Der Bus stand nicht vor der Einkaufsmeile mit dem Waschsalon. Stattdessen waren sie vor einem polnischen Spezialitätenladen, obwohl die Gegend genauso fragwürdig aussah wie die, zu der Ms. Grimm Alexandra gebracht hatte. Es könnte dieselbe Gegend gewesen sein, nur ein anderer Block, aber Alexandra war sich nicht sicher.
„Jetzt stellt euch bitte nach Klassenstufen auf", sagte Mrs. Speaks, als die Schüler aus dem Bus stiegen. Es war noch vor Mittag und es waren Leute auf der Straße, von denen einige in ihre Richtung schauten, und Alexandra wunderte sich, dass es anscheinend niemand ungewöhnlich fand, dass ein Schulbus in einer Gegend wie dieser vor einem Laden parkte, oder dass über dreißig Kinder aus einem Bus ausstiegen, der nicht aussah, als ob er mehr als ein Dutzend Sitzplätze bieten könnte.
Alexandras Gruppe von Sechstklässlern stand neben sieben Siebtklässlern in der Reihe. Es gab fünf Achtklässler, darunter den herrischen Jungen aus den Ozarks, der Constance und Forbearance gescholten hatte. Alexandra schnitt ihm ein Gesicht. Er blickte sie dafür finster an.
Offenbar brauchten nicht so viele ältere Schüler eine Busfahrt zum Goblin Market. Außer Gwendolyn waren noch dreizehn andere Kinder im Alter zwischen vierzehn und siebzehn Jahren da, und zwei von ihnen waren Aufsichtspersonen für die Siebt- und Achtklässler.
„Neuntklässler und höher, ihr seid auf euch allein gestellt", sagte Mrs. Speaks zu ihnen, „aber denkt daran, ihr vertretet die Charmbridge Academy. Benehmt euch. Sorgt dafür, dass ihr um sechs wieder hinter Grobnowski's seid. Alle anderen bleiben bei der Aufsichtsperson. Wenn sich jemand verirrt, geht einfach zur Promenade vor Grundy's, und wir treffen uns dort irgendwann. Verirrt euch nicht und zwingt uns nicht, nach euch zu suchen!"
Und damit traten sie hintereinander in den polnischen Spezialitätenladen, der „Grobnowski's Old World Deli" hieß. Drinnen saßen einige sehr alte Männer mit runzligen Gesichtern, Wollpullovern und sockenartigen Argylemuster-Mützen auf dem Kopf an den Tischen und spielten Schach mit beweglichen Figuren, unterhielten sich oder lasen Zeitungen, in denen, wie Alexandra bemerkte, bewegte Bilder zu sehen waren. Einige von ihnen ignorierten die Kinder, während andere zwinkerten, und ein paar von ihnen winkten Tabitha Speaks zu, die zurückwinkte.
Hinter der Theke waren eine extrem dünne, sauer wirkende Frau und ein viel dickerer und freundlicher wirkender Mann. Alle hier waren alt, mit Ausnahme der Schüler, die an den Glasvitrinen vorbei und zwischen den Tischen herumschlenderten. Das Feinkostgeschäft selbst wirkte alt, innen sogar noch älter als von außen, mit rauchbedeckten Holzbalken und Dachsparren, einem alten, eisernen Kanonenofen in der Mitte des Lokals, der derzeit nicht angezündet war, und dem Geruch von Ölen und abgehangenem Fleisch, der den ganzen Raum durchdrang.
Alexandra sah, dass in einer Vitrine Karten vor Prosciutto, Schinken, Kielbasa, Stör und Roastbeef steckten. Auf allen Karten waren die Preise in Ps, Es und Ls angegeben, nicht in Dollar und Cent, und über der Fleischtheke hing ein Schild mit der Aufschrift „Fleisch garantiert von Zauberern gezüchtet". Die Käsetheke hatte jedoch eine Hälfte, auf der „Zaubererkäse" stand und eine andere mit „Muggelkäse", und die Muggelkäse waren billiger. Einige der Zaubererkäse waren blau oder grün oder rot-weiß gestreift, und ein Käserad mit einem ausgeschnittenen Stück wechselte vor Alexandras Blick ständig die Farbe. Sie hätte sich gern noch ein bisschen im Feinkostladen umgesehen, aber die Schlange bewegte sich zum Hintereingang, und sie strömten hinaus auf den Goblin Market.
Wie zuvor gab es Hexen und Zauberer und einige Kreaturen, die eindeutig nicht menschlich waren, und es waren mehr von ihnen als zuvor, da es Tag war. Alexandra glaubte, jemanden zu sehen, der einen geflügelten Löwen die Straße entlangführte, aber sie verschwanden um eine Ecke. Sie sah Goody Pruett's am Ende des Blocks, also waren sie in derselben Straße, in der sie und Ms. Grimm schon einmal gewesen waren, nur dass sie sie aus einer anderen Richtung betreten hatten. Als die anderen Aufsichtspersonen ihre jeweiligen Klassenstufen wegführten, sagte Gwendolyn: „Also, bleibt alle zusammen, damit sich keiner verläuft! Wir werden zuerst Hoargrim's besuchen, denn ich weiß, dass ihr euch alle darauf freut, eure Zauberstäbe zu kaufen!" Tatsächlich sah Gwendolyn aufgeregter aus als alle anderen, als würde sie verkünden, dass sie mit ihnen ein Pony kaufen würde. Sie hatte sogar die Hände zusammengepresst. „Ich erinnere mich noch, als mich mein Zauberstab ausgesucht hat. Ich war so nervös und aufgeregt!"
„Ja, wir sind voll gespannt. Können wir jetzt endlich?", murmelte David hinter Alexandra. Die anderen Mädchen lächelten höflich, warfen sich dann Blicke zu und kicherten, als Gwendolyn ihnen den Rücken zuwandte, um sie die Straße hinunterzuführen.
Alexandra wurde langsamer, um neben Constance und Forbearance zu gehen. „Wie wird man von einem Zauberstab ausgesucht?", fragte sie sie, da sie bereits Zauberstäbe hatten.
„Nun, jeder Zauberstab ist anders", sagte Constance.
„Einzigartig", sagte Forbearance.
„Zauberstäbe haben ein Gemüt und Neigungen, wie Menschen. Man muss einen finden, der was zu einem passt."
„Eigentlich sind wir sehr gespannt darauf, euch allen beim Kauf euerer Zauberstäbe zuzusehen."
„Schau, wir haben die unsrigen überreicht bekommen."
„Ozarker-Zauberstäbe sind alles Erbstücke."
„Von früheren Generationen weitergegeben."
„Der meine wurde von einem unserer Vorfahren aus Europa mitgebracht." Jetzt sprach Forbearance. Zumindest dachte Alexandra, dass sie es war. Ihr identisches Aussehen und ihre Gewohnheit, die Sätze der anderen aufzugreifen und fortzusetzen, machten es besonders schwer, sie auseinanderzuhalten.
„Der meine ist nicht ganz so alt", sagte Constance. „Er wurde vor über hundert Jahren geschliffen und verzaubert und gehörte unserer Ururgroßmutter."
„Aber Constance ist die Erste, die damit etwas wünschen konnte, seit Ururgroßmutter von uns gegangen ist."
„Das war vor fast dreißig Jahren, aber er hat sich mit keinem nicht vereint, bis dass ich ihn zur Hand genommen habe", beendete Constance den Satz.
„Aber woher weiß man, wann ein Zauberstab zu einem passt?", fragte Alexandra.
„Oh, du wirst es wissen."
„Ich schätze, sie haben stiegenweise Zauberstäbe, und man kann sie alle einzeln ausprobieren."
„Und wenn du den findest, der was sich mit dir vereint, na, dann kaufst du den!"
„Aber wir haben noch nie gesehen, wie Stadthexen das machen."
Alexandra fand das alles sowohl faszinierend als auch wenig hilfreich. Sie stellte sich vor, wie sie in einen Laden ging, in dem Kisten voller Zauberstäbe ausgestellt waren, einen nach dem anderen in die Hand nahm und von ihr erwartet wurde, dass sie einfach wüsste, ob er geeignet war oder nicht.
Hoargrim's war klein, fast gar nicht zu bemerken und lag zwischen etwas, das wie ein Spielzeugladen aussah, und einem Café. Die Außenfassade war aus dunklem Holz, anders als die Backsteingebäude um sie herum, und über dem Fenster hing nur ein einziges Schild in Messingbuchstaben: „HOARGRIM'S ZAUBERSTÄBE UND ALCHEMIEZUBEHÖR". Im Schaufenster konnte Alexandra mehrere Zauberstäbe unterschiedlicher Länge in samtgefütterten Kästen sehen, zusammen mit einer kleinen silbernen Tasse, die neben einem Mörser und Stößel stand.
Sie traten ein, und der Innenraum schien Geräusche zu verschlucken. Ihre Schritte wurden gedämpfter, und alle sprachen ganz natürlich im Flüsterton, ohne zu merken, dass sie es taten.
Der Laden roch nach altem Holz, Schuhcreme und etwas Eingelegtem und leicht Unangenehmem. Lampen im Inneren sorgten für mehr Licht als das, was durch das staubige Fenster fiel. Überall im Laden standen Fässer: eingelegte Bärenlebern, getrocknete Fledermausflügel, Hühnerzähne und Ohrwurmzangen.
Alexandra sah ein Glas voller Molchaugen auf der Theke stehen, die sie anstarrten. Hinter der Theke standen Regale voller Pulver und Packungen und Öle und Mineralien. Eine riesige, uralte Eule saß auf einer Stange über der Theke und starrte die Kinder an, die nacheinander hereinkamen.
Eine Treppe führte in den Keller hinunter, über ihr war ein Schild mit der Aufschrift „Alchemistische Zutaten" und darunter in roten Buchstaben: „Kinder müssen von einem verantwortlichen Erwachsenen begleitet werden."
