Das Laub zusammenharken war mühsam und nahm kein Ende. Bald waren die Haufen so hoch wie Alexandras Kopf, und sie schienen kaum Fortschritte gemacht zu haben. Die Räderwerke hatten natürlich unendlich viel Geduld, aber nach zwei Monaten war Alexandra es leid, ihre Abende ständig damit zu verbringen, den Golems bei niederer Arbeit zuzusehen.
Draußen auf den Sportplätzen spielten noch immer einige Kinder, und sie konnte David in der Nähe der Voliere sehen, der Malcolm die Kapuze abnahm und den Falken in den blutroten Himmel aufsteigen ließ. Als der Raubvogel über die Wälder am Rande der Rasenfläche der Akademie flog, sah Alexandra eine große schwarze Wolke zwischen den Bäumen aufsteigen und schwärmen, begleitet von einer Kakophonie aus Kreischen und Krächzen. Hunderte Krähen hatten sich in den Zweigen niedergelassen, aber Malcolms Flug über sie hatte sie verunsichert.
Alexandra fragte sich, ob Charlie unter ihnen sein könnte – Raben verkehrten manchmal mit Krähen, das wusste sie. Und dann fragte sie sich, ob Charlie etwas von Malcolm zu befürchten hatte, entschied aber, dass dies nicht der Fall war. Malcolm mochte flink und stark sein, aber Charlie war bei weitem schlauer.
Als es dunkler wurde und die Schüler sich ins Haus zurückzogen, ließ Alexandra ihre Räderwerke Säcke und Schubkarren mit Blättern füllen und führte sie zu einer großen, mit Ziegeln ausgekleideten Grube, wo Journey ein Lagerfeuer angezündet hatte. Hier fand sie Larry, der seine ähnlich beladenen Räderwerke führte, und sie blieben stehen und starrten sich vor den Stufen an, die in die Grube hinunterführten. Die Grube war etwa sechs Meter breit und in den Boden eingelassen, wobei eine einzige Treppe einen einfachen Weg zum Feuer in der Mitte bot. Sie wollten beide nahe genug am Feuer sein, um das Verbrennen der Blätter zu überwachen, und auch, um sich daran zu wärmen, da die Abende immer kühler wurden. Sie konnten sich jedoch nicht beide in der Grube aufhalten, ohne sich an gegenüberliegenden Seiten zu stehen, und es war auch offensichtlich, dass einer den anderen effektiv am Betreten oder Verlassen hindern konnte, es sei denn, einer von ihnen war bereit, sie beide wieder in Ratten zu verwandeln.
„Ich war zuerst hier!" sagte Larry scharf.
„Warst du nicht!"
„Warte solang ich meine Blätter verbrenne, dann kannst du runtergehen und deine verbrennen."
„Du wartest!" entgegnete Alexandra stur.
Larry starrte sie an und ging dann streitlustig auf die Stufen zu, als wolle er Alexandra zum Zurückweichen zwingen.
Natürlich tat sie das nicht. Mit einem ebenso entschlossenen Blick ging sie ebenfalls weiter.
Es war derselbe unnachgiebige Gesichtsausdruck, den sie gehabt hatte, als sie auf ihren Besen „Schisser" gespielt hatten, und Larry erkannte ihn. Alexandra würde sie beide wieder in Ratten verwandeln, bevor sie sich abwenden würde. Mit einem Fluch machte er einen Rückzieher, und Alexandra ging triumphierend in die Grube hinunter, ihre Räderwerke folgten ihr.
„Ich hoffe, du fällst ins Feuer!" schrie er sie an.
Alexandra roch nach Rauch und verbrannten Blättern, als sie schließlich in ihr Zimmer zurückkehrte, aber sie war ziemlich zufrieden mit sich.
Der nächste Abend war sehr ähnlich wie der letzte. Journey sagte ihnen, dass sie wahrscheinlich bis Ende November (wenn ihr Nachsitzen endlich enden würde) täglich Laub zusammenharken würden, aber zumindest konnte Alexandra jetzt sehen, wie die Haufen kleiner wurden.
