Müde und zerbrechlich liegt Fran in ihrem Krankenhausbett. Sie fühlt sich elend. Ihre Finger streichen liebevoll über ein Bild. Es zeigt sie mit Maxwell und den Kindern in Miami.
Damals war alles so einfach und unbeschwert gewesen. Ihre größte Sorge war gewesen, ob und wann Maxwell endlich erkennen würde, dass sie die Frau seines Lebens war.
Tränen laufen ihr über die Wangen. Wieder sieht sie sein Gesicht vor ihrem inneren Auge, als sie ihm sagte, dass sie ihn nicht liebt. Das war der schwerste Moment ihres Lebens. Aber es musste sein.
Mitten in ihren Gedanken klopft es an der Tür und Dr. Goldberg betritt das Zimmer. Hastig versteckt Fran das Foto unter ihrem Kopfkissen.
„Also Miss Fine, wie geht es uns heute?"
„Wenn es Ihnen so ginge wie mir, würden Sie nicht fragen."
„Ich weiß, dass die medizinische Konditionierung eine enorme Belastung für den Körper darstellt. Sie lässt sich jedoch leider nicht vermeiden. Aber um ehrlich zu sein, bin ich heute nicht hier, um zu erfahren, wie es Ihnen körperlich geht."
Manchmal braucht man Unterstützung!
Fran starrt ihn neugierig an.
„Als Sie das Krankenhaus betraten, haben Sie uns strengstens verboten, Kontakt zu Ihrer Familie aufzunehmen. Wissen Sie, ich glaube immer noch, dass das ein Fehler ist. Ich bin sicher, es wäre sehr hilfreich für Sie, jemanden an Ihrer Seite zu haben."
Fran wischt sich die Tränen weg und schüttelt den Kopf.
„Nein! Ich will das nicht; ich will niemandem zumuten, mich so zu sehen."
„Ja, ich verstehe, aber die Situation hat sich möglicherweise entscheidend geändert. Ihr ehemaliger Chef, Mr. Sheffield, ist gestern hier aufgetaucht und er weiß, dass Sie hier Patientin sind. Ihm zufolge hat er Sie mit eigenen Augen gesehen."
Frans Augen weiten sich vor Schreck. Tausend Gedanken gehen ihr gleichzeitig durch den Kopf. Was hat er hier gemacht? Wie hat er sie gefunden? Warum hat er sie überhaupt gesucht? Dr. Goldberg unterbricht ihre Gedanken.
„Er will Sie sehen."
Fran schüttelt nur wieder den Kopf.
„Nein! Das kann ich nicht. Ich möchte ihm das nicht antun. Das würde er nicht schaffen."
„Auf mich machte er einen sehr entschlossenen und starken Eindruck und er versicherte mir, dass er weiß, welche Belastung auf ihn zukommt und dass er bereit ist, alle Hindernisse in Kauf zu nehmen. Ich denke, Sie sollten zumindest mit ihm reden. So wie ich ihn kennengelernt habe, lässt er sich nicht so leicht wegschicken."
Fran ringt schwer mit sich. Einerseits würde sie sich am liebsten in seine Arme werfen, ihn und seine Gegenwart spüren. Doch dann wäre alle Mühe, ihn und die Kinder von all den Qualen fernzuhalten, umsonst gewesen. Dr. Goldberg versucht, ihr Mut zu machen:
„Miss Fine! Sie haben noch einen sehr langen und schweren Weg vor sich. Es ist keine Schande, um Hilfe und Unterstützung zu bitten. Es gibt Situationen im Leben, in denen es in Ordnung ist, an sich selbst zu denken."
Am Ende siegt ihr Wunsch, ihn wiederzusehen, über alle Zweifel. Sie stimmt zu, dass er sie besuchen darf.
„Gut, ich werde ihm Bescheid sagen,dass Sie ihn sehen wollen." Fran blickt entsetzt an sich herunter.
„Könnten Sie ihn vielleicht noch eine halbe Stunde hinhalten und eine Krankenschwester bitten, vorbeizukommen. Ich möchte mich erst ein wenig frisch machen."
Dr. Goldberg nickt und verlässt das Zimmer.
Maxwell hat inzwischen im Geschenkeladen eine einzelne Rose und eine Schachtel Pralinen gekauft. Angesichts der Ernsthaftigkeit der Lage kommt ihm das relativ merkwürdig vor, aber er will auch nicht mit leeren Händen auftauchen. Ungeduldig geht er auf und ab und wartet, welche Neuigkeiten Dr. Goldberg mitbringen wird. Schließlich kommt er ihm entgegen und lächelt ihm aus der Ferne zu.
„Es hat mich einige Mühe gekostet, aber Miss Fine ist bereit, Sie zu empfangen."
Maxwell ist zutiefst erleichtert.
Fran hat sich derweil mit Hilfe einer Krankenschwester zurechtgemacht. Sie hat ein frisches Nachthemd angezogen, ihr Haar ist frisch gekämmt, so dass es nun sanft über ihre Schultern fällt und ihr Gesicht umrahmt. Außerdem hat sie ihr Gesicht gewaschen und etwas Lippenstift aufgetragen.
Dann klopft es erneut an der Tür. Fran hat das Gefühl, als würde ihr das Herz aus der Brust springen. Mit zittriger Stimme ruft sie.
„Herein!"
Maxwell öffnet die Tür und tritt an ihr Bett. Keiner von beiden bringt ein Wort hervor, sie schauen sich nur in die Augen. Ohne den Blick von ihr abzuwenden, legt er die Schachtel Pralinen und die Rose auf das Bett. Dann fallen sie einander in die Arme und halten sich fest, als wollten sie sich nie wieder trennen.