„Ihr solltet nicht dort hinuntergehen müssen", sagte Gwendolyn, während mehrere von ihnen in Richtung der Treppe schauten. „Wir geben Mr. Finsterholz eine Liste der Standardzutaten, die ihr benötigt, und sie werden Pakete für euch alle vorbereiten."
Alexandra war nicht die einzige, die enttäuscht aussah, denn jeder Ort, an dem eine erwachsene Begleitung erforderlich war, hatte mit Sicherheit interessante Dinge zu bieten.
Ein kleiner Mann mit einer schnabelartigen Nase und kleinen Büscheln pechschwarzen Haars, die so steif wie die Borsten einer Drahtbürste um einen ansonsten kahlen Kopf herumstanden, schlurfte hinter der Theke hervor. Er trug ein weißes Hemd und eine dunkelgrüne Weste, schwarze Hosen und hatte ein mürrisches Gesicht.
„Neue Schüler, jah? Sechste Klasse?" (Das Wort „Jah" sagte er auch auf Englisch so.)
„Jawohl, Sir", sagte Gwendolyn. „Das ist Mr. Finsterholz. Er wird euch eure Zauberstäbe zuordnen, also stellt euch hier in der Zauberstababteilung an." Sie reichte dem alten Mann eine Liste, der sie durch eine Lesebrille betrachtete und sie dann einem jüngeren Mann hinter der Theke reichte, der begann, Flaschen und Gläser von einem Vorratsregal zu nehmen.
Die Zauberstababteilung befand sich am anderen Ende des Ladens, von der Treppe aus gesehen, die zu den alchemistischen Zutaten hinunterführte. Es war ein kleinerer Raum ohne Trennwand zum Erdgeschoss, aber anders als der Rest des Ladens war er mit Teppich ausgelegt. Die Wände waren vom Boden bis zur Decke mit Holzschränken gesäumt. Finsterholz trottete in diesen Raum und winkte die erste in der Schlange vor, es war Darla.
Darla holte tief Luft und sah aufgeregt und nervös aus, genau wie Gwendolyn es beschrieben hatte. Alle anderen Kinder konnten ihre Aufregung spüren. Finsterholz blickte sie prüfend an, musterte sie von oben bis unten und bückte sich dann, um einen Zauberstab aus einer Schachtel in einem der Schränke am nächsten zum Boden zu ziehen. „Probier diesen hier mal aus, jah?"
Darla nahm den Zauberstab, der lang und von rötlicher Farbe war. Sie hielt ihn fest in der Faust und schüttelte ihn ein wenig.
„Nein, nein, halt ihn nicht wie einen Trommelstock!", fauchte Finsterholz und ließ Darla zusammenzucken. „Der ist nicht der Richtige für dich." Er riss ihn ihr aus der Hand und legte ihn zurück in die Schachtel, dann zog er einen anderen aus einer Schachtel, die näher an seiner Hüfte war. „Hier. Probier den hier aus."
Der neue Zauberstab war kürzer und dicker und fast schwarz. Darla nahm ihn vorsichtig und hielt ihn lockerer. Sie wackelte vorsichtig damit.
„Nein." Finsterholz riss ihn ihr ebenfalls aus der Hand. Darla sah aus, als würde ihr Selbstvertrauen schnell schwinden. Der alte Mann bemerkte es nicht. Er ließ sie drei weitere Zauberstäbe ausprobieren, wobei Darla mit jedem abgelehnten Zauberstab immer nervöser wurde, bis sie den Tränen nahe war.
„Jah, der ist gut, glaube ich", sagte Finsterholz, während Darla einen dunklen, spitz zulaufenden Zauberstab in zitternder Hand hielt. „Weißdorn mit Nogschwanzhaar. Ungewöhnliche Kombination. Nicht der beliebteste Kern, aber sehr gut für Verhexen und Juxzauber."
„Oder für Dunkle Magie", murmelte Constance hinter Alexandra.
Er schnappte sich eine Schachtel und streckte die Hand aus, um ihn einzupacken, aber Darla drückte ihn an ihre Brust. „Ich werde ihn halten, wenn es Ihnen nichts ausmacht", sagte sie ein wenig hochmütig. Sie warf Gwendolyn einen Blick zu. „Das darf ich, da wir jetzt an der Akademie eingeschrieben sind, oder?"
„Nun, ja", gab Gwendolyn zu. „Aber fang nicht an, damit herumzufuchteln oder Zauber damit zu wirken, sonst wird er konfisziert." Finsterholz zuckte mit den Schultern und bedeutete Angelique, vorzutreten.
So interessant dieser ganze Vorgang auch war, Alexandra war nicht erhellter als zuvor, nachdem sie gesehen hatte, wie Angelique und dann Anna die Zauberstäbe ausprobierten, die Mr. Finsterholz scheinbar zufällig für sie ausgesucht hatte. Angelique erhielt ihr Gegenstück mit dem dritten Zauberstab, einem dicken schwarzen Weidenstab mit einem Kern aus Drachenherzfaser. Anna fand ihren Zauberstab mit Finsterholz' erster Wahl, was sie beide erfreute. Wie Darla wollten Angelique und Anna ihre Zauberstäbe behalten.
David war der Nächste. Er trat vor, und Mr. Finsterholz blinzelte ihn an, als wüsste er nicht, was er von dem Jungen halten sollte. David verschränkte die Arme und sah trotzig zu dem Zauberstabhändler zurück, der nur ein oder zwei Zoll größer war als er. Finsterholz drehte sich um und zog einen langen Zauberstab aus Buchenholz aus einer Kiste in der Nähe eines obersten Regals.
Er war länger als alle Zauberstäbe, die Alexandra bisher gesehen hatte. David nahm ihn und hielt ihn locker, ließ ihn auf den Fingerspitzen beider Hände ruhen, dann schnappte er ihn mit einer Hand und schwang ihn herum. Finsterholz zuckte zusammen. „Tu das nicht!", knurrte er und sagte dann: „Und?"
„Fühlt sich gut an", murmelte David. Er lächelte und machte einen kleinen Schnörkel mit der Spitze.
„Ach. Manchmal brauche ich einfach ein bisschen länger als andere, um ein Gefühl für sie zu entwickeln. Normalerweise habe ich nicht so viele Probleme wie mit diesem Mädchen." Er deutete mit dem Daumen auf Darla, die eine Schnute zog und ihre Nase in die Luft streckte. Dann riss er David den Zauberstab wieder aus der Hand. „Wenn du damit spielen willst, dann bleibt er in seiner Schachtel." Trotz Davids Protesten wickelte er ihn in eine lange Schachtel und reichte sie Gwendolyn.
Jetzt war Alexandra an der Reihe. Sie trat vor, um Davids Platz einzunehmen (er stritt sich jetzt mit Gwendolyn) und sah Mr. Finsterholz an.
„Du bist auch Muggelgeborene, oder?", brummelte er. „Das merke ich."
„Macht das einen Unterschied, welchen Zauberstab wir bekommen?", wollte Alexandra wissen.
„Nein. Vielleicht macht es einen Unterschied, wie man ihn benutzt." Aber er blinzelte sie immer noch an. „Schwierig, du wirst schwierig sein", murmelte er. („Troublesome" hatte er auf Englisch gesagt.) Alexandra kniff die Augen zusammen, sagte aber nichts.
Finsterholz hatte recht, wenn er mit „schwierig" „zeitraubend" meinte, als er Alexandra einen Zauberstab nach dem anderen in die Hand drückte. Sie hielt jeden einzelnen vorsichtig und versuchte, etwas Magisches daran zu spüren, aber sie fühlte keine besondere Affinität zu einem von ihnen. Sie probierte Birke, Buche, Esche, Eiche, Eibe, Mammutbaum, Kirsche und Apfel, während Finsterholz etwas von Einhorn- und Kelpiehaar und sogar etwas namens Re'em murmelte. „Keine Schuppen oder Federn oder Herzfaser für dich, nein, definitiv Haare."
Alexandra war entschlossen, nicht so besorgt auszusehen wie Darla, aber sie fragte sich, ob entweder Finsterholz oder die Zauberstäbe gegen sie voreingenommen waren.
Schließlich zog er einen Zauberstab aus einer Schachtel in einer staubigen Ecke und reichte ihn ihr. Er war aus hellem Holz und fühlte sich in ihrer Hand hart, aber flexibel an. Sie bewegte ihn in langsamen Kreisen und achtete darauf, nicht mit ihm zu peitschen oder ihn herumzuschwingen.
„Schwierig, wie ich schon sagte."
Sie sah Finsterholz an. „Warum?"
„Jemand musste sterben, um an Chimärenhaar zu kommen, höre auf meine Worte." Er wollte ihr den Zauberstab wieder abnehmen, aber als sie sich daran erinnerte, wie er Davids Zauberstab konfisziert hatte, hielt sie ihn von ihm weg. „Ich behalte meinen auch", sagte sie trotzig.
„Ach! Nun gut." Er streckte ihr die Schachtel entgegen. Auf dem Etikett stand „Hickory (Carya illinoinensis)/Chimärenhaar/10,5 Zoll".
„Alle herhören, steckt jetzt eure Zauberstäbe weg", sagte Gwendolyn. Sie hatte David seine Zauberstabschachtel zurückgegeben. Darla und Angelique packten ihre widerstrebend in ihre Schachteln zurück, und Alexandra tat dasselbe, nachdem sie einmal schnell mit ihrem neuen Hickorystab herumgefuchtelt hatte. Innerlich war sie entzückt, ihre Aufregung wurde etwas gedämpft, weil sie wusste, dass sie ihren neuen Zauberstab mit nach Hause nehmen und dann nichts damit anfangen durfte. Aber Constance und Forbearance hatten recht gehabt; Alexandra konnte es kaum erwarten, ihn wieder in die Hände zu bekommen.
