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25. Dezember 1976 - Teil 2
Später am Abend saßen Hermione und Severus nebeneinander an einem großen runden Tisch in der Großen Halle beim Weihnachtsfestessen. Dumbledore hatte darauf bestanden, dass die übrigen SchülerInnen und das Personal zusammen saßen, da sie nur in geringer Zahl anwesend waren.
Es war unwirklich für sie, zu sehen, wie ihre ProfessorInnen ihre beruflichen Mauern fallen ließen und die Feiertage wirklich genossen. Professor McGonagall unterhielt sich vergnügt mit Professor Slughorn, dessen Wangen von der Flasche Wein, die er fast ausgetrunken hatte, tiefrot waren. Hagrid lachte laut und klopfte auf den Tisch, während Professor Flitwick versuchte, durch sein Lachen eine Geschichte zu erzählen. Madam Pomfrey und Professor Sprout saßen eng beieinander und sahen viel inniger aus, als sie es je vermutet hätte. Und Professor Dumbledore knackte mit einem Drittklässler aus Hufflepuff, dem es mehr als unangenehm zu sein schien, neben dem Schulleiter zu sitzen, einen Cracker auf.
Hermione lächelte über die Szene um sie herum und warf einen Blick auf Severus, der sich nicht wie sie umschaute, sondern die ganze Zeit sie im Auge behielt.
„Ist das immer so?" fragte sie ihn leise und schaute sich kurz am Tisch um.
Sie wusste, dass er seit seinem zweiten Schuljahr jedes Jahr in den Ferien an der Schule geblieben war.
Severus verdrehte die Augen.
„Ja. Und es ist ein Glück, dass du mit mir hier bist, denn normalerweise", er machte eine leichte Geste in Richtung des Jungen, der neben Dumbledore saß und dem eine blinkende rote Haube vom Cracker auf den Kopf gesetzt wurde. „War das ich."
Hermiones Lippen zuckten, als sie sich das Lachen verkneifen musste und sich Severus' wütendes Gesicht unter einer lächerlichen Haube vorstellte.
„Schade, dass ich das nicht gesehen habe", sagte sie mit angestrengter Stimme, weil sie immer noch versuchte, nicht zu lachen.
Seine Augen verengten sich bei ihrem Tonfall.
„Ja. Wirklich schade", antwortete er trocken.
Hermione griff unter dem Tisch nach seiner Hand und verschränkte ihrer beiden Finger ineinander. Seine Mundwinkel hoben sich und er drückte im Gegenzug ihre Hand.
„Was glaubst du, wie lange es noch dauert, bis wir gehen können, ohne unhöflich zu wirken?" flüsterte sie.
Severus blickte zu den ProfessorInnen auf, die mit der Zeit immer berauschter wurden. Sie klatschten mit, während Hagrid und Flitwick lautstark ein altes Zauberei-Volkslied über eine Hexe aus Lickfold sangen, das für die SchülerInnen nicht gerade angemessen zu hören war.
Er sah sie wieder an.
„Ich denke, jetzt wäre ein guter Zeitpunkt dafür." Dann grinste er. „Hast du einen Ort im Sinn, an den wir gehen können?"
Hermione spürte, wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg. Ihre Zähne pressten sich auf ihre Unterlippe, als sie nickte. Sie war ganz begierig darauf, mit ihm in den Raum der Wünsche zurückzukehren.
Severus muss wohl dasselbe gedacht haben wie Hermione, dachte sie, während sie beobachtete, wie seine Augen mit etwas funkelten, das sehr nach Verlangen aussah. Er erhob sich sofort von seinem Platz und Hermione folgte ihm.
Dumbledore blickte bei ihrer plötzlichen Bewegung auf, ein kaum merkliches Runzeln umspielte seine Lippen.
„Hermione, Severus. Sie gehen schon?" fragte er lässig, doch Hermione konnte den kleinen Hauch von Missbilligung in seinem Tonfall erkennen.
Trotzdem setzte sie ein entschuldigendes Lächeln auf und nickte.
„Ich fürchte ja, Onkel Albus. Um ehrlich zu sein, ich bin völlig kaputt und Severus hat sich bereit erklärt, mich zurück nach Ravenclaw zu begleiten", log sie glatt.
Severus neigte den Kopf, als würde er ihr zustimmen.
Dumbledore nickte einmal.
„Dann wünsche ich dir einen schönen Abend, meine Liebe." Dann lächelte er und hielt die Taschenuhr hoch, die Hermione ihm geschenkt hatte. „Und ich muss mich noch einmal für dieses wunderbare Geschenk bedanken, mit dem ich ganz sicher nicht gerechnet habe", sagte er ihr und klang dabei ganz aufrichtig.
