"Willkommen in meinem Heim. Ich genieße die Stille hier in Tel'naeír." erzählte Oromis ihm, während er den Tee nach draußen brachte. Ivren stand unbeholfen an seiner Seite, unsicher über die Regeln der Gastfreundschaft. Ein Nebeneffekt davon, von Bestien großgezogen worden zu sein, obwohl er einen Drachen niemals laut als Bestie bezeichnen würde. Ivren nahm die angebotene Tasse und nippte. Der Tee schmeckte süß und krautig mit einem Hauch von Säure, Brombeere.

Zuerst sahen sie, wie die Sonne über den Horizont stieg und den Wald in ein Meer aus Flammen und Bernstein verwandelte. Glaedrs Schuppen wurden zu flüssigem Sonnenlicht. Ivren seufzte angesichts seiner Schönheit. Der riesige Drache hielt seine Augen geschlossen, nur das Zucken seines Schwanzes verriet seine stetige Aufemerksamheit. Ivren mochte sich durch die Rettung des Eies den Respekt und die Dankbarkeit aller Elfen erschlichen haben, doch nichts hielt Glaedr davon ab, seinen Reiter zu beschützen. Es war berührend.

"Man sagte mir, du hättest Brom und Morzan unterrichtet. Hast du auch Galbatorix unterrichtet?"

"Nein", antwortete Oromis, "Es hat mir vielleicht das Leben gerettet. Er hat jeden einzelnen Lehrmeister, den er je hatte, gejagt und zur Strecke gebracht." Seine Augen waren stürmisch- So wütend hatte Ivren noch nie einen Elfen gesehen. Nicht, dass er viele Elfen gesehen hat. Nun ja.

"Ich muss noch einmal mit ihm sprechen. Er darf die Geheimnisse der Drachenreiter nicht mit Außenstehenden teilen." Oromis wandte ihm seinen stählernen Blick zu. "Aber ich verstehe seine Entscheidung. Eragon ist auch dein Schüler und hat mir von deinem Lehren erzählt."

"Ein paar Worte und ein paar geteilte Lebenserfahrungen." Ivren zuckte mit den Schultern. "Nichts im Vergleich zu dem, was du ihm beibringst. In den falschen Händen ist es weitaus weniger gefährlich."

"Es ist nicht nichts. Deine Kenntnisse der Alten Sprache sind für einen Menschen beeindruckend, und du kennst nicht nur die richtigen Worte und die richtigen Regeln, du verstehst sie im Kern – als eine Kunst des Geistes, der Gedanken und der Logik.

Eragon hat keinen Rivalen, an dem er sich messen könnte, und seine Versuche, Arya zu beeindrucken, haben ihn mehr behindert als geholfen. Die Situation verschlimmerte sich immer mehr, bevor du dich eingemischt hast. Er sieht in dir einen Mentor oder vielmehr einen Vertrauten, einen Freund, seinen einzigen Mitmenschen hier, und welch Geheimnis du auch immer mit ihm geteilt hast, hat ihn so sehr an dich gefesselt, dass ich mir noch mehr Sorgen machen würde, wenn du nicht einen Eid geschworen hattest."

"Nun, es ist gut zu hören, dass mein Rat geholfen hat. Ich - Ich hatte nicht die Absicht ihn so tief zu - binden." Ivren schluckte. "Er war einsam, ein Außenseiter, und doch muss er der Held sein. Ich mache mir Sorgen um ihn. Du drängst ihn zu sehr und zu schnell, seine Verletzung wird mit jedem Tag schlimmer." Er warf Oromis einen vielsagenden Blick zu.

Ivren bemerkte, dass sich seine Hand einmal anspannte. "Du meinst es gut. I -" Oromis seufzte. Ein tiefer Schmerz lag in seinen Augen, und Ivren bedauerte seine Frage schon allein deshalb. "Galbatorix wird jede Gelegenheit nutzen, jede Schwäche und sogar jede Stärke, denn er wird einen Weg finden, sie zu nutzen, sie zu verdrehen. Eragon hat ein gutes Herz, aber nur ein scharfer Verstand kann ihm gegen Galbatorix helfen."