„Nun, Chimärenhaar ist sehr selten", sagte Darla, als Gwendolyn sie wieder in eine Reihe trieb. „Ich habe gehört, dass auch Chimärenschuppen in Zauberstäben verwendet wurden. Natürlich machen seltene Materialien einen Zauberstab nicht unbedingt mächtiger."
Der Verkäufer, dem Mr. Finsterholz Gwendolyns Liste mit den Zutaten gegeben hatte, hatte sieben fest verpackte Pakete vorbereitet, die er allen Schülern überreichte, als sie an die Theke kamen. Alexandra nahm ihres, das ein wenig klapperte und einen leicht würzigen Geruch verströmte.
Alle anderen Schüler hatten dem Verkäufer einige Münzen als Bezahlung gegeben. „Drei Löwen für die alchemistischen Zutaten, fünfzehn für den Zauberstab", sagte er zu Alexandra. Gwendolyn trat vor. „Sie ist eine Stipendiatin", sagte sie und zählte Münzen aus einer kleinen Börse. „Ich werde eine Quittung brauchen." Sie hielt eine kleine Pergamentrolle hoch, und eine Feder, die auf der Theke lag, schwebte in die Luft und kritzelte etwas darauf.
„Jetzt ist es Zeit, eure Schulbücher zu holen!", sagte Gwendolyn, wandte sich an die jüngeren Kinder und geleitete sie im Gänsemarsch aus Hoargrim's.
Ihr nächster Halt war Boxley's Books. Dies war ein viel größerer Laden mit Plakaten im Schaufenster, die Rabatte auf gebrauchte Schulbücher anpriesen, sowie Bestseller wie „Quidditch und Quodpot im Wandel der Zeiten, überarbeitete amerikanische Ausgabe" und "Surviving Wandless: A Journey to Empowerment for the Magically Occluded" (Überleben ohne Zauberstab: Eine Reise zum Empowerment für die magisch Abgeschirmten).
Alexandra war eine eifrige Leserin und freute sich darauf, in der Abteilung über magische Kreaturen zu stöbern. Sie nahm an, dass Zaubererbücher genauere Informationen über Kreaturen wie Rotkappen und Kappas enthielten. Ihr fiel auf, dass die Buchumschläge wie alle anderen Bilder, die sie gesehen hatte, animiert waren. Die Fotos der Autoren lächelten jeden an, der das Buch in die Hand nahm, während die Menschen auf dem Umschlag von „Quidditch und Quodpot im Wandel der Zeiten" auf Besen herumflitzten und -sausten.
„Ich muss alle Bücher verstecken, die ich mit nach Hause nehme", sagte sie zu David.
Gwendolyn ließ sie ein wenig in den Regalen stöbern, und Alexandra fand in der Abteilung für Magizoologie mehrere Bücher mit lebensechten Bildern von Chimären, Drachen und anderen Bestien. Eine Abbildung eines Kappa sah tatsächlich aus wie die Kreatur, die sie im Old Larkin Pond gesehen hatte. Sie las den Begleittext, der ihr sagte, dass ein Kappa alle seine Kräfte verlieren würde, wenn man es austrickste, das Wasser aus seinem Kopf zu verschütten.
„Hah!", sagte sie. „Das hab ich ganz allein rausgefunden!"
Dann musste sie die Bücher auf ihrer Klassenliste finden. Die meisten waren aus der „Young Wands Teaching Series" (Jungstäbe-Unterrichtsreihe). „Beginning Charms" (Zauberkunst für Anfänger), „Beginning Transfiguration" (Verwandlung für Anfänger), „Basic Principles of Magic" (Grundlegende Prinzipien der Magie) usw. Ihre Arme waren voll, als sie alle Bücher auf der Liste erstanden hatte.
„Ich fürchte, dein Stipendium umfasst keine Mittel für nicht obligatorische Bücher", sagte Gwendolyn und zog „Magische Tierwesen und wo sie zu finden sind" und "101 Easy and Effective Hexes" (101 einfache und wirksame Verhexungen) aus Alexandras Stapel. Sie blickte finster auf das letztere Buch. „Dafür bist du zu jung", fügte sie hinzu.
Darla und Angelique sahen ein wenig selbstgefällig aus, als sie ihre eigenen Bücher mit dem Geld bezahlten, das sie mitgebracht hatten. Sie kauften jeweils die Witchteen-Zeitschrift und einige Bücher über Liebestränke und Wahrsagen, zusätzlich zu ihren Schulbüchern.
Alexandra bemerkte, dass Constance und Forbearance gebrauchte Lehrbücher gekauft hatten, von denen einige in ziemlich ramponiertem Zustand waren, und ein wenig besorgt aussahen, als sie die Kosten zusammenrechneten.
„Wie bist du an Zauberergeld gekommen?", fragte Alexandra David.
„Die Schule hat gesagt, es gibt eine Zaubererbank, die Dollar in Adler umtauscht", antwortete David. „Also haben meine Eltern einen Scheck geschickt."
Alexandra beneidete David um seine Fähigkeit, seinen Eltern einfach von der Zaubererwelt zu erzählen. Sie würde anscheinend nichts kaufen können, was nicht ausdrücklich von ihrem Stipendium bezahlt wurde. Dann erinnerte sie sich an das Geld, das ihre Mutter ihr gegeben hatte.
„Gibt es eine Bank, wo ich Muggelgeld in Zauberergeld umtauschen kann?", fragte sie Gwendolyn.
„Die Straße runter gibt es Filialen von Gringotts und CBNW", antwortete Gwendolyn. „Wir können dorthin gehen, wenn es wirklich nötig ist."
„Ich tausche mit dir", flüsterte David.
Alexandra war neugierig, wie eine Zaubererbank aussah, aber Gwendolyn schien nicht erpicht darauf, alle auf einen Umweg zu führen, und Alexandra wollte Darlas und Angeliques herablassende Blicke nicht ertragen, während sie versuchte, ihr Muggelgeld umzutauschen. Also zog sie die beiden Zwanzigdollarscheine aus ihrer Tasche. „OK."
David nahm die Scheine und gab ihr im Tausch zwei Goldmünzen mit Löwen darauf. Alexandra sah sie misstrauisch an. Nachdem sie nur mit normalem amerikanischen Kleingeld zu tun gehabt hatte, schien es ihr nicht viel Geld für vierzig Dollar zu sein.
„Sie sind ja aus Gold, du weißt schon", sagte David, als er ihren Gesichtsausdruck las.
Alexandra zuckte mit den Schultern, murmelte „'kay" und nahm Gwendolyn das Exemplar von „Magische Tierwesen und wo sie zu finden sind" wieder ab. Sie beschloss, nicht mit ihr über das Buch mit den Verhexungen zu streiten. Sie lief zurück zum vorderen Tresen, wo ein Verkäufer einen ihrer Löwen nahm und ihr acht Münzen mit Vögeln darauf als Wechselgeld gab.
„Ein Löwe hat zehn Adler, und die haben zwanzig Tau'm", sagte David, als Alexandra die Münzen in ihrer Hand inspizierte.
„Ich werd Ms. Grimm fragen, warum ich nie ein Handbuch für das ganze Zeug bekommen hab", brummelte sie.
„Jetzt gehen wir zu Grundy's!", sagte Gwendolyn. Darla und Angelique sahen aufgeregt aus. Sie verließen alle Boxley's Books und gingen die Straße hinunter. Sie waren jetzt ziemlich beladen mit ihren alchemistischen Zutaten, Zauberstabkästen und Büchern. Auf ihren Listen standen noch Roben, Hüte, Handschuhe, Stiefel, Schulkleidung, ein Kessel, Federkiele mit Pergament und ein Vertrauter.
Alexandra verlangsamte ihr Tempo ein wenig, als sie die Straße entlangmarschierten, da dies ihr bisher längster Besuch auf Goblin Market war. Sie war immer noch fasziniert von den seltsamen Moden der Hexen und Zauberer, die wie eine Kreuzung zwischen ihren traditionellen Darstellungen in Kinderbüchern und einem Sammelsurium archaischer amerikanischer Kleidungsstile aussah. Die Nichtmenschen waren ebenfalls faszinierend, schienen es aber nicht zu mögen, angestarrt zu werden. Ein kleiner grüner Mann warf Alexandra einen säuerlichen Blick zu, als er über die Straße in ein imposantes Gebäude mit Marmorsäulen davor eilte. Sie sah, dass dies Gringotts war, von dem Gwendolyn gesagt hatte, es sei eine Zaubererbank.
Sie kamen an „Mahmouds fliegende Teppiche" vorbei, die die neuesten Importe aus Asien anpriesen und „eine weiche, bequeme Fahrt mit jedem Design versprachen, unendlich stabiler als ein Besen". Im Schaufenster hing ein animiertes Plakat, das eine ganze Familie zeigte, die auf einem fliegenden Teppich saß und ein Picknick genoss, während entschieden unbehaglich aussehende Zauberer auf Besen an ihnen vorbeiflogen, Grimassen schnitten und neidisch dreinschauten.
Auf der anderen Straßenseite war „Chicago's Broom Megastore", auf dessen Dach eine große animierte Werbetafel hing, auf der eine umwerfende Auswahl an Besen Kreise um einige zerfetzte, staubig aussehende Teppiche flog. Es sah aus, als ob Mahmoud's und der Megastore einen Preiskrieg führten.
Alexandra bemerkte, dass es auf den Straßen keine Autos oder andere Fahrzeuge gab und folglich auch keine Ampeln. Sie wollte gerade zu dem Schluss kommen, dass Zauberer überhaupt keine Maschinen hatten, als sie eine kleine Räderwerkfigur die Straße entlangmarschieren sah. Offenbar waren diese nicht häufig, da sie nicht die einzige Person war, die sie anstarrte. Viele Zauberer und Hexen beobachteten sie neugierig, aber sie bemerkte, dass ein paar der kleinen, in Kleidungsfetzen gekleideten Nichtmenschen verächtlich die Nase rümpften. Der mechanische Mann drehte sich auf seinem Metallfuß und betrat einen Gemüseladen, vor dem in Kisten sowohl normal wirkendes Gemüse als auch einige wütende Pflanzen standen, die die Zähne fletschten und nach Passanten schnappten.