Hermione brauchte das Lächeln, das sie jetzt aufsetzte, nicht vorzutäuschen.
„Ich war mehr als glücklich, sie für dich zu besorgen."
Sie wollte ihm mehr sagen. Auch wenn sie vielleicht nicht in allem übereinstimmten, was sie tat, während sie dort war, schätzte sie sehr, was er für sie getan hatte. Wie er sie im Schloss untergebracht hatte, wo sie in Sicherheit war. Wie er an dem Zeitumkehrer gearbeitet hatte, damit sie eines Tages nach Hause zurückkehren würde. Und wie er ihr und ihren Entscheidungen zu vertrauen schien, auch wenn er sie nicht für klug hielt.
In Dumbledores Augen lag Verständnis, als sie das alles dachte, und einen Moment lang glaubte sie, dass er alles wusste, was sie unausgesprochen ließ.
Das vertraute Glitzern in seinen Augen leuchtete auf, als er den Kopf in ihre Richtung neigte.
„Na dann, ab mit euch. Frohe Weihnachten euch beiden."
Hermione und Severus verabschiedeten sich beide und verließen gemeinsam die Halle, weil sie unbedingt allein sein wollten.
Als sich die Türen hinter ihnen schlossen, hielt Severus sie auf. Er schlang seine Arme um ihre Taille, hob sie vom Boden hoch und küsste sie leidenschaftlich.
„Ich liebe dich", sagte er, als er sie wieder absetzte.
Sie griff nach vorne, legte ihre Hand auf seine Brust und lächelte ihn an.
„Ich liebe dich auch, Severus."
Als sie die Tür zum Raum der Wünsche öffneten, sah er genauso aus wie am Vormittag, bis auf eine Neuerung. Neben dem Weihnachtsbaum befand sich eine Eichentür mit einem Messinggriff, der beim letzten Mal noch nicht da war. Hermione zog fragend eine Augenbraue hoch und ging nachsehen, was sich hinter der Tür befand.
Als sie eintrat und Severus direkt hinter ihr stand, spürte sie sofort, wie ihre Wangen rot wurden. In der Mitte des Raumes stand ein Himmelbett, das so groß war, dass es den größten Teil des Raumes vor ihnen beherrschte. Sie ging darauf zu und fuhr mit der Hand langsam über die glatte schwarze Decke.
„Wie...? Ich habe nicht...", begann sie leise zu fragen.
Severus räusperte sich. Als sie sich umdrehte, bemerkte sie, dass er sie nicht ansah, sondern seinen Blick fest auf den dicken grünen Teppich unter ihren Füßen gerichtet hielt.
„Ich, ähm... dachte, dass wir vielleicht – vielleicht anstatt während der Ferien getrennt zu schlafen...", seine Stimme verhallte, seine rosigen Wangen verrieten sein Unbehagen.
Langsam dämmerte ihr das Verständnis, sie spürte, wie sich ihre Lippen nach oben bogen, und ihr Herz begann zu hämmern angesichts der Tragweite dessen, was er nicht gesagt hatte. Ehrlich gesagt gefiel ihr der Gedanke, in seinen Armen zu schlafen, sehr gut, da niemand in einem ihrer beiden Schlafsäle ihre Abwesenheit bemerken würde. Aber sie war sich nicht ganz sicher, ob sie schon bereit war, ihre körperliche Beziehung weiter zu führen. Und wenn sie zustimmte zu bleiben, würde er das von ihr erwarten?
Fast als Antwort auf ihren vorherigen Gedanken meldete sich Severus zu Wort.
„Wenn du dich noch nicht wohl dabei fühlst, würde ich dich natürlich nicht zwingen." Er begann mit den Füßen zu schlurfen. „Ich hatte nur vor, dass wir schlafen", er betonte das Wort schlafen, „nichts weiter... wenn – wenn du nicht bereit bist."
Ihr Blick wanderte langsam an seiner großen, schlanken Gestalt entlang, die immer wieder von wogenden Roben verdeckt wurde. Selbst in seiner Jugend trug Severus Kleidung, die ihm ein wenig zu groß war. Sie vermutete, dass es ein unbewusster oder möglicherweise bewusster Versuch war, sich zu verstecken, um weniger imposant als sie wusste, dass er es war, zu wirken.
