Aang setzte sich vor Tenzin der so tat als würde er meditieren. Der junge Mann tat dies wenn er allein gelassen werden wollte. Aang ahmte die Position seines Sohnes nach, schloss die Augen und sass still da.
Nach etwa zwanzig Minuten öffnete der Vater ein Auge und sagte: „Also Ten bleiben wir hier sitzen und tun den ganzen Tag so als würden wir meditieren oder möchtest du mit mir sprechen?"
„Tu als ob", sagte der Sohn tonlos.
„Das ist in Ordnung", sagte Aang, „aber es hilft vielleicht Dampf abzulassen."
„Ich weiss, dass du bereits weisst was passiert ist. Ich weiss, dass Mutter es dir erzählt hat, sie erzählt dir alles. Ich wünschte Lin wäre so."
„Egal wie sehr wir es vielleicht möchten, wir können die Menschen nicht ändern."
Tenzin öffnete endlich seine verquollenen, roten Augen. „Hat Mutter es dir gesagt? Hat sie dir gesagt was sie gesehen hat?"
„Hat sie", sagte Aang und blickte auf den hölzernen Boden.
„Lin…sie hat das nicht einmal in Betracht gezogen. Sie hat sich einfach entschieden."
„Also wenn das Baby kein Luftbändiger gewesen wäre, wärst du weniger verletzt oder wütend?" fragte der ältere Mann und sah wieder zu seinem Sohn.
Tenzins Antwort kam schnell. „Nein. Es ist nur…ich weiss nicht, es macht es noch schlimmer für mich."
„Ich glaube ich verstehe", sagte er. „Aber ich will nicht, dass du dich unter einen solchen Druck stellst."
„Aber Vater, wir sind die letzten unserer Art und, ausser es gibt da etwas was du und Mutter uns nicht sagt, werdet ihr keine weiteren Kinder bekommen."
Aang lachte. „Ja, ich glaube wir sind einundzwanzig Jahre darüber hinaus, aber mit etwas liegst du falsch, wir sind nicht die letzten. Dein Bruder und deine Schwester tragen genau so viel Luft Nomaden Blut in sich wie du."
„Ich weiss Vater, es ist nur-„
„Du fühlst eine grössere Last, weil du der einzige Luftbändiger bist."
„Ja."
„Tenzin, ich will nicht, dass du dir diesen Druck auflädst." Tenzin senkte seinen Kopf. „Schau Sohn, wir haben euch drei das nie gesagt, aber es gab Komplikationen als Bumi geboren wurde und uns wurde gesagt, dass eure Mutter keine weiteren Kinder bekommen könnte. Ich wollte es nicht akzeptieren. Eineinhalb Jahre habe ich sie, deinen Bruder und deine Schwester von einer Stadt zur nächsten geschleppt um eine Antwort zu finden, aber es gab keine."
„Nun, es musste eine geben, schliesslich bin ich hier", stellte Tenzin fest.
„Ja, aber nicht wegen irgendetwas davon. Ich musste akzeptieren, dass es vielleicht mein Schicksal war der letzte Luftbändiger zu sein. Als ich es endlich akzeptiert hatte, warst du da und hast auf mich gewartet."
Tenzin hatte einen nachdenklichen Ausdruck auf dem Gesicht. „Also, was du sagen willst ist, das dies vielleicht passieren musste, damit ich lernen konnte mich nicht so unter Druck zu setzen."
„Das ist eine Möglichkeit, aber das ist eine Lektion die ich niemandem Wünsche würde. Ich sage nur, dass du dir nicht all den Druck aufladen kannst. Was dich und Lin angeht, ich glaube ihr müsst über all das sprechen und herausfinden was ihr tun wollt, weil es ist offensichtlich, dass eure Pläne für die Zukunft drastisch voneinander abweichen."
„Sie weiss wie ich empfinde Vater", sagte er. Tenzin sass einen Augenblick da und überlegte ob er diese Information teilen sollte oder nicht. „Ich habe sie gebeten mich zu heiraten weisst du."
Aang war überrascht. „Wann ist das passiert?"
„Vor ungefähr sechs Monaten…ich habe das gemacht."
Tenzin steckte seine Hand in seine Tasche und liess den Inhalt in die offene Hand seines Vaters fallen. Es war eine Verlobungskette aus schwarzer Seide mit einem silbernen Medaillon. Über die Mitte verlief ein dunkler silberner, beinahe blauer Pfeil mit drei Wellen am Ende und ein silberner Beifong Eber flog über die Mitte. Es war die komplexeste Verlobungskette die Aang je gesehen hatte. „Du hast die gemacht?" fragte er seinen Sohn und sah die Halskette verwundert an.
„Ja."
„Wie hast du das alles gemacht?"
„Ich wollte die verschiedenen Farben also bin ich zu einem Metallschmied gegangen um zu lernen wie ich die Beschichtung mache. Ich habe selbst herausgefunden wie ich es schnitzen kann."
„Wow. Mein Sohn ist ein Künstler. Ich bin beeindruckt." Er sah zu Tenzin auf. „Also, ich nehme an, da du es mit dir herumträgst, dass sie nein gesagt hat."