Von einem Herzschlag zum anderen verstand Ivren. "Du hast Angst. Du glaubst, man kann ihm nicht helfen. Wenn er an Galbatorix fällt, ist alles verloren, und schlimmer noch - du müsstest gegen ihn kämpfen."

Oromis wich zurück. Glaedr knurrte. Er schloss die Augen. "Du sprichst die Wahrheit."

Ivren verspürte das Bedürfnis, seinen Schmerz zu lindern. "Ich sprach harsch."

Oromis öffnete seine Augen wieder. "Die Wahrheit."

"Harsch", antwortete Ivren. Ein seltsames Gefühl stieg in seiner Brust auf. Seine Augen flackerten über die grünen Kronen, die goldenen Schuppen und dann wieder zu Oromis' Augen.

"Ich werde es nicht so weit kommen lassen." Sein Gesicht wurde ernst. "Eka weohnata néiat atra thäet vilja. Pömnuria fyrir-heit waíse thornessa, Eragon weohnata néiat waíse ánaudigr af Galbatorix wiol eg tóri."

Oromis blinzelte ganz langsam und bat offensichtlich um Geduld. "Das war nicht nötig. Ich weiß deine Bemühungen zu schätzen, auch wenn du . ."

Hm, er hätte nie gedacht, dass er Oromis einmal so wortkarg erleben würde. Der Elf wirkte immer so unerschütterlich, so kühl und ruhig.

"Meine Absicht war es immer, Eragon zu beschützen. Das hier hat es nur sicher gemacht." Das war die Wahrheit. Der junge Drachenreiter war ihm ans Herz gewachsen wie eine fragfreudige Flechte.

Oromis senkte den Kopf. "Ich verstehe. Wenn er geht - und das wird er, das weiß ich, denn trotz seiner Geduld rufen ihn seine Pflicht und sein Herz weg -, wirst du ihm dann folgen?"

"Ich denke, sein Herz würde ihn eher dazu bringen, hier zu bleiben." Ivren runzelte die Stirn. "Ja. Das werde ich. Bei der Ausbildung zum Reiter kann ich nicht helfen, aber ich kann ihm mehr über Magie beibringen", bot er an.

Ein zu langer Aufenthalt hier könnte sich in mehr als einer Hinsicht als gefährlich erweisen. Ohne Nainar und Eous fühlte er sich schwach und zu verletzlich, um es sich zu lange bequem zu machen - oder er könnte es sich zu bequem machen.

"Ich meinte sein Herz im Sinne seines Schutzbedürfnisses, nicht seine Gefühle für Arya. - Wenn du ihn weiter unterrichtest, wird sich die Lücke in seinem Wissen schließen, bis er bereit ist, zurückzukehren."

"Du schmeichelt mir, Oromis." Ivren lächelte ihn an. "Aber ich denke, unser Schüler wird bald hier auftauchen."

Sobald sie Du Weldenvarden verlassen hatten, wollte Ivren Nainar und Saphira vorstellen, wenn er es erlaubte. Es würde Saphira guttun, einen anderen Drachen kennenzulernen, noch dazu einen halbwilden. Man sollte sich besser kennen, bevor es zum Kampf kam und seine schwarzen Schuppen für Unruhe sorgten, denn schließlich teilte Shruikan seine Farbe.

Eka weohnata néiat atra thäet vilja. - Ich werde es nicht passieren lassen.
Pömnuria fyrir-heit waíse thornessa, - Mein heiliger Schwur sei dies,
Eragon weohnata néiat waíse ánaudigr – Eragon wird nicht von Galbatorix versklavt werden
wiol eg tori – so lange ich es verhindern kann