All diese Anblicke waren für Alexandra wundersam. Vor ein paar Tagen hätte sie, obwohl sie von ihren eigenen magischen Fähigkeiten wusste, eine Szene wie diese für so fantastisch wie einen Disney-Film gehalten. Doch jetzt wurde sie von Gwendolyn weitergedrängt, und sie bemerkte, dass, während David eine ähnliche Reaktion zeigte, Darla und Angelique die beiden Muggelgeborenen beobachteten und über sie kicherten. Zumindest schienen auch Constance und Forbearance auf dem Goblin Market ein wenig große Augen zu machen. Alexandra nahm an, dass ihnen die magischen Läden und die Menschen in ihren farbenfrohen Gewändern und die Nicht-Menschen nicht besonders merkwürdig vorkamen, aber sie waren noch nie zuvor in einer großen Stadt gewesen. Sie beschleunigte ihre Schritte und sah, dass ihr Ziel direkt vor ihnen lag.
Grundy's war das größte Gebäude in Sichtweite. Es war sogar noch größer als das Bankgebäude von Gringotts und sah von außen aus wie ein Kaufhaus. Als sie hineingingen, sah Alexandra, dass es genau das war.
Grundy's hatte, ähnlich wie Muggelkaufhäuser, Bekleidungsabteilungen für Männer, Frauen, Jungen und Mädchen. Es gab auch eine Okularabteilung, eine Abteilung für Zauberwaren für den Haushalt, weitere für Möbel, Heimdekorationen und Umgestaltungen, Zaubergeräte, Ticktacks, Bade- und Körperzauber und eine Abteilung für Besen und Teppiche. Das alles befand sich allein im Erdgeschoss. Alexandra konnte einige altmodische Aufzüge sehen, die nach oben führten, und Schilder, die darauf hinwiesen, dass es in den darüber liegenden Stockwerken Glas- und Zaubertrankwaren, Kessel, Spielzeug und Kinderzauber, Sportartikel, Zauberschulbedarf, Zauberstäbe und Zauberstabpflege, eine Abteilung für Vertraute und Haustiere, Muggelimporte und so weiter gab. Grundy's war ein riesiges, prachtvolles Exploratorium für sich, eine kleine Miniaturstadt innerhalb des Goblin Market, voller Zauberwaren und Käufer, die ebenso interessant anzusehen waren wie die Dinge, die sie kauften. Hier und da im Laden konnte Alexandra Knallgeräusche und Pfiffe hören, oder Glockenspiele und unheimliche Musik, und Lichtblitze oder Funkenschauer sehen, als einige der spektakuläreren Verkaufsartikel ihre Wirksamkeit demonstrierten. Es gab Papierstücke, die aus eigener Kraft über sie hinwegflogen, sowie selbstangetriebene Ballons. Einer davon senkte sich herab und schwebte hinter den Charmbridge-Schülern her, mit Buchstaben, die entlang seiner dicksten Stelle liefen und wie durch Zauberei erschienen und verschwanden: „Nur heute – 20% Rabatt auf alle Quidditch- und Quodpot-Artikel (außer Besen)!"
Alexandra hatte das Buch über Quidditch und Quodpot bei Boxley's gesehen und immer noch keine Ahnung, was das war, aber wie bei allem anderen war sie entschlossen, so viel wie möglich durch Beobachtung zu lernen, anstatt die anderen ständig daran zu erinnern, wie unwissend sie war, und Darla einen Vorwand zu geben, mit ihrem Wissen anzugeben.
Sie fragte Gwendolyn: „Wenn sie hier Zauberstäbe verkaufen, warum sind wir dann zu Hoargrim's gegangen?" aber das brachte Darla dazu, sie ebenfalls mitleidig anzuschauen, während Angelique kicherte.
„Oh, Zauberstäbe von Grundy's sind in Ordnung, schätze ich", sagte Gwendolyn. „Aber sie sind, ähm…"
„Billig gemacht", sagte Angelique.
„Man muss schon ziemlich arm sein, um einen Kaufhaus-Zauberstab haben zu wollen", sagte Darla. „Oder jemand mit so wenig magischem Talent, dass es nicht viel ausmacht, was für einen Zauberstab man hat."
„Das muss nicht unbedingt stimmen", tadelte Gwendolyn und senkte die Stimme, aber Alexandra erkannte an ihrem Gesichtsausdruck, dass es wahrscheinlich stimmte.
Sie gingen in die Kleiderabteilungen, die praktisch nichts enthielten, was der Kleidung ähnelte, die Alexandra in „normalen" Kaufhäusern sah, außer einer kleinen Ecke mit einem Schild mit der Aufschrift „Muggelmode".
„Also gut, alle brauchen einen Schulumhang, einen Hut, Schulkleidung, Handschuhe, Stiefel und Schutzbrillen, die für den Zaubertrank- und Kräuterkundeunterricht geeignet sind …"
„Wir haben die Liste", bemerkte David. Gwendolyn runzelte leicht die Stirn und sagte dann: „Gut, dann lasse ich euch einkaufen gehen, aber ich muss nachschauen und überprüfen, dass ihr alles auf euren Listen habt, bevor wir losfahren. Als nächstes gehen wir zur Familiar Corner. Treffen wir uns alle in der Cafeteria im Untergeschoss um –" sie sah auf ihre Uhr. „– ein Uhr. Alexandra", fügte sie hinzu, „ich muss mitkommen, da alles, was ihr kauft, an Charmbridge abgerechnet werden muss."
Alexandra stöhnte innerlich. Sie wollte Grundy's gründlich erkunden, ohne dass ihre jugendliche Aufsichtsperson ihr über die Schulter schaute. Aber sie begannen alle gemeinsam, die Kleiderständer zu durchstöbern, obwohl David sich von ihnen trennte, um in die Jungenabteilung zu gehen. Alexandra hatte den Eindruck, dass Hexen meist Kleider, Umhänge und Gewänder trugen. Außer in der Mädchenabteilung gab es nur sehr wenige Hosen.
In Charmbridge gab es keine Uniformen, wofür Alexandra sehr dankbar war, aber es gab eine strenge Kleiderordnung, die im Grunde auf dasselbe hinauslief. Mädchen durften weiße Hemden mit fest geknöpftem Kragen oder Blusen tragen, im Winter langärmelig, im Sommer kurzärmelig, mit Jacken, die schwarz oder „angemessen dunkel in der Farbe" waren, und dazu passende Röcke (der Saum durfte nicht mehr als einen Zoll über dem Knie sein) oder Hosen. Die Schuhe mussten schwarz oder dunkelbraun und „bequem und praktisch" sein.
Die Kleiderordnung ging endlos weiter mit Vorschriften und Verboten bezüglich Socken, Schals, Haarbändern und -schleifen, Schmuck und sogar Unterwäsche. Ganz unten auf der Kleiderliste war unterstrichen: „Muggelmode ist nicht gestattet."
Alexandra würde nie, niemals einen Rock tragen, also suchte sie sich mehrere Hosen aus. Sie war es gewohnt, T-Shirts zu tragen, und war überhaupt nicht glücklich darüber, dass diese in Charmbridge nicht erlaubt waren, also suchte sie sich die Hemden mit den wenigsten Rüschen aus, die sie finden konnte. Gwendolyn schlug immer wieder Kleidungsstücke vor, die sie „süß" fand, und Alexandra wählte entschlossen die schlichtesten, dunkelsten verfügbaren Kleidungsstücke. Sie war erleichtert, als sie feststellte, dass sich die Unterwäsche, die bei Grundy's verkauft wurde, nicht merklich von der unterschied, die ihre Mutter ihr im örtlichen SuperMart kaufte.
Darla und Angelique schienen unterdessen übermäßig viel Zeit damit zu verbringen, sich über winzige Unterschiede in den Dunkelgrüntönen den Kopf zu zerbrechen, oder darüber, ob ein bestimmter Rock zu einem Paar Schuhe passte oder ob sie eine Bluse mit drei oder vier Knöpfen kaufen sollten.
Constance und Forbearance hingegen kauften kaum etwas. Alexandra bemerkte, dass die Ozarker-Mädchen sich in der Kleiderabteilung ein wenig unwohl fühlten, besonders als Darla und Angelique wegen einigen bunten, hauchdünnen (und in Charmbridge verbotenen) Roben quietschten.
„Braucht ihr nicht auch Schulkleidung?", fragte sie.
„Wir machen die meisten unserer Unaussprechlichen zu Hause", sagte Constance leise.
Darla und Angelique verließen die Kleiderabteilung, um sich Bade- und Körperzauber anzusehen, während Anna, Constance und Forbearance direkt nach oben zu den Zauberschulbedarfsartikeln gingen. Damit war Alexandra allein mit Gwendolyn, also schlenderte sie zu den Zaubergeräten und Ticktacks, obwohl das ältere Mädchen ihr sagte, dass sie als nächstes Stiefel und Handschuhe kaufen sollte.
Alexandra wurde von einer Menge Kinder und Erwachsener angezogen, die sich in einem Kreis in der Ticktackabteilung versammelt hatten. Sie drängte sich zwischen ein paar Hexen im hinteren Bereich hindurch, ignorierte Gwendolyns Einwände und bahnte sich ihren Weg nach vorne, wobei sie sich mit dem Ellbogen an einem anderen Jungen vorbeidrängelte, der etwas älter war als sie.
Ein großer goldener Ballon über ihnen ließ die Worte „Räderwerk-Hausdiener!" aufblitzen. Darunter war ein Banner über einer Reihe der mechanischen Männer, die Alexandra draußen gesehen hatte: „Grundy's ist der Alleinvertrieb für Tockmagi Haushalts-Räderwerk-Golems!"