Bei Sonnenuntergang sah sie die Krähen in großer Menge draußen im Wald herumflattern, während sie ihre Räderwerke zur Feuerstelle trieb. Sie war darauf vorbereitet, Larry erneut gegenüberzutreten, aber dieses Mal hatte sie ihn mühelos geschlagen, da seine Räderwerke nirgendwo zu sehen waren. Selbstgefällig marschierte sie die Stufen zur Feuerstelle hinunter. Das Feuer, das Journey entfacht hatte, brannte genauso intensiv wie in der Nacht zuvor, in der Mitte fast weiß. Soweit sie es beurteilen konnte, wurde es durch Magie am Brennen gehalten, da es keinen anderen Brennstoff dafür gab als die Blätter, die ihre Räderwerke hineingeworfen hatten. Der Hausmeister war nicht da, also streckte Alexandra ihre Hände aus, um die Wärme zu spüren, während die Golems einen Schubkarren nach dem anderen die Stufen hinunterkarrten und ihren Inhalt ins Feuer kippten. Sie beobachtete, wie die Blätter Feuer fingen und die Hitze und das Glühen des Feuers verstärkten. Einige stiegen in die Luft, schwelten und hinterließen eine Spur roter Glut, die zurück in die Flammen fiel, und ein Teil der Asche wehte Alexandra ins Gesicht und blieb in ihrem Haar hängen. Anna hatte sich letzte Nacht über den Geruch beschwert, also wusste Alexandra, dass sie heute Abend ein Bad nehmen musste, aber im Moment störte es sie nicht. Sie war fasziniert vom Feuer und dem einfachen Vergnügen, Dinge brennen zu sehen.
Doch bald kamen ihre Räderwerke zum Stillstand, nachdem sie die Ausbeute des Abends verbrannt hatten. Mit einem Seufzer wich Alexandra vom Feuer zurück und ging auf die Treppe zu, wo ihr die Räderwerke den Weg versperrten.
„Macht Platz", sagte sie. Da Räderwerke nichts weiter als belebtes Metall waren, hatte sie nicht das Bedürfnis, höflich zu ihnen zu sein. „Die Treppe rauf."
Sie war so überrascht von ihrem Versagen zu gehorchen, dass sie sich nicht rechtzeitig bewegte, um nicht von einem Paar auf beiden Seiten gepackt zu werden. Ihre Metallfinger schlossen sich langsam, aber unerbittlich um ihre Oberarme.
„Was macht ihr da?" rief sie. Und dann: „Lasst mich los!"
Erst als die beiden Räderwerke sie vom Boden hoben und ihre Füße in der Luft baumeln ließen, verwandelte sich ihre Verwunderung in Besorgnis. „Hey!" Sie begann zu strampeln und zu treten, aber sie konnte sich nicht aus ihrem Griff befreien, und es half nichts, die Metallgolems zu treten.
„Lasst mich sofort los!" befahl sie. „Legt. Mich. Hin!"
Zwei weitere Räderwerke beugten sich mit einem Knirschen und Surren vor und packten ihre Knöchel. Jetzt wurde sie an Armen und Beinen festgehalten, völlig unfähig, sich zu befreien, und sie erkannte, dass sie auf das Feuer zugingen!
„Was macht ihr da?" schrie sie. Ihr Zauberstab steckte in einer Jackentasche und es war völlig unmöglich, ihn zu erreichen. Sie schloss die Augen und versuchte, sich einen Reim auszudenken, um sich zu befreien. Sie konnte die Hitze des Lagerfeuers auf ihrem Gesicht spüren, als sich die Räderwerke an den Rand der Feuerstelle bewegten.
„Räderwerke, ihr habt euch geirrt", keuchte sie.
„Ähm, haltet still… legt mich runter –"
Ihr fiel zu spät ein, dass sie vielleicht besser um Hilfe geschrien hätte, so sehr es sie auch ärgern würde. Sie stammelte und brachte nichts hervor, was sich reimte. Sie fühlte, wie sie hin und her schwankte, und die Hitze auf einer Seite ihres Körpers röstete sie. Sie öffnete die Augen und war so nah an echter Panik wie noch nie zuvor. Furchtlosigkeit war eine Sache, aber sie war sich plötzlich sicher, dass die Golems sie wirklich ins Feuer werfen wollten. Während sie sich in ihrem Griff drehte und wand, sah sie Larrys Gesicht als Silhouette vor dem Abendhimmel über ihr. Er stand am Rand der ziegelummauerten Grube und sah auf sie herab.
