Das Versprechen!
Maxwell wälzt sich im Bett hin und her. Der gesegnete Schlaf will einfach nicht kommen. Immer wieder sieht er Fran vor sich in ihrem Krankenhausbett. Wie sie da lag, so zerbrechlich und schwach. Gedanken kreisen in seinem Kopf. Was war nur mit ihr los? Er denkt an die letzten Wochen und Monate zurück. Hätte ihm nicht etwas auffallen müssen? Aber Fran war wie immer gewesen, bis zu dem Wochenende, als sie zu der Reise aufgebrochen war. Wahrscheinlich war sie an diesen Tagen hier in der Klinik gewesen. Danach hatte sie sich diese Scharade ausgedacht. Nun, Dr. Goldberg ist wirklich kein schlechter Kerl und wäre er nicht glücklich verheiratet, würde er definitiv in ihr Beuteschema passen.
Maxwell steht am nächsten Morgen völlig erschöpft auf. Außerdem hat er heute wirklich schreckliches Herzklopfen und ein mulmiges Gefühl in der Brust. Er hat Angst vor dem, was er heute erfahren wird. Aber für ihn war es keine Option umzukehren. Die Liebe seines Lebens lag in diesem Krankenhaus und kämpfte um ihr Leben und er wollte an ihrer Seite sein.
„Guten Morgen, ich bin Mr. Sheffield! Ich muss dringend mit Dr. Goldberg sprechen! Es ist sehr wichtig!"
„Ah Mr. Sheffield, schön, dass Sie wieder da sind. Dr. Goldberg hat gerade eine wichtige Besprechung, aber ich bin sicher, dass er danach Zeit für Sie hat. Ich zeige Ihnen sein Büro."
Maxwell wird von Minute zu Minute unruhiger, während er sich im Sprechzimmer im Stuhl zurücklehnt. Endlich öffnet sich die Tür.
„Mr. Sheffield! Ich muss mich für die Unannehmlichkeiten von gestern entschuldigen. Mir wurde gesagt, Sie möchten mich sehen."
„Ja, also, es ist so…Dr. Goldberg … Zuerst muss ich etwas gestehen. Um die Wahrheit zu sagen, körperlich geht es mir sehr gut. (Dr. Goldberg starrt ihn verwirrt an) Mein Erscheinen hier ist eher privater Natur. Es geht um mein ehemaliges Kindermädchen, von dem ich Ihnen erzählt habe. Dieses Kindermädchen ist Fran Fine. (Dr. Goldbergs Augen werden noch größer) Ich weiß, dass sie hier Patientin ist. Ich habe gestern gesehen, wie sie aus einem Behandlungszimmer geführt wurde. Die Sache ist die, sie ist nicht nur das Kindermädchen meiner Kinder. Ich liebe sie und brauche dringend Ihre Hilfe."
Dr. Goldberg seufzt hörbar.
„Ehrlich gesagt. Ich weiß nicht, wie ich Ihnen helfen kann. Sie wissen sicher, dass ich nicht befugt bin, Ihnen etwas über Miss Fines Zustand zu sagen. Sie hat uns gegenüber niemanden von der ärztlichen Schweigepflicht entbunden."
„Aber ich muss wissen, wie es ihr geht und vor allem muss ich mit ihr sprechen."
„Weitere Einzelheiten darf ich Ihnen nicht sagen. Nur so viel, ihr Zustand ist sehr ernst. Außerdem hat sie angedeutet, dass sie keinen Besuch wünscht und sie hat uns keine Kontaktdaten von Personen gegeben, die wir im Notfall erreichen können."
„Ich verstehe ihr Verhalten nicht. Miss Fine kommt aus einer sehr großen, liebevollen Familie. Sie steht ihren Eltern sehr nahe und auch meine Familie, die Kinder und ich haben sie ins Herz geschlossen. Wir alle hätten sie unterstützt. Stattdessen hat sie uns alle angelogen und behauptet, sie wolle mit ihrem zukünftigen Verlobten zusammenziehen."
Dass Dr. Goldberg selbst der angebliche Verlobte war, verschwieg Maxwell.
„Nun, ich hatte zu Beginn ihrer Behandlung ein sehr intensives Gespräch mit ihr, in dem ich versuchte, ihr zu erklären, wie wichtig die Unterstützung durch Angehörige in ihrer Situation sein kann. Sie hat es jedoch komplett abgelehnt. Sie sagte, sie wolle niemandem das Leid zumuten und sie wolle niemandem zur Last fallen."
Maxwell schüttelt den Kopf, das war eigentlich völlig untypisch für Fran. An sich mochte sie es gerne umsorgt und verhätschelt zu werden.
„Das heißt aber, Sie stimmen mir zu, dass es ihr gut tun würde, wenn sich jemand um sie kümmert?!"
„Natürlich bin ich absolut davon überzeugt, dass eine moralische Unterstützung in ihrer Situation extrem von Vorteil wäre. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Ich werde noch einmal mit Miss Fine sprechen und ihr erklären, dass Sie sie gerne sehen möchten. Aber zuerst muss ich eines von Ihnen wissen. Wie gesagt, Miss Fines Zustand ist sehr kritisch und sie befindet sich in einer lebensbedrohlichen Situation. Selbst wenn die Behandlung so verläuft, wie wir es geplant haben, hat sie einen sehr langen, beschwerlichen Weg vor sich. Sie müssen absolut sicher sein, dass Sie das durchstehen können. Wissen Sie, ich habe viele Verwandte gesehen, die felsenfest entschlossen waren, jede Komplikation mitzumachen und irgendwann selbst zusammengebrochen sind. Ich muss sicher sein, sind Sie wirklich stark genug, um eine echte Stütze zu sein und an ihrer Seite zu stehen? Es wäre eine größere Belastung für Miss Fine, wenn Sie sie irgendwann einfach zurückziehen und sie im Stich lassen. Sind Sie also sicher, dass Sie diesen Weg gehen wollen? Ich könnte es gut verstehen, wenn Sie sagen, dass Sie das nicht schaffen."
Maxwell zögert. Er hat schreckliche Angst vor dem, was kommen wird. Aber andererseits würde er es sich nie verzeihen, wenn er sie jetzt im Stich lässt. Er möchte bei ihr sein, ihre Hand halten und sich um sie kümmern. So wie sie es fünf Jahre lang getan hat. Schließlich nickt er heftig und sagt entschlossen:
„Ich bin bereit dafür!"
„Also gut, ich schlage vor, Sie machen einen Spaziergang im Park oder warten in der Cafeteria. Ich werde sehen, was ich bei Miss Fine erreichen kann. Und noch etwas: Wenn sie weiterhin blockiert oder keinen Besuch von Ihnen möchte, müssen wir das respektieren."
Maxwell nickt zustimmend und hofft inständig, dass Dr. Goldberg die richtigen Worte findet, um Fran zu überzeugen.