Vor dem Publikum tanzte einer der Räderwerk-Golems etwas, das wie ein irischer Jig aussah. Er war ganz aus glänzendem Kupfer und Messing und hatte als Gesicht eine glatte Metallmaske. Der tanzende Golem trug einen Smoking in Kindergröße, der sein Innenleben verbarg, aber die Ausstellungsmodelle auf dem Ständer dahinter waren aus blankem Metall, und Alexandra konnte sehen, dass ihre Gelenke und Oberkörper voller kleiner Zahnräder und Kettenräder waren, anscheinend hunderte.
„Geh auf deinen Händen!", befahl ein Junge vor Alexandra, und der Golem auf dem Boden hörte auf zu tanzen, stellte sich auf seine Hände und begann so leicht herumzulaufen, wie er es auf seinen Beinen getan hatte.
„Es ist nichts weiter als ein glorifiziertes Muggelspielzeug!" brummelte ein dicker, bärtiger Zauberer hinter ihr. „Es kann nicht Apparieren, es kann nicht bezaubern, es kann nichts, was ein anständiger Hauself kann!"
„Sie werden die Hauselfen nie ersetzen", stimmte ein anderer Mann zu.
„Aber es ist so viel humaner, Golems als Hauselfen zu verwenden!", sagte eine Hexe, die die Frau des zweiten Mannes zu sein schien.
„Human für wen? Die Hauselfen?" Der dicke Zauberer kicherte spöttisch. „Haben Sie gesehen, wie die armen Kreaturen diese Ticktack-Ersatzteile ansehen? Sie sind entsetzt, und das sollten sie auch sein! Sagen Sie mir nicht, dass Sie diese Spinner von ASPEW ernst nehmen?"
„Sie sind viel weniger hässlich als Hauselfen", sagte der Junge neben Alexandra. Ein jüngeres Mädchen warf ihm einen beleidigten Blick zu. „Wir haben eine Hauselfe! Sie heißt Gilly und ist wie ein Teil der Familie. Wer will denn ein Ding statt einer Elfe haben?"
Alexandra beobachtete den Golem bei seinem Auftritt mit Interesse. Für sie sah er aus wie ein Roboter, aber sie war sich ziemlich sicher, dass man so einen Roboter nicht in einem Muggelkaufhaus kaufen konnte. Sie hatte in „An Encyclopedia of Spirits, Sprites and Fairies" über Elfen gelesen und glaubte nun zu wissen, was „Hauselfen" waren.
„Alexandra!", sagte Gwendolyn scharf und versuchte, sich an den Leuten hinten vorbeizudrängen. „Wir können hier nicht den ganzen Tag verbringen, musst du wissen. Lass uns den Rest deiner Schulsachen holen."
Widerstrebend verschwand Alexandra wieder in der Menge und schloss sich Gwendolyn an.
Sie kauften einen spitzen schwarzen Hut, der für Alexandra wie ein Halloweenkostüm aussah, und einen schwarzen Umhang, der Alexandra begeisterte, weil er überall Taschen hatte. Dann kauften sie Stiefel und dicke Handschuhe, wobei sie sich fragte, was sie wohl im Alchemie- und Kräuterkundeunterricht tun würden, für das sie feuer-, zahn- und säurefeste Handschuhe brauchten.
Oben war Alexandra ziemlich überrascht, als sie feststellte, dass es bei den Zauberschulmaterialien Federn und Füllfederhalter gab, aber keine Bleistifte und nichts, das den Markern oder Kugelschreibern ähnelte, die sie kannte. Ebenso gab es Pergamentrollen und viel teurere Steno-Rollen (die laut Gwendolyn in der Schule verboten waren), aber keine Notizbücher oder -blöcke aus normalem Papier.
Dann gingen sie in die Kesselabteilung, wo sich David gerade Regale voller Kessel ansah, von Teekannengröße bis groß genug, dass ein Erwachsener darin baden könnte. Die meisten waren aus Eisen, aber es gab auch Kessel aus Bronze, Kupfer, Messing und Silber, und jeder trug Stempel, die Fassungsvermögen, Dicke und „Charm-Bewertung" gemäß der International Confederation of Warlocks Standards Organization (Organisation für Standardisierung der Internationalen Vereinigung der Hexer) angaben.
„Auf unserer Liste steht halber Zoll Wanddicke, mindestens zwei Gallonen Fassungsvermögen, kaltes Eisen", sagte David. „Verdammt, diese Dinger werden schwer zu tragen sein." Dann hellte sich sein Gesicht auf, als er am Ende ein teureres Modell sah. „Gib dir das! Eingebaute Fassungs- und Apportationszauber!" Auf Alexandras fragenden Blick sagte er: „Das bedeutet, dass du all deine anderen Sachen in den Kessel packen kannst und ihn tragen, als ob er nichts wiegt."
„Elf Löwen sind eine Menge Geld für einen Kessel", sagte Gwendolyn, als sie auf das Preisschild sah.
David zuckte mit den Schultern und zog den Apportationskessel vom Regal. Er schien tatsächlich schwerelos in seiner Hand zu schweben, und Alexandra beobachtete neidisch, wie er begann, seine Bücher, Kleider, alchemistischen Zutaten und alles andere, was er gekauft hatte, hineinzuwerfen, obwohl ihr Volumen viel größer war als das des Kessels.
„Stell sicher, dass du an der Kasse alles herausnimmst, und versuch nicht, den Laden zu verlassen, ohne etwas zu bezahlen", sagte Gwendolyn.
David sah auf, und sein Gesicht verzog sich zu einem finsteren Blick. „Glauben Sie, ich werde was stehlen?", fragte er ungläubig.
„Nein, nein", sagte Gwendolyn verblüfft. „Ich habe dich nur gewarnt, dass auf allem ein Diebesfluch liegt, und wenn du –"
„Warum warnen Sie mich vor einem Diebesfluch, wenn Sie nicht glauben, dass ich was stehlen werde?", fragte David wütend.
„Ich meinte nur, ich dachte, du weißt vielleicht nicht –"
„Dass man nicht stehlen soll?"
Gwendolyn war jetzt furchtbar nervös und Alexandra hatte fast Mitleid mit ihr, nur dass ihr die herablassende Haltung des älteren Mädchens auch auf die Nerven ging und sie David keine Schuld dafür gab, dass er die Geduld verlor.
„Es ist nur so, dass du, du weißt vielleicht nicht, wie die Dinge in unserer Gesellschaft laufen –", stammelte sie.
„Weil ich schwarz bin?", sagte David gedehnt.
„Nein!" Gwendolyn sah aufrichtig schockiert aus und sagte dann: „Weil du als Muggel aufgewachsen bist!"
Wie auch immer sie das gemeint hatte, es klang nicht besser und die Worte hingen einen Moment in der Luft, während David sie wütend anstarrte. Obwohl Gwendolyn viel älter und größer war als er, kauerte sie sich jetzt fast zusammen.
„Klar, ich weiß ja, dass Sie sich mit der Muggelgesellschaft nicht auskennen", sagte David mit vor Sarkasmus triefender Stimme, „aber Stehlen ist dort auch nicht erlaubt. Also danke für die Warnung." Er nahm seinen Kessel und stolzierte davon.
Gwendolyns Gesicht war errötet. Alexandra sah sie nur ausdruckslos an und fragte sich, was für andere Vorurteile Leute, die in der Zauberergesellschaft aufgewachsen waren, gegenüber „von Muggeln aufgezogenen" Kindern hatten.
„Ich wollte ihn nicht beleidigen", sagte Gwendolyn, als hoffte sie auf Vergebung von Alexandra.
Alexandra zuckte die Achseln, und Gwendolyn fächelte sich nur kurz Luft mit der Hand zu.
„Kann ich einen von denen haben?", fragte Alexandra und zeigte auf den teuren Kessel, den David mitgenommen hatte.
„Ich fürchte, nein", sagte Gwendolyn. „Du wirst dir ein einfaches Modell aussuchen müssen."
Als Alexandra alles auf ihrer Liste mit Schulsachen abgehakt hatte, bis auf den Vertrauten, war sie unangenehm belastet. Mit einem Blick auf Gwendolyn, die bloß die Lippen zusammenpresste und nichts sagte, hatte Alexandra all ihre Kleider in ihren Kessel gestopft, aber leider verschluckte dieser sie nicht einfach wie ein bodenloser Schrank, wie es Davids Zauberkessel tat. Jetzt hatte sie also den Kessel voller Kleidung über die Schulter gehängt, die alchemistischen Zutaten unter einem Arm und ihren Zauberstab, Schreibutensilien, Stiefel und Handschuhe und Umhang unter dem anderen. Gwendolyn bot an, ihr beim Tragen einiger ihrer Sachen zu helfen, aber Alexandra schüttelte sie ab. Sie wusste, dass es nicht wirklich nett oder gerecht war, Gwendolyn ständig in Verlegenheit zu bringen, aber nachdem sie so viel Bevormundung und Darlas und Angeliques überlegene Haltung ertragen hatte, empfand Alexandra eine kleine Genugtuung, als sie ihre Anstandsdame sich ein wenig winden ließ.
Sie gingen zu einer Theke, wo eine Verkäuferin mit einem schwarzen Tuch um den Kopf und einem Knopf mit der Aufschrift „Fragen Sie mich nach dem Grundy's Christmas Club-Konto!" an ihrer Bluse Alexandra herablassend anlächelte. „Wir kaufen Schulsachen, oder?", sagte sie fröhlich.
„Ja", sagte Alexandra.
„Auf welche Schule gehst du?", fragte die Verkäuferin, während sie begann, Sachen aus Alexandras Kessel zu ziehen. Auf der Theke vor ihr begann ein Abakus zu klicken, als sich seine Perlen von selbst bewegten und ihre Einkäufe zusammenzählten.
„Charmbridge."
„Ach, wirklich? Das ist eine ausgezeichnete Schule!"
Alexandra nickte, nicht wirklich daran interessiert, mit der Verkäuferhexe zu plaudern.