Die Schatten, die die lodernden Flammen auf sein Gesicht warfen, machten seinen Gesichtsausdruck unlesbar, aber für einen Moment hatten sie Blickkontakt. Alexandra wusste nicht, ob Larry irgendwie dafür verantwortlich war, aber sie wusste, dass sie ihn niemals um Hilfe bitten würde. Also starrte sie ihn einfach an, und dann schwangen die Räderwerke Alexandra zurück und bereiteten sich darauf vor, sie nach vorn ins Feuer zu hieven.
Larry biss die Zähne zusammen und sprang in die Grube.
Er landete nicht als Junge, sondern als Ratte. Alexandra war plötzlich frei aus dem Griff der Räderwerke und fiel ihnen vor die Füße. Sie verschwendete keine Zeit, huschte vor ihnen davon und suchte die dunkelste Ecke der Grube, die sie finden konnte. Larry war direkt hinter ihr. Sie befürchtete, die Räderwerke könnten sie verfolgen und versuchen, sie zu zerquetschen, aber sie schienen nicht schlau genug zu sein, um zu erkennen, was passiert war. Sie standen einfach nur reglos um das Feuer herum, jetzt, da sie entkommen war.
Versengt, erschüttert und elend versuchten sie und Larry, sich in einen Spalt unter einer der Steinstufen zu quetschen, und blieben dort, bis Journey fast eine halbe Stunde später nach ihnen suchte.
Diesmal schien Journey tatsächlich schockiert und besorgt über das, was Alexandra und Larry ihm erzählt hatten, nachdem er sie wieder in ihren Normalzustand zurückversetzt hatte.
„Räderwerke tun sowas nicht", sagte er.
„Räderwerke tun alles, was man ihnen sagt", sagte Alexandra. „Offensichtlich hat ihnen jemand befohlen, mich zu töten!" Sie warf Larry einen misstrauischen Blick zu, der wieder einmal am anderen Ende des Raums stand, weit außerhalb seiner Reichweite.
„Wag es ja nicht, mich zu beschuldigen, Troublesome!" sagte er hitzig. „Oder vergisst du, dass ich derjenige bin, der dich gerettet hat?"
Das hatte sie nicht vergessen, so gern sie es auch getan hätte.
„Jetzt lasst uns mal nicht zu dramatisch wer'n", sagte Journey. „Offensichtlich is' hier was schiefgelaufen."
„Meinen Sie echt?" erwiderte Alexandra ohne nachzudenken.
Der Hausmeister runzelte die Stirn. „Also, Starshine, vergiss deine Maniern nich', nur weil du 'n bisschen knapp davongekommen bist."
„Ein bisschen?", rief sie. „Ich wär fast gegrillt worden!"
„Nun, ich schätze, die Dekanin muss davon erfahren", seufzte Journey. Larry erbleichte und Alexandra verzog das Gesicht. „Das Wichtigste is', dass es euch beiden jetz gut geht. Also geht zurück in eure Zimmer. Ich werd' morgen mit Lilith reden."
Wieder einmal musste Alexandra sich langsam aus der Tür drängen, während Larry wartete, bis sie frei und weit vor ihm war. Aber sie wartete oben an der Treppe, die vom Keller zum Flur des Wohnheims führte, auf ihn. Er hatte den Blick gesenkt, sodass er sie fast nicht sah, bis sie sagte: „Larry!" und er blieb abrupt stehen und sah zu ihr auf, immer noch zehn Schritte und etwa fünf Meter unter ihr.
„Warum hast du das getan?" wollte sie wissen.
„Ich war es nicht!" höhnte er. „Du bist doch die, die Räderwerke sabotiert, falls du denkst, ich hätte es vergessen. Vielleicht sind deine eigenen Flüche nach hinten losgegangen!"
