Dr. Gideon Goldberg!

Erschöpft von der Reise betritt Maxwell seine Hotelsuite. Er sieht sich die Zimmer genauer an. Alles ist schön und stilvoll eingerichtet. Er beginnt seine Koffer auszupacken. Dabei fällt ihm ein Bild in die Hände. Es zeigt die Kinder, Fran und ihn auf ihrer Karibik Kreuzfahrt. Wie eine glückliche Familie strahlen sie alle in die Kamera. Er fühlt sich schuldig, wenn er an die Kinder denkt. Er hat ihnen gesagt, er müsse geschäftlich nach Los Angeles reisen. Es schmerzt ihn, sie in dieser schwierigen Zeit allein zu lassen, aber er hat keine andere Wahl.

Er tritt auf den Balkon und genießt die frische Abendbrise. Ihm wird es ganz mulmig, wenn er an morgen denkt. Unter dem Vorwand an diffusen Herzproblemen zu leiden, hat er es geschafft, einen Termin bei Dr. Goldberg zu bekommen. Im richtigen Moment brachte er seinen Namen ins Spiel und der Assistent krümmte sich fast vor Ehrfurcht. Manchmal ist es doch praktisch, eine Persönlichkeit zu sein. Maxwell überlegt, welche Strategie er für das Gespräch wählen soll. Sein Ziel ist es, so viel wie möglich über Fran zu erfahren. Vielleicht sollte er erst einmal eine Vertrauensbasis aufbauen. Auf jeden Fall ist er sich sicher, dass es irgendeine Verbindung zwischen Fran und Dr. Goldberg geben muss.

„Mr. Sheffield, nehmen Sie Platz! Dr. Goldberg ist gleich bei Ihnen."

Nach einer langen schlaflosen Nacht sitzt er nun im Sprechzimmer. Neugierig sieht er sich um. Sehr elegant und geschmackvoll. Der Klinik scheint es gut zu gehen. Auf dem Schreibtisch entdeckt er zwei gerahmte Bilder. Eines zeigt ein Paar in Abendkleidern, vermutlich Dr. Goldberg mit seiner Frau. Das andere ist ein Familienporträt. Vater, Mutter und vier Kinder. Das Foto stammt sicherlich aus einem Familienurlaub. Sie sind alle in Wanderkleidung und stehen auf irgendeinem Berggipfel. Wie Mr. Blond offensichtlich erwähnte, scheint die Familie ein sehr bodenständiges Leben zu führen.

Er grinst bei dem Gedanken, sich Fran auf einer Bergwanderung vorzustellen. Zuerst würde sie sich beschweren, weil sie nie alles, was sie braucht, in einen Rucksack kriegen könnte. Die Schuhe wären ihr ein Gräuel und nach 20 Minuten würde sie die ganze Zeit jammern.

"Guten Tag Mr. Sheffield! Entschuldigen Sie, dass ich Sie warten ließ."

"Guten Tag Dr. Gideon Goldberg!"

Eine tiefe Männerstimme reißt ihn aus seinem Tagtraum. Da steht er, groß, schlank, blondes Haar, ungefähr in seinem Alter.

„Maxwell Sheffield, schön Sie kennenzulernen!"

„Ehrlich gesagt freue ich mich außerordentlich Sie kennenzulernen. Musicals sind meine heimliche Leidenschaft."

Dr. Goldberg beginnt die vermeintliche Untersuchung. Maxwell hat sich gut vorbereitet und berichtet von seinen angeblichen Beschwerden.

„Sie fühlen sich also allgemein antriebslos, müde, leiden an Appetitlosigkeit, Atemnot und stechenden Schmerzen im Brustbereich. Stehen Sie unter enormem Stress oder gab es in letzter Zeit psychische Probleme?"

„Na ja, Sie wissen sicher, wie das als Workaholic ist. Immer Deadlines, Zeitdruck und jede Menge Verpflichtungen." (Dr. Goldberg nickt zustimmend) Außerdem mache ich mir in letzter Zeit große Sorgen um meine Kinder. Unsere Nanny, die fünf Jahre bei uns lebte, ist vor ein paar Wochen gegangen und die Kinder vermissen sie sehr! Meine Frau ist vor vielen Jahren gestorben und für die Kinder war sie wie eine Mutter."

„Oh, das tut mir leid! Sicherlich ist es für die Kinder und für Sie als Vater nicht einfach, mit dem Verlust umzugehen. Wie viele Kinder haben Sie?"

„Drei, zwei Töchter und einen Sohn! Margaret, meine Älteste, studiert bereits."

„Ach, wie meine beiden Ältesten. Leider konnte ich keine von beiden dazu bringen, in meine Fußstapfen zu treten, aber ich habe große Hoffnungen für meine zweite Tochter. Sie konnte schon mit fünf Jahren alle wichtigen Organe benennen."

Maxwell nickt anerkennend. Er zeigt auf das Familienbild.

„Sicher nicht einfach mit vier Kindern und Ihrem Job?!"

„Oh ja, ohne meine Frau würde bei uns zu Hause gar nichts laufen. Sie ist unsere Managerin und hat einen beruhigenden Einfluss. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie es ohne sie wäre."

Maxwell ist beeindruckt von der Liebe und Zuneigung, mit der er von seiner Frau spricht und wie seine Augen funkeln. Dieser Mann ist sicher keiner, der seine Frau betrügen würde. „Ja, ich kann Sie sehr gut verstehen. Ohne Fran Fine, unser Kindermädchen, wären meine Kinder nicht so gut geraten."

Dr. Goldberg nimmt seinen Stift auf, der heruntergefallen ist.

„Ja, ähm … zurück zu Ihrem Gesundheitszustand, Mr. Sheffield. Ich schlage vor, Sie kommen morgen früh wieder hierher und wir werden alle notwendigen Tests durchführen."

„Also gut, bis morgen, Dr. Goldberg."

Maxwell verlässt die Klinik und setzt sich in ein Café. Er hat Dr. Goldberg genau beobachtet, als er Frans Namen erwähnte. Auf einmal wurde er sehr nervös. Erst fiel ihm plötzlich der Stift runter, dann dieses Stottern und Stammeln und sein unsicheres Auftreten. Maxwell ist sicher, er kennt Fran und morgen wird er ihn zur Rede stellen. Ohne Informationen wird er das Krankenhaus nicht verlassen. Den Rest des Tages verbringt er am Strand und macht Spaziergänge entlang der Einkaufsmeile. Immer gespannt, ob er Fran irgendwo entdecken kann. Doch keine Spur von ihr.