„Zwölf Löwen und drei Adler", sagte die Verkäuferin. Gwendolyn gab der Verkäuferin fünfzehn Münzen, nahm eine Quittung und fuhr dann mit Alexandra in einem der klapprigen, mit Gittern versehenen Aufzüge in das Untergeschoss.
Die Grundy's-Cafeteria war ein riesiger offener Raum mit langen Tischreihen, umgeben von Feinkost- und Büffettheken. Der Geruch von Essen ließ Alexandras Magen knurren. Sie hatte seit dem Frühstück nichts gegessen, und obwohl sie noch das Mittagessen hatte, das ihre Mutter eingepackt hatte, war sie viel mehr daran interessiert, was die Cafeteria wohl servieren würde. Sie und Gwendolyn fanden David, Anna, Constance und Forbearance bereits an einem Tisch sitzend vor, und Alexandra stapelte ihre Sachen neben Davids Kessel, der allein auf dem Tisch stand.
„Ich möchte etwas essen", sagte Alexandra. „Kannst du auf meine Sachen aufpassen?"
„Klar", sagte David, „wenn du mir vertraust, dass ich nichts stehle." Gwendolyn zuckte zusammen und sah ein wenig verletzt aus. Alexandra schüttelte nur den Kopf und rannte zum nächsten Büffettisch.
Während viele der Speisen bekannt aussahen, gab es auch Dinge wie knusprig gebratene Fledermausflügel, gebratene Schnepfen, Pfefferfleisch, heiße Hexenbrötchen, verschiedene Kesseleintöpfe, Butterbier und auch eine kleine Goody Pruett's-Konzession, mit einem Schild über den Dessertkuchen mit der Aufschrift „Es ist nicht annähernd so gut, wenn es nicht von Goody Pruett's ist!"
Alexandra entschied sich für einen Teller mit gebratenem Huhn (von Zauberern aufgezogen), Kartoffelbrei mit Pfefferfleischsoße, Hexenbrötchen, Brause und ein Stück von Goody Pruett's Hexenapfelkuchen mit 99-Geschmacksrichtungen-Eiscreme. Sie steckte ihr Wechselgeld ein (und sagte sich, dass sie nicht wirklich das ganze Geld ausgegeben hatte, das ihre Mutter ihr gegeben hatte, obwohl sie nicht sicher war, wie ihre Mutter darauf reagieren würde, wenn sie eine Handvoll goldener Löwen, Adler und Tauben zurückbekäme), kehrte zum Tisch zurück und sah, dass Constance und Forbearance ihre mitgebrachten Lunchpakete auspackten. Gwendolyn war weg.
„Gwen die Hirnlose Hexe ist weg, um mit ein paar von ihren Leuten zu reden", sagte David und deutete mit dem Daumen über die Schulter. Alexandra sah, dass Gwendolyn jetzt mit einigen anderen Teenagern an einem Tisch saß. Anna runzelte die Stirn, und Constance und Forbearance hielten inne, um David einen Moment anzusehen, und packten dann weiter ihre eigenen Brötchen und kleinen Einmachgläser aus.
„Sie wollte dich nicht beleidigen", sagte Alexandra und aß ihr Hühnchen.
„Sie hat uns beleidigt", stellte David fest und fügte hinzu: „Obwohl ich nicht mitgekriegt habe, dass sie dich gewarnt hat, nichts zu stehlen."
„Ja, weil sie die ganze Zeit bei mir war. Ich kann einfach nicht weg von ihr!" beschwerte sich Alexandra.
„Hallo!", sagte Darla fröhlich, als sie und Angelique auftauchten, beide mit mehreren Einkaufstüten in den Händen. „Habt ihr alle Einkäufe erledigt? Das ist fast unmöglich, bei der wenigen Zeit, die wir haben", seufzte sie, bevor jemand anders antworten konnte. „Oh, ihr habt nicht viel gekauft", fuhr sie fort und betrachtete die Einkäufe von Alexandra, Constance und Forbearance, und dann fiel ihr Blick auf Davids Kessel. „Oh! Das ist eines der Fassungszauber-Modelle, nicht wahr?" Sie schien überrascht.
„Ja", antwortete David. „Und noch dazu mit einem Apportationszauber."
„Nun, ich bin sicher, das ist sehr praktisch, obwohl es ein bisschen… extravagant ist, einen so auffälligen Kessel nur für den Zaubertrankunterricht zu kaufen", schnaubte Darla. Alexandra glaubte jedoch, eine Spur von Neid zu erkennen. Darla schien nicht gerade grundsätzlich gegen Extravaganz zu sein, wenn man nach all den zusätzlichen Kleidungsstücken urteilte, die sie gekauft hatte und die vor nicht von Charmbridge zugelassenen Farben strotzten.
Darla und Angelique setzten sich und stapelten ihre Sachen auf dem Tisch. Er war jetzt mit Essen und Einkaufstüten überfüllt, also brachten sie alle Einkäufe an den Nachbartisch, und dann gingen auch die anderen beiden Mädchen los, um Mittagessen zu kaufen.
„Extravagant!", schnaubte David.
Alexandra grinste und schob sich eine Gabel voll Kartoffelbrei in den Mund. Der starke Pfeffergeschmack der Soße brannte ihr fast im Mund, und sie schluckte hastig etwas von ihrer Brause hinunter.
Der ältere Junge in Ozarker-Kleidung, der Constance und Forbearance im Bus gescholten hatte, ging zu ihrem Tisch und sagte: „Euereins, setzt euch zu uns." Alexandra stellte ihr Butterbier ab und sah, dass drei weitere Jungen an dem Tisch saßen, von dem er gekommen war. Einer von ihnen trug ebenfalls Ozarker-Kleidung und sah fast genauso aus wie der erste Junge, während die anderen beiden, die noch älter aussahen, steife schwarze Umhänge und Hüte trugen. Sie sahen nicht gerade aus wie Ozarker, aber sie waren in einem Stil gekleidet, den Alexandra für ziemlich altmodisch hielt, nicht unähnlich dem, was sie bei Alastair und Angus MacAvoy gesehen hatte.
Constance und Forbearance zögerten, und Alexandra sagte: „Wen kommandierst du hier rum?"
Der Ozarker-Junge blickte sie finster an. „Kümmere dich um deinen eigenen Kram, Zauberin!"
„Zwing mich doch." Alexandra begegnete seinem Blick ohne zu blinzeln, und auch ihr eigener Gesichtsausdruck war finster. Was dachte dieser Junge, wer er war?
„Bitte", sagte Constance.
„Mach kein Theater", sagte Forbearance.
„Wollt ihr euch zu diesem Ich-bin-der-Boss-Idi setzen?", fragte Alexandra. Beide Mädchen erröteten, während der Junge lila wurde.
„Sie sollten bei ihresgleichen sitzen", knurrte er.
Jetzt wurde Davids Gesicht noch finsterer. „Was soll das heißen?", knurrte er.
Die anderen Jungen vom Tisch kamen herüber. Anna warf einen Blick über die Schulter, aber weder Gwendolyn noch irgendwelche Erwachsenen in der Nähe schienen die sich anbahnende Konfrontation bemerkt zu haben.
„Ozarker-Mädchen sollten sich nicht mit Fremdlingen oder Zauberinnen oder Muggelgeborenen ohne Zucht abgeben", sagte der ältere Junge.
„Fremdlinge?", quietschte Anna empört.
„Zauberinnen?", wiederholte Alexandra.
„Zucht?", knurrte David.
„Schon gut", sagte Forbearance.
„Wir gehen", sagte Constance.
„Zum Teufel!", fauchte David.
„David!", flüsterte Anna, als nun einige der Erwachsenen um sie herum ihre Köpfe drehten.
„Was bist du, wie aus dem letzten Jahrhundert oder so?", sagte David. „Die Leute können mit jedem abhängen, mit dem sie wollen!"
„Und man erkennt sie an der Gesellschaft, die sie pflegen!", erwiderte der Ozarker. Er starrte Constance und Forbearance wütend an. „Wollt ihr wirklich mit Schlammblütern gesehen werden?" Seine Lippe verzog sich zu einem bösartigen Grinsen, während alle Mädchen außer Alexandra nach Luft schnappten.
Davids Reaktion war vulkanmäßig. „Wie hast du mich genannt?", schrie er und sprang auf.
Alexandra wusste nicht, was ein Schlammblut war, aber sie war sicher, dass es etwas schlimmes war. Sie stand auch auf und ignorierte Gwendolyns Schreie: „Kinder! Bitte, seid leiser! Was macht ihr da?"
Sie stellte sich vor, wie große, fette Würmer aus den Nasenlöchern des älteren Jungen zappelten. Er schielte einen Moment lang, dann schnaubte er, wischte sich die Nase und starrte Alexandra finster an. „Was hast du da gerade beschworen?", sagte er, biss die Zähne zusammen und trat näher, bis er über ihr aufragte. „Wolltest du mich verhexen, du kleines Schlammblut-Balg?"
„Kinder!", rief Gwendolyn, und dann trat Alexandra dem Jungen gegen die Kniescheibe.
Er schrie auf und hüpfte auf einem Bein, und dann kamen seine drei Freunde, die wütend und verwirrt aussahen. Einer von ihnen packte Alexandra. „Was machst du da?" Er hob sie halb vom Boden hoch, und dann stürzte sich David mit einem Schrei über den Tisch und packte den anderen Jungen, der der Zwilling des ersten zu sein schien, obwohl er fast doppelt so groß war wie David. Die beiden fielen zusammen zu Boden. Die Leute schrien, und Constance und Forbearance duckten sich, mit den Händen über dem Kopf, während Anna kreischend unter dem Tisch in Deckung ging, um dem Essen und den Getränken auszuweichen, die David durch die Luft geschleudert hatte. Alexandra sah, wie Darla und Angelique mit Tabletts voller Essen zurückkamen und diese vor Schreck fast fallen ließen, und dann schlug der Junge, den sie getreten hatte, ihr ins Gesicht.