„Ich meinte –" Sie runzelte die Stirn. Es war eine Anstrengung, es sich selbst einzugestehen, geschweige denn es laut auszusprechen. „Warum hast du mich gerettet?"
Er starrte sie schweigend an und sagte dann schließlich: „Ich hasse es, dir was zu schulden." Er klang angewidert. „Dir und deinem blöden Vögelchen. Jetzt sind wir quitt."
Alexandra starrte zurück, nickte dann langsam und drehte sich weg, verschwand aus dem Blickfeld. Larrys Mund verzog sich verärgert und sehr vorsichtig ging er den Rest der Treppe hinauf. Alexandra war nirgends zu sehen, also ging er zurück in sein eigenes Zimmer.
„Du riechst nach verbranntem Haar", sagte Anna und rümpfte die Nase, als Alexandra in ihr Zimmer zurückkam.
„Ich werde ein Bad nehmen", murmelte Alexandra.
Anna bemerkte, wie Alexandra sich vorsichtig bewegte, als sie aus dem Badezimmer kam und sich bettfertig machte. „Wie hast du diese blauen Flecken an deinen Handgelenken bekommen?" fragte sie. Ihre Augen weiteten sich. „Hat Larry dir etwas angetan?"
„Nein", stöhnte Alexandra. Sie hatte nicht einmal bemerkt, dass ihre Handgelenke und Knöchel schmerzten, wo die Räderwerke sie gepackt und herumgeschleudert hatten, bis Anna auf die blauen Flecken zeigte. Tatsächlich waren auch die linke Seite ihres Gesichts und Halses empfindlich, weil sie so nah am Lagerfeuer gewesen war. Sie konnte Annas besorgten Blick nicht ertragen, also erzählte sie dem anderen Mädchen von dem Angriff der Räderwerke.
Wiederum bedeckte Anna ihren Mund mit den Händen, während sie entsetzt zuhörte.
„Oh, Alex, jemand versucht, dich umzubringen!"
„Meinst du?"
Alexandra konnte nicht anders, als frustriert und sarkastisch zu klingen. Anna sah schuldbewusst aus, sagte aber: „Ich verstehe immer noch nicht, warum Dekanin Grimm dich umbringen wollte, und du denkst, na ja ..."
„Dass sie das besser machen könnte?"
„Nun ja."
„Ich weiß nicht", seufzte Alexandra, ließ sich auf ihr Bett fallen und starrte an die Decke. „Vielleicht frage ich sie einfach." Sie ignorierte Annas entsetzten Gesichtsausdruck und schlug die Decke zurück, um darunter zu kriechen.
Am nächsten Morgen wurde Mr. Newtons Unterricht durch die plötzliche Ankunft eines Flurpasses unterbrochen. Das cremefarbene Stück Papier flatterte in den Raum und flatterte vor der Nase des Zauberlehrers, bis er es aus der Luft schnappte und öffnete.
Er sagte: „Hm", und dann fiel sein Blick auf Alexandra. „Du wirst im Büro der Dekanin erwartet, Miss Quick."
Alle starrten sie an. Alexandra sammelte ihre Bücher ein. „Ich habe nichts getan!" flüsterte sie David zu. Er sah sie skeptisch an. Sie hatte ihm nichts von dem letzten Vorfall erzählt.
Mit ihrer Büchertasche über der Schulter folgte sie dem flatternden Flurpass durch die Korridore und zurück zum Verwaltungsflügel.
„Du kannst gleich hineingehen", sagte Miss Marmsley desinteressiert aus ihrem üblichen Porträt. „Die Dekanin erwartet dich."
Alexandra zögerte an der Tür zum Büro der Dekanin und öffnete sie dann. Sie sah Larry drinnen und schrie auf, während sie hastig zurückwich.
„Komm herein, Miss Quick", rief die Dekanin von drinnen. „Der Verwandlungsfluch wird euch nicht beeinflussen, solange ihr in meinem Büro seid."