„Aber das hat sie nicht, dass ist das Problem. Sie sagte wir seien noch jung und dass wir Zeit hätten." Sein Vater gab ihm die Halskette zurück und er steckte sie zurück in seine Tasche. „Ich trage sie seit sechs Monaten mit mir herum, warte darauf das sie ja sagt aber sie erwähnt es nicht einmal. Ich fange an zu glauben, dass sie nicht mit mir zusammen sein will."
„Ich weiss nicht Tenzin, dass ist etwas was dir nur Lin beantworten kann."
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Es waren viereinhalb Jahre vergangen seit Kimi nach Republica gezogen war und so viel hatte sich verändert. Als sie angekommen war, hatte Katara sie gepackt und hatte sie zum Training der neuen Truppen des weissen Lotus mitgenommen. Es hatte ihr so gefallen, dass sie dem weissen Lotus beigetreten war und zu einer vollen Trainerin im Wasserbändigen, Waffenkunde und Strategie in ihrem geheimen Trainingscamp ausserhalb von Republica geworden war.
Zu Kimis Überraschung sass in ihrer ersten Waffenkundestunde ein bekanntes Gesicht in der ersten Reihe. Philo, die Wache aus dem Zivilstandesamt, fiel ihr sofort ins Auge, als sie hereinkam. Sie hatte Probleme ihre Gedanken vor dem Mann den sie verführt hatte, damit sich ihre Schwester und ihre Cousine hatten reinschleichen können, anständig zu halten.
Nach dem Unterricht kam er auf sie zu, entschlossen sie auszuquetschen aber sie entschuldigte sich so schnell und so lieb, dass er nicht wütend sein konnte. Nachdem sie ihn an eine andere Klasse übergeben hatte, ging sie mit ihm aus um die Sache wieder gut zu machen. Eineinhalb Jahre später waren sie verheiratet.
Als sie zu Lins Wohnung ging fragte sie sich ob ihre kleine Schwester sie überhaupt sehen wollte. Nach allem was sie durchgemacht hat bin ich wahrscheinlich die letzte Person die Lin sehen will. dachte sie als sie den Türknauf drehte.
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Lin sass auf ihrem Bett als sich die Tür leicht öffnete und Kimi ihren Kopf hereinsteckte. „Hei Schwesterchen darf ich reinkommen?" fragte sie mit einem grossen, dämlichen Grinsen auf dem Gesicht.
Lin lachte. „Ja komm herein", sagte sie während sie ihr Buch neben sich legte. „Ich bin überrascht, dass Sokka dich allein die Treppe hat hochgehen lassen."
„Nun, er musste zu einer Notfallratssitzung", sagte Kimi als sie und ihr hochschwangerer Bauch durch die Tür kamen. „La sei Dank für kleine Wunder." Sie liess sich am Fussende des Bettes nieder. „Also, wie fühlst du dich?"
„Miserabel. Ich habe seit zwei Wochen nichts von Tenzin gehört und jedes mal wenn ich versuche zu gehen hält mich Mom auf. Wusstest du, dass sie die Jungs von der Arbeit extra bezahlt die Türen zu bewachen wenn sie geht?"
„Sie macht sich Sorgen um dich Lin. Toph will nur sicher gehen, dass es dir gut geht."
„Ich fühle mich gut", sagte Lin. „Ich vermisse Tenzin einfach. Er war so wütend Kimi. Ich glaube er hasst mich. Ich glaube Sokka hat mich auch gehasst."
„Wieso sagst du das?"
„Er hat die ganze Zeit kaum mit mir gesprochen. Er kommt auch nicht mehr so viel her wie früher. Er geht mir aus dem Weg."
Kimi lächelte. „So ist es nicht. Sokka war nicht viel hier weil er im Haus bleibt um mir Gesellschaft zu leisten. Er hat Todesangst, dass ich dieses Baby bekomme wenn er nicht da ist. Philo und ich haben ihm gesagt, dass Philo ihn holen wird wenn es Zeit ist, aber du weisst wie Sokka ist."
„Ich weiss, aber ich glaube trotzdem das er wütend auf mich ist, dass ich es vor Tenzin geheim halten wollte, du weisst schon, weil so ähnlich zu dem ist was ihm passiert ist."
„Ja, ich denke das hat ihn ein wenig verletzt, aber er versucht auch damit klar zu kommen, dass das Mädchen das er als Tochter aufgezogen hat mit seinem Neffen zusammen ist. Er hat bereits gesagt, dass er im Schleimland lebt und nun da er weiss, dass ihr Sex hattet ist er etwas…in Ordnung es gibt keinen anderen Weg das zu sagen er ist angewidert. Es ist einfach merkwürdig."
„Ich kann das verstehen", sagte die jüngere Frau und zog ihre Knie an ihre Brust.
„Ausserdem will er sich nicht zur Situation äussern. Er will nicht das einer von euch denkt, dass er auf der Seite des anderen ist. Vielleicht solltest du hinüber zum Haus kommen und mit Sokka sprechen. Du könntest Toph sagen, dass du kommst um mir beim dekorieren des Babyzimmers zu helfen."
