Die Zeit der Trennung ist vorbei!

Maxwell nimmt seinen Platz in der ersten Klasse ein. Er lehnt sich in den Sitz zurück und gibt einen tiefen Seufzer von sich. Die letzten Stunden waren sehr anstrengend und emotional gewesen. Zunächst der spontane Entschluss, früher als ursprünglich geplant, zu Fran zurück zu reisen, dann die übereilte Vorbereitung seiner Reise und zu guter Letzt der Abschied von seinen Kindern. Dieser war Maxwell sehr schwergefallen. Es fiel ihm nicht leicht, die Kinder gerade in so einer schwierigen Situation zurückzulassen.

Er weiß, dass die Kinder ihn eigentlich gerade jetzt bräuchten, aber Fran braucht ihn nun mal auch. Er kann sich jetzt nur noch darauf verlassen, dass Niles, Sylvia und alle anderen sich tatsächlich wie versprochen um die Kinder kümmern werden. Als sich das Flugzeug dann endlich in die Lüfte begibt, sieht Maxwell aus dem Fenster. Er kann es kaum erwarten, endlich wieder bei Fran zu sein und sie wieder in seine Arme zu schließen. Und er spürt, dass es Fran mit ihm genauso erging. Während des Fluges denkt Maxwell über die nächsten Monate nach, die vor ihnen liegen. Er weiß, dass die nächste Zeit nicht einfach für sie werden wird. Eher im Gegenteil. Die nächsten Wochen würden für sie alle eine Herausforderung bedeuten. Doch tief in ihm drin regt sich auch ein Funken Zuversicht. Es musste einfach alles gut werden. Schließlich nickt Maxwell ein.

Während er im Flugzeug sanft vor sich hin schlummert, liegt Fran in ihrem Krankenhausbett. Sie fühlt sich immer noch ziemlich einsam und miserabel. Zudem fragt sie sich, warum sie heute noch nichts von Maxwell gehört hat. Bisher hat er jeden Morgen angerufen, um zu fragen, wie ihre Nacht gewesen ist. Aber heute hatte er sich noch gar nicht gemeldet. Schließlich erträgt Fran es nicht länger und greift selbst zum Telefon. Niles geht an den Apparat.

"Sheffield Residenz!"

"Hallo Niles, hier ist Miss Fine."

"Miss Fine, das ist aber schön!" ertönt es von Niles hoch erfreut.

"Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen werde, aber es freut mich wirklich, ihre Stimme zu hören."

Frans Lippe zuckt leicht. Sie versteht nicht, warum immer alle Leute so komische Andeutungen über ihre Stimme machen. "Ich freue mich auch, sie zu hören, Niles!"

Für einen Moment herrscht peinliches Schweigen in der Leitung. Doch dann ergreift Niles wieder das Wort, sichtlich bewegt.

"Ich frage lieber nicht, wie es Ihnen geht. Aber was ich Ihnen sagen möchte, ist, dass wir alle hier im Haus sehr an Sie denken. Und ich verlange von Ihnen, dass Sie schnell wieder gesund werden. Sie können mich schließlich nicht den Rest meines Lebens mit Miss Babcock alleine lassen. Das würde ich Ihnen wirklich sehr übel nehmen."

Fran schmunzelt. Doch dann kommt sie zu ihrem eigentlichen Anliegen.

"Könnte ich bitte mal Max sprechen?"

"Oh, das tut mir leid, aber Mr. Sheffield ist nicht da. Er ist mit den Kindern unterwegs." schwindelt Niles.

Er hat von seinem Chef die Anordnung bekommen, Fran falls sie anrufen sollte, nicht zu verraten, dass er schon unterwegs ist.

"Mit den Kindern?" fragt Fran irritiert und schaut auf die Uhr. "Müssten die eigentlich nicht in der Schule sein?"

Niles gerät ins Stottern.

"Doch, eigentlich schon, aber... Mr. Sheffield hat sie für einige Tage aus der Schule herausgenommen bis zu seiner Abfahrt. Er dachte, sie brauchen etwas Zeit, um sich an die neuen Umstände zu gewöhnen. Und er möchte jetzt natürlich noch mal sehr viel Zeit mit ihnen verbringen." Fran lächelt zufrieden. "Ich verstehe! Es ist gut, dass er sich Zeit für die Drei nimmt. Wenn Max nach Hause kommt, sagen Sie ihm bitte, dass er mich anrufen soll."

