir an. Ein Kind, das sich für Verbrechen, die nicht seine sind, die nicht deine sind, und die nie stattgefunden haben, verantworten muss! Du weißt was du tun musst um uns alle zu retten!

Yuuji schüttelte den Kopf. Und versuchte Sukunas Stimme auszublenden.

Als er den Kopf wieder hob und zu Fushiguro hinüber blickte, war dieser schon mitten in seiner Aussage. „Nein, Itadori hat niemals gegen Anweisungen verstoßen. Er war immer gehorsam. Und er hat sich niemals von Sukuna kontrollieren lassen. Er war immer derjenige, der die Kontrolle hatte. Den Unterschied hätte ich bemerkt, da bin ich mir sicher", erklärte er gerade, „Den hätten wir alle bemerkt, wenn das hier nicht Itadori Yuuji wäre." Er warf einen bedeutsamen Blick in Yuujis Richtung, den dieser aber nicht so richtig zu deuten verstand. Was wollte ihm der andere Junge sagen? Etwa, dass er Sukuna herauslassen sollte? Nein, dafür kann er einfach nicht sein. Er würde nie dieses Risiko eingehen wollen, nicht Fushiguro!

„Nein, er fügt anderen kein Leid zu", fuhr Fushiguro fort, „Er hilft anderen, rettet Leben. Als wir uns kennengelernt haben, hat er mein Leben gerettet. Er würde niemals ein unschuldiges Leben nehmen. Wer immer der Mörder ist, es ist nicht Itadori Yuuji." Wieder trafen sich ihre Blicke.

Wie kann er das von mir verlangen? Yuuji konnte es einfach nicht, er konnte nicht riskieren, dass Sukuna die Kontrolle übernahm, denn dann wäre er in aller Augen eindeutig eine Gefahr, eindeutig jemand, der eliminiert werden musste. Nein.

Fushiguro wurde aus dem Zeugenstand entlassen. Zurück blieb auf dem Pult nur der Werkzeuggürtel mit den Fingern. Yuujis Blick irrte zu den Fingern, oder vielleicht war es Sukuna, der sie anstarrte. Du weißt was du zu tun hast, hatte er gesagt. Yuuji schluckte.

„Nachdem die Anklage keine weiteren Zeugen mehr aufrufen möchte, und das Gericht ausreichend Charakterzeugnis über den Angeklagten vorgelegt bekommen hat, steht es der Verteidigung frei weitere Zeugen aufzurufen", verkündete Higuruma.

Welche Verteidigung?, fragte sich Yuuji, Mir wurde kein Anwalt zugeteilt. Meint er also mich? Soll ich mich selbst aufrufen? Oder Sukuna? Was würde das bringen?

„Tatsächlich", hallte auf einmal eine Stimme durch den Gerichtssaal, „würde die Verteidigung gerne einen Zeugen aufrufen." Denn wie sich herausstellte, hatte Yuuji offenbar doch einen Anwalt (oder so etwas ähnliches) zugeteilt bekommen.


A/N: Ja, ich weiß, ihr wollt scheinbar alle, dass Yuuji die Finger isst und Sukuna wütet, aber noch ist es nicht soweit. Und vielleicht kommt es auch nicht soweit, wer weiß? Immerhin gab es Action und der arme Jogo hat was abbekommen.

Doch wer verteidigt Yuuji und welcher Zeuge soll aufgerufen werden?

Das werdet ihr im nächsten Kapitel erfahren.

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