„Das wäre schön", sagte sie.
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Bumi lag im Halbschlaf im Sand während sein Bruder schwamm, seine Hände stützten seinen Kopf während sich seine wilden Haare ausbreiteten. Es war der letzte Tag seines Urlaubs und er genoss seine Zeit am Strand mit seinem Bruder während sie darauf warteten, dass ihre Schwester mit ihrer Familie ankam.
„Hey Boom, willkommen zuhause", sagte eine bekannte Stimme über ihm.
„Ich bin seit einem Monat zuhause", sagte er barsch seine Augen noch immer geschlossen, „aber ich bin nicht derjenige bei dem du dich entschuldigen musst."
„Ich denke du hast recht."
Er setzte sich auf und sah sie an. „Weisst du, ich werde es sagen, weil Tenzy es nie tun würde; dein kleiner Plan war echt verdammt scheisse." Lin wollte etwas sagen aber er hob seine Hand. „Nein ich verstehe es. Dein Körper deine Entscheidung und all das aber du hättest es meinen Bruder nicht so herausfinden lassen müssen." Sie öffnete ihren Mund erneut und er unterbrach sie von neuem, dieses Mal stand er auf. „Und es ist nicht so, als wäre er einfach ein Typ mit dem du deinen Spass hattest, ihr zwei sollt euch lieben und du hast etwas so wichtiges wie das du schwanger warst vor ihm geheim gehalten. Es ist nur, es ist einfach verdammt scheisse," beendete er seinen Satz bevor er sich auf den Weg nachhause machte.
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Tenzin tauchte aus dem Wasser auf und wischte sich das Salzwasser aus dem Gesicht. Als er zu dem Punkt sah wo sein Bruder gelegen hatte und Lin sah hielt er inne. Der Luftnomade in ihm schrie Damit willst du dich nicht rumschlagen. Geh zurück und schwimm noch etwas länger. Während das Wasserstammblut in ihm sagte. Sie hat vielleicht Nerven. Geh und reiss ihr ihren schäbigen Arsch auf. Er sah zurück auf das Wasser, dann zu Lin und entschied etwas zwischen den beiden Ideen zu tun.
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Lin sah wie Tenzin aus dem Wasser kam. Sie konnte sie sich ein Lächeln nicht verkneifen, als sie das Wasser sah, das von seinen Muskeln tropfte während er etwas aus seinem Gesicht wischte. Sie vergas beinahe das er wütend auf sie war aber das er inne hielt als er sie sah war eine klare Erinnerung.
Er stand einen Moment da, offensichtlich versuchte er zu entscheiden was er tun sollte, dann machte er sich auf den Weg zum Strand. Er setzte sich neben sie und starrte auf das Wasser als wäre sie nicht da. Sie sassen die längsten fünf Minuten ihres Lebens so da bevor sie schliesslich etwas sagte.
„Es tut mir leid, dass du es so herausgefunden hast", sagte sie und sah sein Profil an. Seine Augen verengten sich. „Ich hätte es dir von Anfang an sagen sollen, aber ich habe den Grund dafür nicht gesehen, da ich meine Entscheidung bereits getroffen hatte." Sein Mund spannte sich an. „Tenzin…ich habe dich vermisst", sagte sie leise und zog die Knie an ihre Brust.
Sie sassen noch eine Weile so da bevor Tenzin etwas sagte. Schliesslich, ohne sich ihr zuzuwenden sagte er: „Ich gehe."
„Huh?" fragte Lin und richtete sich auf.
„Als Vater letzte Woche von seiner Reise zurückkehrte sagte er, dass die Lufttempel endlich vollendet sind. Einige der Lehrlinge haben sich freiwillig gemeldet dort zu leben und ich werde gehen um ihnen zu helfen sich zurechtzufinden."
Lin sah sein Gesicht im Profil an, es war noch immer angespannt. Sie wollte ihn anschreien stattdessen sagte sie. „Wie lange wirst du weg sein?"
„Ich weiss es nicht. Ein Jahr vielleicht länger. Es hängt davon wie ich mich fühle wenn ich die jeweiligen Tempel erreiche."
„Typisch", murmelte sie atemlos.
„Wie bitte?" fragte er und sah sie endlich an.
Sie sah ihn an. „Typischer Luftbändiger weglaufen Mist."
Er sah zurück auf das Wasser. „Fick dich Lin", sagte er ruhig.
Tenzin fluchte kaum und er hatte Lin nicht verflucht seit sie Teenager gewesen waren. „Was?" fragte sie geschockt.
Tenzin wandte sich um und ging mit seinem Gesicht ganz nah an ihres. „Fick. Dich. Lin", sagte er so steif wie er konnte. „Hier geht es nicht um dich. Im Gegensatz zur allgemeinen Meinung dreht sich mein Leben nicht um Lin Beifong."
Damit stand er auf und machte sich auf den Weg zurück zum Haus und lies sie allein am Strand mit dem Kopf in den Armen, weinend, zurück.
