XII
"Privatsphäre ist hier nicht gegeben!"
M:"Unglaublich interessant mal zu hören, wie das Leben so ist im Militär."
C:"So interessant ist es gar nicht. Man lebt mit mehreren Männern auf engstem Raum zusammen. Hatte hin und wieder mal Aufträge und Missionen zu erfüllen, aber sonst war es das auch schon. Gut , die erste Zeit war neu und unangenehm, aber man hatte sich doch recht schnell an die Situation gewöhnt."
M:"Und wie war es für dich mit Freundschaften knüpfen? Dort warst du ja nun wirklich von neutralen Personen umgeben."
C:"Das stimmt und dies war auch ein recht positiver Aspekt des Ganzen. Aber da ich ein sehr introvertierter Mensch bin, wirke ich oft auf andere desinteressiert oder arrogant."
M:"War es dir oft ein Hindernis?"
C:"Nein. Personen, die wirklich Interesse hatten, mich kennenzulernen, blieben einfach hartnäckig. Andere wiederum verloren schnell das Interesse und blieben flüchtige Bekannte."
M:"Ist meistens so. Daran erkennt man dann doch schnell, wer wahre Absichten hat auf tiefere Bindung oder einfach nur flüchtigen Kontakt sucht. Und wie war es mit Tarek?"
C:"Ja er war halt er. Ich war aber durchaus überrascht, dass er wirklich nichts von den Vorfällen von zu Hause erzählte."
M:"Dann hatte er es also ernst gemeint mit dem Neuanfang. Ist doch toll."
C:"Ja, mehr oder weniger. Ich war ihm gegenüber dennoch misstrauisch. Ich duldete es einfach, mit ihm meine Zeit zu verschwenden."
M:"Und mit so vielen Männern auf engstem Raum zu leben, stelle ich mir sehr anstrengend vor. Gab es auch mal Zoff? Ich mein bei der Menge Testosteron, ist sowas doch sicher zu erwarten."
C:'grinst etwas frech in sich hinein' "Ja, das gab es durch aus. In jeder Herde gibt es einer, der aus der Reihe tanzt und Ärger macht."
M:"Oh du etwa?"
C:'grinst wieder' "Sagen wir, ich war des Öfteren daran beteiligt."
M:"Echt, warum das?"
C:"Weil er einfach genervt hat."
M:"Ah okay, ich höre schon, du hast noch einiges zu erzählen. Fahr bitte fort."
C:"Ist gut." 'lacht etwas über die Begeisterung, räuspert sich und beginnt weiter zu erzählen.
Die nächsten Tage und Wochen waren hektisch und anstrengend, bis man sich erstmal alle Wege und Abläufe gemerkt hatte, verging viel Zeit. Man hetzte von Kampf- und Ausdauer-Training zu weiteren Check Ups und Scans in Laboren, bis Stephan uns alle zu einem Treffen in unser Wohnheim gerufen hatte. Ich saß mit einigen Jungs aus unserem und Nachbar Zug in der Kantine zum Mittag, als wir alle eine Nachricht vom Sergeant erhielten. Wir machten uns alle unverzüglich auf den Weg in unser Wohnheim. Dort angekommen, saß Stephan bereits schon wartend auf der Couch.
"Mahlzeit Jungs, freut mich, dass ihr alle so schnell auf meine Bitte hergekommen seid. Ich habe einen kleinen Auftrag bekommen, den ich gerne mit drei von euch absolvieren möchte. Gibt es drei von euch, die sich freiwillig melden?"
Wir schauten uns alle nacheinander an, denn keiner wusste so richtig, ob er sich freiwillig melden sollte.
"Jungs, keine Sorge, es wird nichts schlimmes. Eine reine Zivilsache, in dem wir nur Begleitschutz bieten sollen.", versuchte der Sergeant uns zu ermutigen.
Noch immer unsicher schauten wir uns alle an und warteten nur darauf, dass sich jemand freiwillig meldet.
"Sir, ich geh mit euch.", trat kurz darauf einer nach vorne und salutierte ihm aus purem Respekt.
Es war Sam.
Sam war rotblond, trug Sommersprossen, hatte graugrüne Augen und war vom ersten Eindruck her ein ruhiger Geselle wie ich. Stephan freute sich über seine Bereitschaft, ihm zu folgen und fragte in die Runde nach weiteren Freiwilligen.
"Wenn sich keine weiteren finden, wähle ich aus.", bohrt Stephan nun energischer nach.
In der Hoffnung nicht bemerkt zu werden, schaute ich verlegen zu Boden, als ich feste Blicke auf mich spürte.
'Nein, ich will noch nicht, gib mir noch etwas Zeit. Ich fühle mich noch nicht bereit dafür…'
Diese Worte wiederholte ich mehrmals in meinem Kopf, bis ich einen kurzen Blick wagte, um zu sehen, wer mich mit seinem Blick festhielt.