Vorsichtig stieß Alexandra die Tür wieder auf und trat ein, wobei sie sich ein wenig albern vorkam. Sie und Larry sahen beide nervös aus, als sie in die Entfernung kam, die sie normalerweise beide in Ratten verwandelte, aber nichts geschah. Sie sah, dass Ms. Grimm hinter ihrem Schreibtisch saß und Mr. Journey auf einem Stuhl daneben, wo er sowohl die Dekanin als auch Alexandra und Larry sehen konnte.
„Ich habe nichts getan. Es war nicht meine Schuld!" sagte sie sofort. Larry verdrehte die Augen.
„Sich zu verteidigen, bevor man angeklagt wurde, ist ein Zeichen eines schlechten Gewissens, Miss Quick, und ich habe dich noch nicht aufgefordert zu sprechen", sagte die Dekanin kühl. Sie sah Journey an.
„Ich nehme an, Sie haben das Räderwerk gründlich auf Flüche und Verhexungen untersucht?"
„So gut ich konnte", sagte der Hausmeister/Platzwart. „Ich kenne einige grundlegende Zauber zum Erkennen und Entfernen von Flüchen, so habe ich den kleinen Fluch entfernt, den sie vorher auf sie gelegt hat –" Er sah Alexandra bedeutungsvoll an, die mit Mühe ihren unschuldigen Gesichtsausdruck beibehielt. „Aber ich bin kein lizenzierter Enthexer."
„Das ist mir bewusst, Mr. Journey. Die Art dieses Unfalls lässt jedoch nicht auf ein hohes Maß an Geschick oder Raffinesse schließen."
„Es war kein Unfall!" sagte Alexandra, und gleichzeitig sagte Larry: „Ich war es nicht!"
„Ich habe noch keinen von euch zum Sprechen aufgefordert!" fauchte Ms. Grimm, und sie verstummten beide.
Sie legte einen Finger auf ihr Kinn und ihre Augen verengten sich, als sie sie unter langen dunklen Wimpern betrachtete.
„Es ist höchstwahrscheinlich", sagte sie schließlich, „dass deine früheren Manipulationen an den Räderwerken – ja, das weiß ich, Miss Quick – zu ihrem unberechenbaren Verhalten geführt haben. Um auf Nummer sicher zu gehen, müssen wir sie jedoch alle gründlich untersuchen lassen, und bis dahin kann ich ihnen leider nicht erlauben, in der Nähe von Schülern zu arbeiten."
„Das wird in der Cafeteria 'n Problem sein", sagte Mr. Journey. „Außer…"
„Ja, ich weiß. Küchenelfen", seufzte Ms. Grimm. „Auf die Eulen freue ich mich nicht." Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Larry und Alexandra zu. „Aber du, Mister Albo, kannst in der Küche mithelfen."
„Sie… Sie wollen mich in der Küche arbeiten lassen?" wiederholte Larry und klang entsetzt. „Mit Elfen?"
„Ja. Hast du ein Problem damit?" Sie lächelte ihn an, und etwas an ihrem Gesichtsausdruck erinnerte sehr an Galen, als sie das tat. Larry schluckte. „Nein, Ma'am", sagte er schwach.
„Du wirst die Morgenschicht arbeiten… ab vier Uhr", sagte sie. Larry sah aus, als würde er versuchen, saure Milch zu schlucken. „Jetzt schau mich nicht so an, Mister Albo. Das bedeutet, dass keiner deiner Klassenkameraden dich sieht und du endlich abends frei hast. Obwohl ich vermute, dass du dann viel früher ins Bett musst. Schade, das wird wahrscheinlich den Duellierclub ausschließen, nicht wahr, denn jetzt kannst du deine Hausaufgaben nur noch direkt nach dem Unterricht machen." Sie seufzte und wandte ihre Aufmerksamkeit Alexandra zu. „Was dich betrifft, Miss Quick, müssen du und Mister Albo offensichtlich noch weiter voneinander getrennt werden, also musst du abends weiterhin nachsitzen, in der Bibliothek."
„Die Bibliothek?" Alexandra fragte sich, ob sie richtig gehört hatte.