"Das richte ich gerne aus!"

Fran legt auf und seufzt. Sie kann ein leichtes Gefühl der Enttäuschung nicht unterdrücken. Sie hätte so gerne kurz mit Maxwell gesprochen. Einerseits findet sie es natürlich vollkommen richtig, dass er die wenige Zeit, die er noch in New York ist, mit den Kindern verbringt. Fran lächelt und wird mit einem Mal ganz sentimental. Noch vor ein paar Jahren hätte Maxwell sich ganz anders verhalten. Er hätte sich in sein Arbeitszimmer zurückgezogen und niemanden an sich herangelassen und die Kinder anderen Leuten überlassen. Fran fühlt einen gewissen Stolz, darüber, dass es ihr gelungen war, aus Maxwell einen anständigen Vater zu machen. Jetzt musste sie nur noch wieder gesund werden und dann könnten sie endlich alle eine glückliche Familie sein. Fran greift nach dem Foto, das auf ihrem Nachttisch steht. Zärtlich streicht sie über die Gesichter ihrer drei Lieben.

"Ich verspreche euch, dass ich alles tun werde, um ganz schnell wieder auf die Beine zu kommen. Ich bin bald wieder bei euch und dann wird alles gut."

Fran drückt das Foto ganz fest an ihre Brust.

Maxwell ist inzwischen gelandet und auf dem Weg zum Hotel. Bevor er zu Fran eilt, möchte er sich erst noch ein wenig frisch machen. Im Hotel angekommen, packt Maxwell zunächst das Nötigste aus und nimmt eine kurze Dusche. Als er sich anschließend im Bad fertig macht, fällt sein Blick auf die Flasche mit dem 'Aramis'. Er grinst vor sich hin. Er weiß, dass Fran diesen Duft ganz besonders an ihm liebt. Er trägt ein bisschen mehr von dem Parfüm auf als sonst. Dann macht er sich auf den Weg, um so schnell wie möglich ins Krankenhaus zu kommen. Als er die Station erreicht, auf der Fran liegt, kommt ihm zunächst die Krankenschwester entgegen. Als sie Maxwell erblickt, lächelt sie ihn überrascht, aber dennoch wohlwollend an.

"Mr. Sheffield? Nanu, Sie sind schon wieder zurück? Ich dachte, Sie wollten erst in einigen Tagen kommen."

"Ich konnte es einrichten, früher als geplant zurückzukehren. Wie geht es Fran denn?"

"Um ehrlich zu sein, Mr. Sheffield…" Die Schwester zieht ihn mit ins Schwesternzimmer.

"Es ist gut, dass Sie wieder da sind. Wir haben uns alle etwas Sorgen um Miss Fine gemacht. Seit Ihrer Abreise geht es ihr sehr schlecht. Nicht aus medizinischer Sicht, aber moralisch. Sie wirkt sehr depressiv und hat kaum etwas gegessen. Ich denke, Sie haben ihr sehr gefehlt. Sie braucht Sie jetzt sehr. Ich befürchte sie hat ziemlich viel Angst wegen der Chemotherapie und so."

Maxwell hört den Schilderungen der Krankenschwester besorgt zu. Er hat fast ein schlechtes Gewissen, dass er Fran so lange allein gelassen hat. Doch diese lächelt aufmunternd. "Aber jetzt sind Sie ja wieder da. Und ich nehme mal an, dass das Miss Fines Stimmung erheblich aufbauen wird."

Fran sitzt derweil in ihrem Zimmer vor dem geöffneten Fenster und hört Musik. Sie genießt die Sonnenstrahlen auf ihrer Haut. Sie versucht, diesen Moment so gut es geht auszukosten und zu genießen. Wer weiß, wie viele solcher unbeschwerter und schönen Momente sie noch erleben wird, wenn die Mühlen der Behandlung erstmal losgehen. Da Fran Kopfhörer auf hat, bemerkt sie nicht, wie sich hinter ihr die Tür öffnet. Maxwell steht im Türrahmen und schaut seine Fran verträumt an. Wie sie so gedankenverloren da sitzt und die Sonne ihr ins Gesicht scheint, kommt sie ihm unbeschreiblich schön und anmutig vor.