Es war Tarek, der mich fragend anschaute. Er hatte doch nicht vor sich zu melden und mich mit reinzuziehen?
'Nein, ich nicht!'
Leicht schüttelte ich meinen Kopf, um Tarek damit zu zeigen, dass ich nicht aufsteigen werde und schaute weiter verstohlen zu Boden.
'Noch nicht. Meine Zeit wird kommen, aber noch nicht.'
"Sir, ich geh auch mit.", stieß Tarek hervor und machte neben Sam die gleiche Figur.
"Ich auch, Sir. Ich begleite euch ebenfalls.", sagte ein weitere junger Mann namens Leo und reihte sich wie die beiden anderen vor dem Sergeant auf.
Leo war blond, deutlich dunkler als ich und hatte dunkelbraune Augen. Auch er wirkte eher ruhig. Wie wir alle zu diesem Zeitpunkt, da wir uns alle noch nicht so gut kannten.
"Hervorragend, dann sind wir vollständig. Alles weitere erfahrt ihr dann per SMS."
Stephan beendete die Zusammenführung und gab uns den Befehl, unseren Tätigkeiten weiter nachzugehen. Da ich aber alle meine Aufgaben erledigt hatte, nutzte ich die Ruhe und zog mich ins Zimmer zurück, denn ich fühlte mich vom heftigen Training am Vormittag sehr ausgelaugt. Zum Glück verließen alle anderen unser Wohnheim.
Ich zog meine Stiefel aus, um mich im nächsten Moment aufs Bett zu schmeißen. Nun lag ich da und starrte Löcher an die Decke.
"Endlich mal allein… Wie sehr ich die Ruhe von zu Hause vermisse."
Ich atmete tief ein und schloss meine Augen, um im nächsten Moment dann doch tatsächlich einzuschlafen und wirres Zeug zu träumen. Von zu Hause. Vom Kampftraining und von Tifa. An diesem Nachmittag träumte ich sehr intensiv von ihr. Ich hatte das Gefühl ihren Geruch in meiner Nase wahrgenommen zu haben, als wäre sie tatsächlich anwesend.
~Ich befand mich wieder in Nibelheim auf der Chocobo Ranch auf der ich bis zum Schluss noch ausgeholfen hatte. Im Traum machte ich wie immer meine Nickerchen im Stroh, als plötzlich Sie auftauchte.
"Hey, hier steckst du also wieder, du Schlafmütze."
Leicht öffnete ich im Traum meine Augen und schaute stumm in ihre Rotbraunen . Sie lächelte herzlich und freute sich, mich zu sehen. Darum fackelte sie nicht lange und legte sich einfach dreist neben mich. In meinem Traum fühlte ich mich so selbstsicher und schlug meine Arme um sie und zog sie näher an mich ran. Ich genoss es einfach, sie so nah an mich zu halten und ich hatte den Eindruck, dass es ihr mindestens genauso gut gefiel. Denn sie schmiegte sich noch enger an mich. Ich vergrub meine Hand in ihrem Haar, während ich mit meiner anderen sanft über ihren Rücken strich. Ihr entfuhr ein sanfter Klang aus ihrer Kehle, der mir sehr gefiel. Anmutig legte sie ihr Bein auf meins, sodass sie halbwegs auf mir lag.
"Darf ich… dich berühren, Cloud?", fragte sie mich leise und schüchtern.
Ich nickte leicht und erlaubte es ihr. Vorsichtig huschte ihre zarte Hand unter mein Shirt und streichelte meinen flachen Bauch. Es kitzelt und ich beginne leicht zu grinsen, während mir eine Gänsehaut überkam bei ihrer Berührung.
"Hey Cloud… wach auf.", flüsterte Sie.
"Was, denn ich bin doch wach.", entgegnete ich ihr, als ich ihre Berührung deutlich spürte.
Plötzlich begann sie an mir zu rütteln.
"Hey Cloud, wach auf…"~
Ich öffnete verärgert und murrend meine Augen und sah in die graugrünen Augen von Sam, der über mir hing.
'Hä, Sam? Was äh wo ist Tifa?'
Völlig orientierungslos blinzelte ich und bemerkte, dass es gerade nur ein Traum war.
"Hey Cloud, du hast ganz fest geschlafen.", sprach Sam mich grinsend und leicht verlegen an.
'Warum ist er grad so verlegen?'
Ich folgte seinem Blick, der an mir runter wanderte.
'Fuck!'
Wie unangenehm. Meine linke Hand befand sich augenblicklich halb unter meine Shirt und meinem Hosenbund. Schockiert schreckte ich hoch, um weitere Beweise meines Traumes zu vertuschen. Was eigentlich nichts mehr brachte.