„Ja. Die Schüler sind den ganzen Tag dort und Mrs. Minder hat mir erzählt, dass sie überall verstreute Bücher liegen lassen, ganz zu schweigen von einer erschreckenden Auswahl an Kaugummis und Bonbons, die unter Stühlen und Tischen kleben. Du wirst viel zu tun haben."
Alexandra öffnete den Mund und Ms. Grimm sagte: „Das ist alles. Ihr könnt beide in den Unterricht zurückkehren. Mister Albo, du gehst zuerst."
Larry murmelte: „Ja, Ma'am", und ging rückwärts zur Tür, bevor er hinausging.
„Jemand hat versucht, mich umzubringen", sagte Alexandra und starrte Ms. Grimm trotzig in die Augen, nachdem Larry gegangen war.
„Das ist höchst unwahrscheinlich", sagte Ms. Grimm.
„Wer auch immer es ist, hat es dreimal versucht", sagte Alexandra.
Ms. Grimm zog die Augenbrauen hoch. „Dreimal?"
„Auf der Unsichtbaren Brücke, als Galen versuchte, mich und Larry zu fressen, und letzte Nacht."
Wenn Alexandra gehofft hatte, Ms. Grimm zu überraschen, wurde sie enttäuscht. Die Dekanin behielt ihren kühlen Gesichtsausdruck bei.
„Du hast die unglückliche Angewohnheit, überall dort zu sein, wo Ärger passiert, Miss Quick, und ziemlich oft bist du die Ursache dieses Ärgers. Ich versichere dir, dass dir von niemand anderem etwas zustoßen wird. Ich nehme die Sicherheit aller meiner Schüler sehr ernst. Aber ich kann dich nicht vor dir selbst schützen."
„Oder vor Ihrer Katze, scheint es", antwortete Alexandra.
Ms. Grimms Augen verengten sich zu Schlitzen, während ihre Stirn sich zu einem nach unten gerichteten „V" verzog. „Wieder einmal schöpfst du schnell jeden Spielraum aus, den ich dir aufgrund deiner unglücklichen Erfahrung geben möchte. Bitte geh zum Unterricht zurück, Miss Quick." Ihr Tonfall duldete keine weitere Diskussion, also drehte sich Alexandra schweigend um und marschierte zur Tür.
„Ich schätze, es wird zumindest in der Bibliothek schwieriger sein, mich umzubringen", murmelte sie, gerade laut genug, dass die beiden Erwachsenen sie hören konnten, bevor sie das Büro der Dekanin verließ.
Obwohl David und Anna sie jetzt ernster nahmen, waren sie immer noch nicht davon überzeugt, dass Ms. Grimm versuchte, sie umzubringen, oder dass das überhaupt irgendjemand versuchte.
„Die Unsichtbare Brücke könnte ein Unfall gewesen sein", sagte Anna an diesem Abend im Studiersaal.
„Und du hast selbst gesagt, dass du diejenige bist, die die Fenster auf dem Dachboden geöffnet hat, so dass die Katze an dich rankommen konnte", stellte David fest.
„Und du hast das Räderwerk manipuliert, mit deinem Knittel – ich meine, deinem erfundenen Zauber", fügte Anna hinzu.
„Also ist alles Zufall? Glaubt ihr, diese Dinge passieren mir immer wieder, nur weil ich lästig bin?"
Ihre Freunde sahen sich an.
„Nicht ganz", sagte David zögernd.
„Wir sagen ganz sicher nicht, dass du es verdienst, dass dir schlimme Dinge passieren!", fügte Anna schnell hinzu.
„Na gut!" sagte Alexandra. „Also, ich werde mich benehmen und keinen weiteren Ärger machen. Dann werdet ihr schon sehen."
„Das wäre wirklich sehenswert", sagte David.
Alexandra starrte ihn wütend an und ertappte Anna dabei, wie sie versuchte, ein Kichern zu unterdrücken.
„In der Zwischenzeit", erklärte sie, „werde ich Nachforschungen über die Dunkle Konvention anstellen."
Sie ließ ihre Freunde hinter sich herstarren, als sie den Studiensaal verließ, um zu ihrer ersten Strafarbeit in die Bibliothek zu gehen.
