Nur eine kleine Meinungsverschiedenheit!

Draußen lehnt Fran sich an die Wand und kämpft mit den Tränen. Es war vorbei. In Gedanken versunken geht sie durch das Wohnzimmer, als ihr plötzlich Niles in die Quere kommt.

„Mein Gott, Niles! Wollen Sie, dass ich einen Herzinfarkt bekomme?" Niles starrt sie wütend an.

„Keine schlechte Idee! Sonst muss ich wegen Mordes ins Gefängnis! Weil ich Sie mit bloßen Händen erwürgt habe."

Fran wirft ihm einen missbilligenden Blick zu. Er hat wieder gelauscht.

„Das geht Sie überhaupt nichts an! Es ist mein Leben und meine Entscheidung!"

Sie stürmt nach oben in ihr Zimmer, Niles auf ihren Fersen.

„Wie bitte? Was reden Sie da? Jahrelang war mein einziges Ziel und Lebenszweck, Sie und Mr. Sheffield zum Altar zu führen, und jetzt kurz vor dem Finale, wollen Sie gehen? Ich werde das nicht erlaub…"

Baam! Fran schlägt ihm die Tür vor der Nase zu.

„Kümmern Sie sich um Ihr eigenes Leben! Ich liebe Gideon und werde bei ihm einziehen!"

Niles versucht, ihr Zimmer zu betreten. Doch Fran hat die Tür abgeschlossen und dreht die Musik auf volle Lautstärke.

Niles dreht sich um und beschließt, mit Mr. Sheffield zu sprechen. Er muss diesem Albtraum ein Ende setzen. Ohne anzuklopfen stürmt er ins Büro und bleibt entsetzt stehen. Sein Chef sieht katastrophal aus. Er weint und schluchzt wie noch nie in seinem Leben.

„Sir! Sie müssen etwas tun! Sie können nicht zulassen dass Miss Fine so einfach das Haus, die Kinder und Sie verlässt!"

„So einfach ist das nicht, Niles! Ich will auch nicht, dass sie geht. Natürlich habe ich alles versucht, um sie zu überzeugen. Ich habe sie angefleht zu bleiben. Ich habe ihr erklärt, wie sehr die Kinder und ich sie brauchen. Ich habe sogar versucht, ihr klarzumachen, dass die Kinder sie als Mutter brauchen! Sie hat nicht zugehört! Soll ich sie fesseln und knebeln, damit sie bei uns bleibt?"

Beide Männer starren sich hilflos an. Keiner von beiden weiß eine Antwort oder Lösung.

Fran liegt derweil auf ihrem Bett. Ihre Finger streicheln zärtlich über ein Bild von Maxwell.

„Vergib mir!" flüstert sie. Dann lässt sie ihren Tränen freien Lauf.

Später sitzen die Sheffield Kinder mit Fran und ihrem Vater beim Abendessen. Sie spüren, dass etwas Unangenehmes in der Luft liegt. Sowohl Fran als auch Maxwell stochern nur in ihrem Essen herum, ohne sich auch nur einen Blick zuzuwerfen, und reagieren kaum auf die Kommentare der Kinder.

Maxwell zuckt nur mit den Schultern, als Brighton gesteht, dass er in seinem letzten Französischtest eine Vier bekommen hat.

Gracie erzählt ihnen von der Modenschau, die ihre Klasse für den Schulkarneval organisieren möchte, und Fran reagiert nur mit einem Murmeln.

„Schön! Ihr werdet dort viel Spaß haben!"

Gracie unterdrückt ihr Verlangen, Frans Stirn zu fühlen um zu prüfen, ob sie Fieber hat.

Auch Niles scheint mürrischer zu sein denn je. Er wirft die Sachen regelrecht auf den Tisch. Außerdem ist das Essen eigentlich ziemlich ungenießbar. Die Kartoffeln waren viel zu salzig, die Steaks zäh und das Gemüse verkocht. Ein solches Vergehen kommt im Hause Sheffield so gut wie nie vor.

Schließlich hält Maggie die Spannung nicht mehr aus.

„Okay, Ich will wissen was hier los ist. Selbst in einem Kloster ist es unterhaltsamer!"

„Margaret, benimm dich. Jetzt sofort! Sei ruhig und iss weiter!"

„Dad! Ungelöste Konflikte führen zu enormem psychischen Stress und körperlichem Unwohlsein..."

Maxwell kann die Situation nicht mehr ertragen, er steht auf und verlässt wortlos den Raum.

„Bravo, Mrs. Freud! Tolle Leistung!" Brighton sieht Gracie höhnisch an

„Ach, halt die Klappe, Brighton! Du hast gar nichts gesagt."

Fran greift nun ein.

„Seid friedlich, Kinder! Es ist überhaupt nichts. Nur eine kleine Meinungsverschiedenheit!" (Krawumm! Niles lässt eine Schüssel von der Anrichte fallen) „Eßt auf oder geht auf eure Zimmer."

Wie aufs Stichwort springen die drei auf und gehen die Treppe hinauf. Brighton wendet sich an seine Schwestern.

„Wenn das nur eine kleine Meinungsverschiedenheit war, könnt ihr mich für den Rest meines Lebens einen Trottel nennen."

Gracie und Maggie sehen ihren Bruder nur verblüfft an. Sie müssen zugeben, dass er ausnahmsweise nicht der Trottel war.