"Ja, bin wohl etwas tiefer eingeschlafen, aber weshalb weckst du mich?", fragte ich etwas genervt und versuchte, die Spuren meines Schlafes aus dem Gesicht zu reiben. Er druckste etwas herum, denn auch ihm schien die Situation gerade etwas unangenehm zu sein, denn es gab keinen wichtigen Grund mich zu wecken. Sam hätte gedacht oder vielleicht sogar gehofft, dass ich mich als erstes melde, um die Mission zu starten. Tja da hatte er mich wohl ganz falsch eingeschätzt. Aber machte ich wirklich diesen Eindruck, mich impulsiv in ein Abenteuer zu stürzen?.Dabei verhielt ich mich hier nicht anders als wie zu Hause.
"Schade, hätte gerne meine erste Mission mit dir bestritten."
'Schade? Bedauert er es wirklich so sehr, dass ich nicht dabei bin? Was ist hier nur los?'
Überrascht schaute ich ihn fragend an, denn ich verstand im Augenblick gar nichts mehr. Er bemerkte meinen fragenden fast irritierend Blick.
"Du bist echt in Ordnung, Cloud."
'Was? Ich bin in Ordnung? Sowas habe ich noch nie von anderen in diesem Zusammenhang gehört.'
"Ich würde gerne mehr mit dir unternehmen. Du und Tarek kommt doch aus Nibelheim. Nicht mal mit ihm hängst du ab. Wie kommt das?"
'Worauf wollte Sam hinaus? Will er grade ernsthaft ein tiefgründiges Gespräch mit mir führen?'
"Weil ich ihn einfach nicht leiden kann.", zischte ich und wich seinem Blick aus und hoffte, dass ihm diese Antwort genügte.
"Mir ist bei Tarek schon aufgefallen, dass er ein charakter schwacher Mitläufer ist. Er kann selten selbst entscheiden, aber im Grunde macht er einen netten und freundlichen Eindruck."
Ich lachte kurz über die Bemerkung über Tarek Wilson, um Sam im nächsten Moment finster anzuschauen.
"Richtig, er ist ein Mitläufer, aber nur bei denen er sich in Sicherheit wiegen kann.", entgegnete ich ihm.
'Wenn ich wollen würde, könnte ich jetzt so einiges über Tarek erzählen. Aber ich bin kein Heuchler.'
Wir beide unterhielten uns noch eine ganze Weile miteinander und bemerkten, dass wir uns ganz gut verstanden. Zugegeben, ich fühlte mich gut, mit ihm dort zu sein und ein neutrales Gespräch zu führen was uns ab und an auch etwas lachen lässt.
"Tut mir echt leid, dich ungünstig geweckt zu haben, aber du weißt ja, Privatsphäre ist hier nicht gegeben. War sie denn hübsch?", kicherte er und errötete etwas. Womöglich bereute er jetzt schon die Frage gestellt zu haben.
"Wer?", fragte ich ihn und errötete auch etwas. Ich wusste genau, worauf er hinaus wollte.
"Das Mädchen, von dem du geträumt hast. Es war doch ein Mädchen, oder?", am ende klang die Frage leicht panisch.
'Oder? Stellte er dies gerade in Frage, ob es ein Mädchen war? Er denkt doch wohl nicht ich steh auf Jungs?!'
Ich bestätigte seine Frage mit einem lautlosen Nicken und schaute zu Boden, denn ich merkte schon wieder, dass ich rot wurde. Allein der Gedanke an Tifa ließ mich rot werden. Sam lächelte und bohrte aus reiner Neugier weiter.
"Ein Mädchen aus Nibelheim? Oder nur Fantasie? Keine Sorge, ich träume auch so etwas."
Wieder nickte ich nur stunm und errötet noch mehr.
'Sam, bitte hör auf mich weiter, sowas zu fragen!'
"Sie heißt Tifa und ist die Tochter unserer Nachbarn."
"Ist sie hübsch?"
"Sie ist für mich das tollste und einzige Mädchen.", begann ich zu schwärmen. Ich fing an sie zu beschreiben und die Worte sprudelten nur so aus mir heraus, dass sich selber etwas überrascht war. Selbst von unserem Kuss erzählte ich ihm.
"Wahnsinn. Beneidenswert. Sogar geküsst habt ihr euch. Du hast so Glück, Cloud.", freute er sich für mich, über meine doch positiven Erfahrungen, die ich schon teilen durfte.
"Trotzdem finde ich es schade, dass du nicht mitkommst, gerade jetzt wo ich merke, dass wir uns beide doch ganz gut verstehen.", bedauerte er wieder.
"Warum schade? Ich bin halt noch nicht soweit.", entgegnete ich ihm.
Sam lächelte herzlich.
"Weil ich merke, dass ich dich ganz gut leiden kann. Ich werde dir auf jeden Fall schreiben und berichten, wie es läuft."
Nun lächelte ich ihm ebenfalls herzlich zu und bedankte mich bei ihm für das intensive und tiefgründige Gespräch. Er war durchaus eine Person, die man gerne um sich haben kann.