Sie verspürte die Sehnsucht, ihn von seinem Gewand zu befreien. Um endlich zu sehen, was sich darunter verbarg. Sie stellte sich vor, wie sie mit ihren Händen über seine Brust fuhr, ihre Finger in sein Brusthaar krallte, dann zu seinen Armen wanderte und mit ihren Fingernägeln sanft über seinen nackten Rücken strich. Ihr Gesicht errötete, als sie auf ihre Schuhe hinunterblickte.
„Ich -", ihre Stimme brach, sie räusperte sich, „ich bin nicht sicher, ob ich bereit bin, weiter zu gehen ... noch nicht."
Sie blickte zu ihm auf, um zu sehen, wie er reagierte, und stellte erfreut fest, dass er sie beruhigend anlächelte.
„Aber ich hätte nichts dagegen, die Nacht mit dir zu verbringen", versicherte sie ihm.
In der ganzen Zeit, in der Hermione ihn kannte, ob als Erwachsener oder als Junge, hatte sie Severus noch nie so sehr aufleuchten sehen wie in diesem Moment.
Nach dem peinlichen Austausch im Schlafzimmer verließen Hermione und Severus dieses, um das Bücherregal in der Sitzecke zu erkunden. Als sie den Titel eines Buches las, das sich mit Gegengiften und Heiltränken befasste, griff sie schnell danach, in der Hoffnung, dass vielleicht ein Kapitel dabei war, in dem beschrieben wurde, wie man neue Tränke testete, und zwar nicht an einer lebenden Person oder einem Lebewesen, um ihr eine Idee zu geben, wie sie ihr Gegengift testen konnte, wenn es fertig war.
Den Rest des Abends saßen die beiden zusammen vor dem Kamin, wobei Hermione sich an seine Seite schmiegte und leise las. Sie hatte gerade ein besonders hilfreiches Kapitel beendet, als sie laut gähnte. Es war kurz vor Mitternacht, und Severus schlug vor, dass sie sich für die Nacht hinlegen sollten. Sie legte ihr Buch vor sich auf den Tisch und stimmte zu, dann betraten sie, mit einem nervösen Flattern im Bauch wie nie zuvor, gemeinsam das Schlafzimmer.
Zuerst bewegte sich keiner der beiden, als sie drinnen waren. Sie standen unbeholfen kaum voneinander entfernt und schauten sich nach allem um, was nicht der jeweils andere war. Es war klar, dass weder sie noch Severus genau wussten, wie sie vorgehen sollten oder was die richtige Etikette war, wenn es darum ging, sich auf das zu Bett gehen vorzubereiten.
Sie wusste, dass sie nicht in ihren Roben schlafen konnte, aber dummerweise hatte sie vergessen, ihre Nachtkleidung aus dem Schlafsaal zu holen, und sie wusste, dass Severus das auch nicht getan hatte. Leicht panisch sah sie sich im Zimmer um, als plötzlich rechts von ihr ein Kleiderschrank auftauchte.
Sie sah Severus mit einer hochgezogenen Augenbraue an und fragte sich, ob es sein Werk war. Er schüttelte daraufhin den Kopf. Die Neugier war stärker als sie, und sie war diejenige, die sich ihm schließlich näherte. Als sie ihn öffnete, befanden sich darin zwei Paar Baumwollpyjamas – einer für jeden von ihnen. Ein hörbarer Seufzer der Erleichterung entfuhr ihr, ohne dass sie es merkte. Sie griff hinein und nahm das grüne Paar heraus, das für sie offensichtlich zu groß war, und reichte es Severus.
„Dieser Raum ist bemerkenswert", sagte er mit einem Hauch von Ehrfurcht in seinem Ton, als er ihn ihr abnahm.
„Wahrlich", antwortete sie, während sie ihr rotes Paar ergriff.
Ein kleines Grinsen bildete sich auf ihrem Gesicht, als sie die Farbe bemerkte. Er war rot, mit einem Hauch von Gold in den Nähten. Es war tröstlich für sie, etwas zu haben, das an ihr altes Leben erinnerte. Selbst wenn es etwas so Einfaches war wie die Farbe ihrer Nachtkleidung.
„Ist etwas komisch?" fragte Severus.
Sie hatte nicht bemerkt, dass er sie ansah. „Nein", sagte sie, trat einen Schritt näher an ihn heran und küsste seine Wange. „Ich bin nur froh darüber, hier bei dir zu sein."
Severus strich mit seinem Finger über ihren Wangenknochen, was ihr einen leichten Schauer über den Rücken jagte.
„Ich ziehe mich da drinnen um", sagte er und wies mit dem Kopf in Richtung Badezimmer. „Ruf mich, wenn du fertig bist."