„Wie kannst du es wagen!", brüllte er sie an. Alexandras Gesicht schmerzte, aber es war nichts im Vergleich zu der Wut, die sie fühlte, und sie trat ihn erneut. Nur trat sie diesmal nicht gegen seine Kniescheibe. Ihr Fuß traf ihn höher, und ihm entwich keuchend der Atem. Er begann mit angespanntem Gesichtsausdruck in die Knie zu sinken, bevor sie mit aller Kraft ihre Schulter gegen ihn stieß und ihn zu Boden schickte.
„Revulsio!", schrie jemand, und David und der Junge, mit dem er rang, fielen plötzlich auseinander und auf den Boden, während ein weiterer violetter Blitz Alexandra nach hinten, weg von ihrem Gegner schleuderte. Dann waren sie alle von Ladenangestellten, ein paar Erwachsenen von den Nachbartischen und einer rotgesichtigen Gwendolyn umringt, die alle packte und auf die Füße zog.
Gwendolyns Empörung war nichts im Vergleich zu der von Tabitha Speaks. Die Busfahrerin konnte es nicht glauben und war praktisch sprachlos. Alle waren aus Grundy's hinausgeworfen worden, und alle, die an der Rauferei beteiligt waren, hatten ein Hausverbot, was laut Gwendolyn (während sie sie alle aus dem Laden führte, zitternd und mit zusammengepressten Lippen) bedeutete, dass sie auf magische Weise daran gehindert waren, die Räumlichkeiten wieder zu betreten, bis das Hausverbot aufgehoben würde.
Gwendolyn marschierte Seite an Seite mit den Oberstufenschülern, die die älteren Jungen begleiteten, und fand Mrs. Speaks, die sich mit einer anderen Hexe vor einem Laden namens „Hats For All Seasons" unterhielt. Sie war überhaupt nicht erfreut, unterbrochen zu werden, und noch weniger erfreut, als die Aufsichtspersonen eine Erklärung dessen, was geschehen war, herausstammelten.
Als alle Sechst-, Siebt- und Achtklässler vor ihr in einer Reihe standen, schüttelte sie den Kopf und sagte: „In meinen dreiundzwanzig Jahren als Busfahrerin für Charmbridge war ich noch nie so in Verlegenheit gebracht! Kann man sich das vorstellen, Charmbridge-Schüler prügeln sich auf dem Boden der Grundy's-Cafeteria wie… wie Muggel!"
Alexandra und David sträubten sich beide.
„Sag lieber nichts", murmelte Anna mit angespannter Stimme hinter ihnen und klang verängstigt.
„Euer Verhalten ist unentschuldbar! Verwerflich! Gwendolyn und Peter, was habt ihr gemacht, als die Schüler, für die ihr eigentlich verantwortlich sein solltet, mit dem Prügeln angefangen haben?"
Gwendolyn und Peter waren überrascht, dass man ihnen die Schuld gab, und sahen beide verblüfft aus.
„Ich war nur ein paar Schritte entfernt –"
„Ich habe mich nur kurz umgedreht –"
„Ich habe bestimmt nicht damit gerechnet –"
„Egal!" Speaks starrte sie alle wütend an. „Was war der Grund?"
„Ich habe nur meine Hexenmagschaft gebeten, sich zu uns an den Tisch zu setzen", sagte der Ozarker-Junge. „Und diese… Wilden haben uns angegriffen –"
„Du verlogener –", knurrte David und sah aus, als würde er direkt vor Mrs. Speaks eine weitere Schlägerei anfangen.
„Er hat das M-Wort benutzt", sagte Anna plötzlich von hinten.
Speaks hielt inne. „Muggel?" Sie sah verwirrt aus.
„Nein. Das andere." („Mudblood"), sagte Anna leise.
Nach einem Augenblick verzog Mrs. Speaks das Gesicht noch mehr, während sich ihre Augen weiteten.
„Benjamin und Mordecai Rash, habt ihr eine so üble Sprache benutzt?" Sie starrte die beiden Ozarker-Jungen wütend an, bis ihre Blicke sich mit denen von Constance und Forbearance auf dem Boden trafen. Dann starrte sie Alexandra und David an.
„Wie dem auch sei, euer Verhalten war unentschuldbar. Unentschuldbar!", wiederholte sie. „Euch ist bewusst, dass von den Schülern der Charmbridge Academy erwartet wird, dass sie sich jederzeit so verhalten, als würden sie die Schule repräsentieren? Und dass Fluchen, Verhexen, Juxzauber und ganz sicher Muggel-Boxkämpfe mit anderen Schülern absolut verboten sind?"
Niemand sagte etwas.
„Ihr habt euch und diese Schule heute blamiert. Ihr könnt euch sicher sein, ich werde die Dekanin sofort über diesen Vorfall informieren. Ich bin sicher, sie wird eine Menge zu sagen haben, also sage ich nichts mehr."
Ein kollektives Schaudern durchlief alle Schüler. Alexandra versuchte, nicht zusammenzuzucken, stellte sich aber vor, wie ihr wieder einer dieser heulenden Briefe ins Zimmer geliefert wurde, vielleicht diesmal, während ihre Eltern zu Hause waren. Würde sie von der Schule verwiesen werden? Ihr Stipendium entzogen bekommen? Der Gedanke erfüllte sie mit mehr Furcht, als sie zugeben wollte.
„Haben sie alle Schulsachen gekauft?", fragte Mrs. Speaks die Aufsichtspersonen.
„Ja", sagte Peter.
„Alles, außer die Vertrauten", sagte Gwendolyn leise.
„Holt eure Vertrauten und dann bringt alle zum Bus zurück", sagte Mrs. Speaks.
Also folgten die Sechstklässler einer stummen, mürrischen Gwendolyn die Straße hinunter, vorbei an vielen interessanten Geschäften, von denen sie wussten, dass sie sie so bald nicht besuchen würden, bis zur Familiar Corner, einem Gebäude aus weißen Ziegeln an einer Ecke gegenüber der Colonial New World Bank.
Drinnen sah es aus wie eine Tierhandlung. Es gab Katzen und Ratten und Fledermäuse und Kröten, eine Reptilienabteilung mit Schlangen und Eidechsen und eine große Voliere. Hunde fehlten auffällig, und Alexandra sah auch keine Fische. Außer Ratten gab es auch keine anderen Nagetiere, die man normalerweise in Zoohandlungen findet, wie Hamster oder Meerschweinchen.
Der Ladenbesitzer war ein freundlicher älterer Herr mit dem passenden Namen Mr. Jolly. „Federn, Fell oder Schuppen?", fragte er Darla fröhlich.
Darla und Angelique waren von der Rauferei in der Cafeteria etwas erschüttert, aber da sie es geschafft hatten, einer direkten Beteiligung (und damit einer Bestrafung) zu entgehen, waren sie deutlich fröhlicher als die anderen Schüler. Darla sagte: „Ich wollte schon immer eine Katze. Wir haben eigentlich schon Katzen zu Hause, aber keine davon gehört mir."
Alexandra bemerkte, dass die Tiere in Familiar Corner im Gegensatz zu Muggel-Zoohandlungen größtenteils frei herumliefen. Obwohl es einen Drahtkäfig um das Gehege für die Ratten gab, der sie offensichtlich vor den Katzen und den Eulen über ihnen schützte, und die Kröten, Eidechsen und Salamander ebenfalls in einem großen Glasterrarium untergebracht waren, in dem sie durch eine Glaswand von den Schlangen getrennt waren, kam es Alexandra so vor, als ob eine große Anzahl von Tierarten in einem relativ offenen Raum koexistierten. Die vielen Katzen, die sich auf den mit Teppichen ausgelegten Regalen über ihnen räkelten oder auf dem Boden und den Theken herumstreunten, beäugten die kleineren Tiere zwar ab und zu durch die Schutzbarrieren, aber sie war trotzdem überrascht, nicht mehr Anschleichen, Jagen oder Kämpfen zu sehen. Einige der Vögel sahen aus Katzenperspektive ziemlich essbar aus.
„Ein Vertrauter ist nicht nötig", sagte Gwendolyn, als sie bemerkte, dass Alexandra sich etwas wehmütig umsah. „Sie sind für bestimmte Dinge sehr nützlich, aber natürlich bringen sie auch Verpflichtungen mit sich. Wenn du Allergien hast oder einfach keinen zu Hause halten kannst, musst du dir jetzt keinen aussuchen."
„Such dir unbedingt einen aus, der zu dir passt", sagte Mr. Jolly. Er kraulte die Ohren einer rot getigerten Katze, die neben ihm auf der Theke saß. „Sie sind da ein bisschen wie Zauberstäbe."
Nun, Darla war wirklich katzig, dachte Alexandra, als Darla eine geschmeidige schwarze Katze in den Armen hielt. Angelique schaute sich die Frettchen an, während sich Anna und David Vögel ansahen.
Constance und Forbearance hatten kein Wort gesagt, seit sie Grundy's verlassen hatten, und beide Mädchen standen still in der Nähe des Haupteingangs. Alexandra schlenderte zu ihnen herüber und fragte: „Wollt ihr keine Vertrauten?"
„Wir haben Vertraute", sagte Constance.
„Schleiereulen", sagte Forbearance.
„Wir haben sie zu Hause gelassen." Keines der Mädchen begegnete Alexandras Blick.
„Es tut mir leid, dass ich euch beiden auch Ärger gemacht habe", sagte Alexandra und konnte es sich dann nicht verkneifen hinzuzufügen: „Aber euer Freund war ein ziemlicher Idi."
Die Ozarker-Mädchen sahen sich einen Moment lang an.
„Er ist nicht unser Freund", murmelte Constance.
„Nur ein Ozarker-Gesell", sagte Forbearance.
„Magschaft."
„Nichts weiter."
„Heißt das also, Ozarker sind verwandt und alle anderen sind Schlammblüter?", fragte Alexandra. Die beiden Mädchen erröteten und schauten nach unten.