Als die Badezimmertür geschlossen wurde, begann Hermione, sich auszuziehen. Ihre Hände zitterten, als sie die Knöpfe ihres Hemdes öffnete, und der Gedanke daran, das Bett mit Severus zu teilen, ließ Angst ihre Brust umspannen. Sie hatte noch nie neben einem Jungen geschlafen, wenn es nicht um mehr als platonische Gefühle ging. Der Gedanke daran ließ ihren Puls rasen.
Offensichtlich hatten sich die Dinge zwischen ihr und Severus weiterentwickelt. Sie wussten jetzt, dass sie sich liebten, und wenn sie sich einer Sache sicher war, dann der, dass man nach einer Liebeserklärung normalerweise erwartete, dass man sie auch körperlich zeigte. Vielleicht war sie in dieser Nacht noch nicht so weit gewesen, aber sie konnte nicht lügen und so tun, als hätte sie es nicht gewollt. Sie war eine neunzehn, fast zwanzig Jahre alte junge Frau, und natürlich hatte sie all die körperlichen Sehnsüchte der meisten Menschen in ihrem Alter. Wie immer bei Hermione war ihr Herz dabei, aber ihr Kopf hegte weiterhin Zweifel.
Es war nicht so, dass sie befürchtete, Severus sei der Typ Mensch, der das Wort Liebe benutzt hätte, um sie zum Sex mit ihm zu bewegen. Und es war auch nicht so, dass sie befürchtete, dass er sie danach verlassen würde. Es war die Angst davor, wie sehr sie sich danach emotional binden würde. Im Hinterkopf hatte sie immer den Gedanken, dass er vielleicht nicht überleben würde, wenn sie nach Hause kam. Sie steckte schon tief genug drin, als sie diese drei Worte laut aussprach. Aber wenn sie es auf die nächste Stufe bringen und er es irgendwie nicht schaffen würde ... sie hätte diesen Gedanken nicht einmal zu Ende denken können.
Nachdem sie ihre Kleider vom Vortag gefaltet und in den Schrank gelegt hatte, rief sie mit dem Rücken zur Tür: „Ich bin schicklich!"
„Da muss ich widersprechen", sagte er von hinten.
Hermione drehte sich um und schluckte hörbar, als sie sah, wie er sich an den Türrahmen lehnte und sie hungrig beobachtete.
„Du bist nicht nur schicklich, Hermione. Du bist großartig."
Hermione lachte nervös, ihre Unruhe erreichte ihren Höhepunkt, nachdem sie beide angezogen und bettfertig waren.
Severus kam ganz aus dem Badezimmer, schwenkte seinem Zauberstab, um das Licht hinter sich zu löschen, und ging langsam auf die gegenüberliegende Seite des Bettes zu, neben dem Hermione stand. Er begann, an seinem Ärmel zu zupfen, und obwohl er sein Gesicht teilnahmslos hielt, erkannte Hermione den nervösen Tick und fühlte sich ein wenig besser, weil sie wusste, dass er genauso angespannt war wie sie selbst. Es schien sie sogar zu ermutigen, das zu wissen.
Ohne länger zu zögern, zog sie das Bettzeug zurück und kletterte hinein, setzte sich in den Schneidersitz und sah erwartungsvoll zu Severus auf.
„Hast du vor, im Stehen zu schlafen?" fragte sie mit geschwungenen Lippen und tätschelte sanft den Platz neben ihr.
Er trödelte einen Moment, dann stieg er endlich ein, aber nur knapp. Er hing praktisch von der Bettkante herunter. Offensichtlich hatte er mehr Angst davor, als er anfangs zugegeben hatte.
Hermione griff nach ihm und zog an seinem Arm.
„Komm her", lockte sie ihn sanft.
„In – in Ordnung", flüsterte er heiser.
Severus verlagerte sein Gewicht und rückte näher an Hermione heran, aber sein Gesicht blieb nach vorne gerichtet. Die Spannung im Raum war unerträglich groß, und sie wusste genau, dass sie das beide spürten.
Als sie sein Profil betrachtete, das größtenteils durch den schwarzen Vorhang seines Haares verdeckt war, spürte sie, wie sich ihr Unterleib zusammenzog, und für einen kurzen Moment hätte sie fast gesagt, dass sie es sein lassen sollte, und sich auf ihn gestürzt. Unbewusst leckte sie sich über die Lippen und beobachtete, wie er sich anspannte, während er sie aus den Augenwinkeln beobachtete.
Da Hermione den fehlenden Kontakt nicht länger ertragen konnte, legte sie ihre Hand an Severus' Wange und führte seinen Kopf sanft zu sich. Sein Adamsapfel hob und senkte sich und in seinen dunklen Augen war leichte Panik zu erkennen. Hermione lächelte ihn warm an, bevor sie sich vorbeugte und ihre Lippen zärtlich auf seine legte.
Sie gingen behutsam miteinander um, der Kuss blieb leicht, ohne die Hitze, die sie normalerweise in letzter Zeit miteinander geteilt hatten. Als sich seine Arme zaghaft um ihre Taille schlangen, war sie überrascht, dass sie zitterten, und sie war ebenso schockiert, dass sie ebenfalls zitterte.
Es war etwas anderes, sich zu küssen, wenn man zusammen im Bett lag. Es war intimer, viel impliziter als gestohlene Momente in Klassenzimmern oder leeren Fluren. Es fühlte sich substanzieller an, erwachsener … echter.
Plötzlich kamen die Dinge in Bewegung. Severus' Hände wanderten ihren Rücken hinunter und fanden ihren Weg unter den Saum ihres Hemdes. Hermione stockte der Atem, und auf ihrer Haut bildete sich ein Schauer beim Gefühl seiner schwieligen Finger, die leichte Muster auf ihrem unteren Rücken nachzeichneten. Sie vertiefte den Kuss zwischen ihnen, wölbte sich instinktiv nach vorne und presste ihren Körper fester gegen seinen.
Ihr Atem ging flach, sie wollte nur, dass er sie weiter erforschte und jeden Zentimeter von ihr spürte. Sie hob ihre Arme, um seine Haare zu packen und zog fest daran. Ein leises Stöhnen entkam ihr, als er mit seinen Händen weiter ihren Rücken hinauffuhr und mit seinen Fingerspitzen sanft die Seiten ihrer Brüste streifte.
Er erstarrte bei dem Geräusch, das sie von sich gab, hörte sofort auf und zog sich zurück. Ein automatischer Schmollmund erschien auf ihrem Gesicht, während sie vor Frustration fast knurrte.
„Wir sollten aufhören", sagte er mit angespannter Stimme.
Hermione saß still da, ihr Herz pochte und sie fühlte sich wie eine wilde Katze, die sich auf ihre Beute stürzen wollte. Kurz bevor sie ihm sagte, er solle zur Hölle fahren, kehrte langsam ihr Verstand zurück.
Er hatte Recht. Sie nickte.
„Das sollten wir", stimmte sie zu, wenn auch widerwillig.
Severus lachte leise über die Bitterkeit in ihrem Ton und legte sich hin, wobei er Hermione dazu brachte, ihren Kopf auf seine Brust zu legen.
Er kämmte ihr mit den Fingern durch das Haar und drückte ihr dann einen Kuss auf die Stirn.
„Ich hatte nicht vor, mich so mitreißen zu lassen", flüsterte er. „Es tut mir leid."
Hermione schüttelte ungläubig den Kopf. Warum entschuldigte er sich bei ihr? Sie war doch genauso schuldig wie er, sich hinreißen zu lassen, wie er sagte.
„Es gibt keinen Grund, dich zu entschuldigen, Severus", versicherte sie ihm. „Ich hatte genauso viel damit zu tun wie du."
Er atmete tief aus.
„Trotzdem…"
Hermione verdrehte die Augen.
„Ich liebe dich, Severus. Also hör auf."
Severus drückte sie an sich und küsste sie noch einmal auf die Stirn.
„Ich liebe dich auch, Hermione."
Hermione lächelte, als sie die Augen schloss und die Erschöpfung sie überkam, während er weiter ihr Haar streichelte.
Sie hätte es getan, dachte sie. Sobald sie seine Hände auf ihrer nackten Haut spürte, hätte sie es zugelassen, wenn er noch weiter gegangen wäre. Sie liebte ihn. Sie liebte ihn so sehr, dass es fast schmerzhaft war, und noch nie in ihrem Leben hatte sie diese Liebe körperlich so zeigen wollen, wie sie es gerade bei Severus tun wollte. Wenn sie weiterhin jede Nacht gemeinsam im Raum der Wünsche verbracht hätten, wäre sie sicher nicht in der Lage gewesen, noch länger durchzuhalten.
Als sie sich in jenem Dämmerzustand zwischen Schlaf und Wachsein befand, murmelte sie gerade laut genug, um verstanden zu werden.
„Versprich mir, dass du immer bei mir sein wirst."
Seine Arme legten sich enger um sie.
„Für immer", sagte er und drückte seine Lippen auf ihren Scheitel.
Egal, was passierte, sie würde nicht zulassen, dass er dieses Versprechen brechen würde.