Anna kam herüber und hielt eine junge Eule auf dem Arm. Sie war klein und grau, sah aber schon ziemlich furchterregend aus, mit einem quasi Kapuzen-bedeckten Schädel und leuchtend gelben Raubtieraugen.
„Schlammblut bedeutet jemand mit Muggeleltern", sagte sie mit gedämpfter Stimme, anscheinend hatte sie Alexandras Frage mitgehört.
„Wie ich und David", sagte Alexandra wütend.
„Und ich." Das kleine chinesische Mädchen sah Alexandra ernst an. „Schlammblut ist ein wirklich schlimmes Wort und höfliche Leute benutzen es nicht, aber manche Familien sind immer noch sehr altmodisch und denken, dass es wichtig ist, reinblütig zu sein."
„Die meisten Ozarker benutzen dieses Wort nicht", sagte Constance.
Anna lächelte leicht. „Die meisten Ozarker haben den Ruf, reinblütig und wirklich altmodisch zu sein und nicht gern Fremde zu heiraten. Aber mein Vater ist ein Zauberer und ihr solltet hören, was seine Familie über ihn sagt, weil er eine Muggel geheiratet hat. Glaubt mir, chinesische Zaubererfamilien sind schlimmer als die Ozarker."
„Das ist ein Virginia-Uhu", sagte Mr. Jolly und schlenderte den Gang hinunter zu den Mädchen, was ihr Gespräch abbrach. Er sah den jungen Vogel an Annas Handgelenk an. „Er mag jetzt süß und fügsam sein, aber wenn er ausgewachsen ist, wird er fast so groß sein wie du." Der Ladenbesitzer kicherte.
„Ich nehme ihn", sagte Anna und die Eule uhute. Sie lächelte, und als Mr. Jolly rüberging, um nach David zu sehen, sagte sie: „Meine Mutter wird Zustände bekommen!"
Das schien Anna nicht zu beunruhigen; tatsächlich schien es, als hätte Mr. Jollys Warnung den Virginia-Uhu für sie noch begehrenswerter gemacht. Alexandra fing an, Anna zu mögen. Sie war sich bei den Ozarker-Mädchen noch nicht ganz sicher.
David schaute sich auch die Raubvögel an, aber statt der Eulen schien ihn ein Falke, der allein auf einer Stange saß, zu faszinieren. Mr. Jolly warnte ihn, dass Falken extrem schwierige und anspruchsvolle Vögel seien, wenn man sie als Vertraute annehme, und dass sie es als unter ihrer Würde betrachteten, Nachrichten zu überbringen.
„Wirst du dir einen Vertrauten zulegen?", fragte Anna.
„Will ich schon", sagte Alexandra und entschied dann, dass es keinen Grund gab, weniger mutig zu sein als Anna. „Ich hab mich aber noch nicht entschieden, welche Sorte zu mir passt."
„Nun, Eulen sind immer eine beliebte Wahl", sagte Anna und folgte Alexandra, als sie zwischen den Nagetier- und Reptiliengehegen hin- und herging. „Schlangen und Kröten sind… nun ja, pflegeleicht und man kann sie einfach in die Robe stecken und überallhin mitnehmen. Dasselbe gilt für Ratten. Katzen sind nett, nehme ich an."
Alexandra blieb stehen, um einen einsamen Vogel anzusehen, der auf einem leeren Käfig stand und auf sie herabschaute. Es war ein großer schwarzer Rabe.
„Hi", sagte Alexandra. Sie hielt ihre Hand zur Faust hoch. Der Rabe legte den Kopf schief, betrachtete sie mit seinen schwarzen Augen und krächzte sie an.
Gwendolyn gesellte sich zu Alexandra und Anna und beugte sich über die jüngeren Mädchen. „Ich glaube, du willst lieber keinen Raben", sagte sie.
„Warum nicht?" Alexandra hielt weiterhin ihre Hand hoch.
„Nun, sie sind…" Gwendolyn zögerte, sah zu dem Vogel auf und rückte unbehaglich ihre Brille zurecht.
„Raben haben den Ruf, Dunkle Vögel zu sein", sagte Anna.
„Natürlich sind sie dunkel!", spottete Alexandra.
„Nein, Dunkel", betonte Anna. Sie schien von dem prüfenden Blick des Raben ein wenig verunsichert zu sein, ebenso wie Gwendolyn. Er beobachtete sie, als würde er ihrem Gespräch zuhören und es verstehen. „Raben waren früher bei Hexenmeistern beliebt. Zauberern, die die dunklen Künste studierten."
„Klingt, als hätten Zauberer eine Menge dummen Aberglauben", sagte Alexandra.
Mit einem Flattern seiner schwarzen Flügel landete der Rabe auf Alexandras Faust. Anna stieß einen erschrockenen Laut aus und trat einen Schritt zurück. Alexandra stand nun Nase an Nase mit dem Vogel und sah ihm direkt in die Augen. Er öffnete seinen Schnabel und krächzte laut, wobei er seine Flügel ausbreitete, um das Gleichgewicht zu halten, während ihr Arm unter seinem Gewicht ein wenig wackelte.
„Wie gefällt dir der Name Charlie?", fragte Alexandra.
Der Rabe krächzte erneut.
David nahm den Falken, während Darla ihre schwarze Katze kaufte und Angelique sich für ein großes Frettchen entschied, was Alexandra aus irgendeinem Grund ziemlich überraschte. Alle mussten Transportkäfige für ihre Haustiere sowie einen ersten Vorrat an Futter kaufen, obwohl Mr. Jolly ihnen sagte, dass Haustiere im Allgemeinen durchaus in der Lage seien, selbst nach Futter zu suchen, vorausgesetzt, man lasse sie heraus.
Charlie krächzte empört, als er in einen Käfig gesteckt wurde, und breitete seine Flügel aus, um es schwieriger zu machen, wehrte sich jedoch nicht, nachdem Alexandra versprochen hatte, die Tür nicht abzuschließen. Annas Eule war recht zahm, aber David musste seinem Falken eine Kapuze überziehen. Er hatte sich auch einen dicken Lederhandschuh kaufen müssen, um den Vogel handhaben zu können.
Alle waren ziemlich fröhlich über ihre neuen Haustiere, obwohl Gwendolyn immer noch einen strengen Gesichtsausdruck hatte. Sie waren alle mit ihren Einkäufen des Tages beladen, und insbesondere Anna hatte Schwierigkeiten, ihren Kessel, ihren Eulenkäfig, ihre Bücher und Zaubertrankzutaten und all ihre Kleider zu tragen.
Als sie zum Charmbridge-Bus zurückkamen, wartete Tabitha Speaks mit verschränkten Armen auf sie.
„Gwendolyn und Peter, ich nehme an, ihr werdet ein Auge auf eure Schützlinge haben, damit es im Bus nicht wieder zu Beschimpfungen oder Muggel-mäßigen Raufereien kommt?", sagte sie.
„Ja, Mrs. Speaks", antworteten die beiden Teenager.
„Ich werde die ganze Rückfahrt bei ihnen sitzen", fügte Gwendolyn hinzu. Die Sechstklässler tauschten Blicke und seufzten.
„Gut. Nach dem, was heute passiert ist, erwarte ich eine sehr, sehr ruhige Fahrt nach Hause, und die sollte ich besser bekommen. Ihr seid vielleicht für heute alle mit dem Einkaufen fertig, aber glaubt mir, Lilith Grimm ist noch nicht fertig mit euch!"
Mit dieser Drohung im Gesicht ließ die grimmig dreinblickende Busfahrerin sie in den Bus einsteigen. Die Rash-Zwillinge gingen mit mürrischen Blicken, aber geschlossenen Mündern an ihnen vorbei.
„Ich denke, es ist am besten, wenn keiner von euch redet, wenn es nicht sein muss", sagte Gwendolyn steif, als sie sich wieder an ihren Tisch setzten und sich dann zusammendrängten, um Platz für das ältere Mädchen zu machen. Das meiste von ihrer Ausstattung war in einem Gepäckfach über ihnen verstaut, aber ihre Vertrauten konnten nicht einfach weggepackt werden, und so besetzten drei Vogelkäfige, eine Katze und ein Frettchen den Tisch mit ihnen, womit er ziemlich überfüllt war.
Da Gwendolyn jegliche Unterhaltung unterdrückte (sie vergrub ihre Nase in einem Buch mit dem Titel „Thaumaturgische Karrieren"), tauschten sie auf der Heimfahrt nur noch Blicke und ein paar subtile Gesten aus. Alexandra vertrieb sich die Zeit, indem sie Charlie mit ihrem goldenen Armband spielen ließ, von dem der Rabe sehr fasziniert war. Anna schlug eines ihrer Schulbücher auf und begann darin zu lesen, während David ein Buch über Falknerei las. Constance und Forbearance starrten nur aus dem Fenster, während Darla und Angelique am gelangweiltesten wirkten, ihre Haustiere auf dem Schoß hielten und streichelten.
Alle wurden in umgekehrter Reihenfolge abgesetzt, also wurde David zuerst nach Hause gebracht. „Wir sehen uns alle in etwa einer Woche!", sagte er und winkte, während er seine Sachen wegtrug.
„Vorausgesetzt, wir fliegen nicht raus", dachte Alexandra, aber sie winkte zurück.
Und deutlich vor acht Uhr abends hielt der Charmbridge-Bus vor ihrem Haus in der Sweetmaple Avenue.
„Wir sehen uns in vier Tagen wieder", sagte Mrs. Speaks, als Alexandra nach vorne ging, um auszusteigen. „Und du solltest dich bis dahin besser von deiner besten Seite zeigen. Ich bin sicher, die Dekanin wird absolut nicht in der Stimmung sein, irgendwelche Mitteilungen vom Trace Office entgegenzunehmen."
„Keine Sorge", sagte Alexandra. „Ich werde nichts tun, was dem Trace Office auffallen könnte."
